TV „Germania“ Wevelinghoven Vereins-Historie komplett digitalisiert

Wevelinghoven · Zu seinem 125-Jahr-Jubiläum hat der Turnverein „Germania“ Wevelinghoven seine Geschichte aufwendig archiviert. Zwei Jahre lang hat Geschäftsführer Theo Holzmann in diese Arbeit investiert. Und er hat viele Anekdoten aus der Vergangenheit zutage gefördert.

 Das älteste Foto aus dem Archiv des TV „Germania“ wurde 1904 aufgenommen. Das Bild zeigt die Vorstandsmitglieder und die Sportler im Garten des ehemaligen Central-Hotels.

Das älteste Foto aus dem Archiv des TV „Germania“ wurde 1904 aufgenommen. Das Bild zeigt die Vorstandsmitglieder und die Sportler im Garten des ehemaligen Central-Hotels.

Foto: TV Germania Wevelinghoven

Der Turnverein „Germania“ dürfte eine der wenigen Sportgemeinschaften im Heimatgebiet sein, die ihre Geschichte komplett digitalisiert haben. Zwei Jahre lang hat Geschäftsführer Theo Holzmann daran getüftelt, sämtliche Unterlagen einschließlich der historischen Protokollbücher zu einem elektronischen Archiv zusammenzufassen. „Es umfasst 1064 Dokumente, mehr als 1000 Fotos und Videos“, sagt Holzmann. Der Clou: Wie bei einer Google-Suche kann das Archiv nach Daten, Namen und Stichworten durchsucht werden. Für den pensionierten IT-Experten war das kein Problem, wenngleich eine Menge Arbeit damit verbunden war. Die konnte jetzt pünktlich zum 125-jährigen Bestehen des Vereins abgeschlossen werden.

Nebenprodukt des Archivs war eine 483 Seiten starke, reich illustrierte Vereinschronik, die allerdings nur für die interne Arbeit des Vorstandes unter Leitung von Harry Pulz bestimmt ist. Eine Kurzfassung soll aber allen Mitgliedern zum Download im Internet zur Verfügung gestellt werden. Und die dürfte reichlich interessant werden, hat Theo Holzmann doch bei seiner Archivarbeit viele Anekdoten und Begebenheiten aus der Vereinsgeschichte zutage gefördert.

„Ganz so leicht war das nicht“, gibt der langjährige Geschäftsführer zu. Denn die Protokollbücher, die aus den Anfangszeiten stammen, wurden überwiegend in Sütterlin verfasst, in das er sich erst einmal mühsam einarbeiten musste. Aber das lohnte sich.

Die Geburtsstunde des Vereins schlug am 13. Dezember 1896 in der Gaststätte Schnorrenberg. 33 junge Männer kamen dort zusammen, gründeten die „Germania“ und machten Wirt Peter Josef Schnorrenberg zu ihrem ersten Vorsitzenden. Der stellte der Gemeinschaft gleich die Bühne seines Saals zur Verfügung, um darauf trainieren zu können. Auch im Saal des Central-Hotels und auf dem Sportplatz wurde fleißig geturnt. Eine eigene Halle gab es damals noch nicht.

 Im Jahr 1930 präsentierten sich die Sportler stolz mit ihrer Fahne. Das Banner existiert auch heute noch und steht unter Denkmalschutz.

Im Jahr 1930 präsentierten sich die Sportler stolz mit ihrer Fahne. Das Banner existiert auch heute noch und steht unter Denkmalschutz.

Foto: TV Germania Wevelinghoven

Die kam erst viel später – und war ursprünglich eine Scheune des Bauernhofs Schönen an der Poststraße. 3100 schweißtreibende Arbeitsstunden investierten die Vereinsmitglieder in den Umbau, der im März 1955 abgeschlossen werden konnte. Eine „richtige“ Turnhalle – am Heyerweg kombiniert mit einem Hallenbad – folgte exakt elf Jahre später. Zwischenzeitlich hatte der TV weitere Abteilungen gebildet – etwa für Ballett, Trampolin, Judo, Schwimmen, Volley-, Prell- und Faustball.

Bei seiner Archivarbeit hat Theo Holzmann eines herausgefunden: Mit dem Transport seiner Turner hatte der Verein in den Anfangsjahren so seine Schwierigkeiten. Zum Beispiel 1925, als die Sportler mit einem Pferde-Taxi nach Kapellen kutschiert wurden, um von dort aus per Bahn zu ihren Wettkämpfen zu gelangen. Der Gaul mit dem Namen „Kochs Schääl“ war allerdings blind – und so wurde die Fahrt zum Bahnhof oftmals zur „Tagesreise“. Nicht zuletzt auch, weil das Pferd unterwegs immer mal wieder verschnaufen musste. „Interessanterweise oft vor einer Gaststätte“, schildert der Geschäftsführer.

Zwar stellte Adam Schilden den Turnern in den 1940ern einen mit Holzgas betriebenen Lkw zur Verfügung. Doch der hatte den Nachteil, dass er bei Steigungen angeschoben werden musste. Etwas komfortabler waren später die Fahrten mit einem Wagen der Wevelinghovener Feuerwehr, der einmal in der Woche bewegt werden musste. „Um eine Dienstfahrt vorzutäuschen, trugen die Vereinsmitglieder, die an den Fensterplätzen saßen, eine komplette Feuerwehruniform mitsamt Helm“, erzählt Theo Holzmann.

Anzupacken wusste sie immer, die „Germania“. In mehreren tausend Arbeitsstunden legten die Turner selbst Hand an, um ihre Sportstätten in Ordnung zu halten – alleine durch ihre Reparaturen im Kleinschwimmbad (1994 und 2001) sparten sie der Stadt eine Menge Geld. Und auch als es galt, 2008 den Keller der Turnhalle an der Poststraße zu einem Vereinsheim umzubauen, klotzten die Sportler an mehr als 750 Tagen ordentlich rein.

Gefeiert wurde natürlich auch – vor allem bei den Stiftungsfesten. Das letzte Jubiläum hat der Turnverein vor 25 Jahren in einem Festzelt auf dem Marktplatz begangen. „Leider ist es eine derartige Veranstaltung zum 125-jährigen Bestehen wegen Corona nicht möglich“, bedauert Holzmann. Ob sie 2022 nachgeholt werden kann, hänge von der Entwicklung der Pandemie ab.

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