Werkstätten in Grevenbroich Varius-Mitarbeiter klettern für ein bundesweites Forschungsprojekt

Hemmerden · Untersucht wird, welchen Nutzen der Klettersport für die Beschäftigungsfähigkeit der Mitarbeiter mit kognitiver Beeinträchtigung in Werkstätten für Menschen mit Behinderung hat.

 Jennifer Nilges an der Wand in der Kletterkirche. Die 30-Jährige gehört zu den Teilnehmern des Kletterprojekts.

Jennifer Nilges an der Wand in der Kletterkirche. Die 30-Jährige gehört zu den Teilnehmern des Kletterprojekts.

Foto: Varius-Werkstätten

Bei den Varius-Werkstätten wird für die Forschung geklettert – im Rahmen eines bundesweiten Projekts des Forschungsinstituts für Inklusion durch Bewegung und Sport (FIBS) in Kooperation mit den Werkstätten. Dafür geht es in die Kletterkirche in Mönchengladbach. Zur Route dort gehört ein Sprung vom Balken. „Ich hätte am Anfang nie gedacht, dass ich mich das trauen würde, aber dann bin ich einfach von dem Kletterbalken gesprungen, das war ein tolles Gefühl“, schildert Jennifer Nilges. Die 30-Jährige arbeitet in den Werkstätten in der Verpackungsabteilung und hat eine kognitive Beeinträchtigung.

Untersucht wird, welchen Nutzen der Klettersport für die Beschäftigungsfähigkeit der Mitarbeiter mit kognitiver Beeinträchtigung in Werkstätten für Menschen mit Behinderung hat. „Für uns eigentlich noch interessanter ist aber die Frage, wie sich die Persönlichkeit durch das Klettern entwickelt und verändert“, sagt Birgit Zander, die bei Varius als Sportlehrerin verantwortlich für das Projekt ist. Dafür wurden bewusst „nicht nur übermäßig sportliche Mitarbeiter“ ausgesucht. Während des zehnmonatigen Projekts fährt die Klettergruppe ein bis zweimal pro Woche zur Kletterkirche. Zudem gibt es zwei Kontrollgruppen: Eine hat regelmäßig ein Fitnessstudio besucht, eine weitere nimmt keine speziellen Sport- oder Bewegungsangebote wahr.

Die acht Kletterer werden von einem Trainer angeleitet. „Einige haben lange gebraucht, bis sie sich getraut haben, die ersten Meter an der Wand hochzusteigen. Andere sind ganz schnell hoch geklettert und waren fast erschrocken über ihre Courage“, erzählt Zander. „Wir bilden Zweierteams – der Eine klettert, der Andere sichert. Das Vertrauen, dass der Partner auf mich aufpasst, muss sich erst entwickeln.“ Sie und ihre Kollegen stellen fest, dass Menschen durch Klettern selbstbewusster werden. „Ein Teilnehmer hatte große Höhenangst und ist nie allein eine Treppe gegangen. Durch das Projekt hat er seine Angst überwunden. Da war das Klettern fast eine Art Therapie“, berichtet Zander. Auch Nilges ist heute gelassener und aufgeschlossener.

Die Auswertung wird das Institut in Kürze bekannt geben. Für Zander stehen die positiven Effekte außer Frage. „Wir planen, auch nach dem Projekt ein Kletterangebot für Mitarbeiter zu schaffen, und suchen nach einer Finanzierungsmöglichkeit.“

(NGZ)
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