Grevenbroich "Wer ist denn bitte Kollegah?"

Grevenbroich · Holocaust-Zeitzeugen haben die Diedrich-Uhlhorn-Realschule besucht. Dabei wurden sie nach dem Skandal-Text der beiden Rapper Farid Bang und Kollegah befragt.

 Die beiden Rapper Kollagah und Farid Bang bei der Echoverleihung.

Die beiden Rapper Kollagah und Farid Bang bei der Echoverleihung.

Foto: dpa/Jörg Carstensen

Im Song "0815" der beiden Rapper Kollegah und Farid Bang heißt es: "Mein Körper definierter als von Auschwitzinsassen." Diese Textzeile und die Echo-Auszeichnung für das zugehörige Album "JBG3" lösten jüngst einen Skandal aus, der darin mündete, dass der deutsche Musikpreis nun Geschichte ist. Ebenfalls Geschichte sind die Berichte von Menschen, die das Leid in Konzentrationslagern selbst miterlebt haben.

Zwei von ihnen besuchten jetzt die Diedrich-Uhlhorn-Realschule. Dort konnten 188 Schüler der Jahrgangsstufe 10 den beiden Zeitzeugen Mikolaj Sklodowski und Elzbieta Nowak ihre Fragen stellen. Eine davon lautete, wie sie die viel diskutierte Textzeile der beiden Rapper bewerten. Die Antwort von Sklodowski: "Wer ist denn bitte Kollegah?"

"Diese Nachfrage wirkte auf die Jugendlichen ebenso tatsächlich wie rhetorisch", berichtet Sebastian Potschka, Fachschaftsvorsitzender Geschichte. Sklodowski, stellvertretender Vorsitzender des Vereins der polnischen politischen KZ-Häftlinge, fügte in der Aula der Realschule dann noch erklärend hinzu: "Wer das KZ nicht erlebt hat, dem verbietet sich jeder Vergleich!"

Einmal im Jahr kommen Zeitzeugen wie Sklodowski und Nowak zu Besuch und berichten dort von ihren Erlebnissen und denen ihrer Familien. Das Angebot wird von den Schülern begeistert angenommen - auch über den normalen Rahmen hinaus. "Durch ihre eigenen Fragen haben sie die Veranstaltung so verlängert, dass sie sich in die große Pause hineinzog. Die ist den Schülern normalerweise heilig, aber keiner ist früher gegangen", zeigte sich Potschka beeindruckt.

Die Schüler interessierte zum Beispiel, wie sich die Holocaust-Überlebenden dabei fühlen in Deutschland zu sprechen. Sklodowski teilte ihnen auf polnisch durch einen Übersetzer mit: "Für mich macht es keinen Unterschied, ob ich mit deutschen oder polnischen Jugendlichen spreche. Wir sind ein vereintes Europa und ich finde es gut, hier zu sein."

Dem schließt sich Potschka, der die Besuche seit vier Jahren organisiert, voll an: "Diese reale Begegnung ist etwas Besonderes und ganz anders, als darüber nur in Schulbüchern zu lesen."

(kron)
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