Unterstützung für Geflüchtete in Grevenbroich Ukrainischer Musiker hilft seinen Landsleuten in Deutschland

Grevenbroich · Feliks Sokol sorgt dafür, dass Geflüchtete eine Wohnung bekommen. Sorgen macht er sich um seine Mutter, die ihre Heimat nicht verlassen möchte. Die 62-Jährige lebt in der umkämpften Frontstadt Charkiw.

 Kirchenmusiker Feliks Sokol (39) stammt aus der Ukraine.

Kirchenmusiker Feliks Sokol (39) stammt aus der Ukraine.

Foto: Wiljo Piel/wilp

Vor sechs Jahren kam er mit Frau und Kind nach Deutschland, heute arbeitet er als Kirchenmusiker im Bezirk „Vollrather Höhe“, zu dem auch die Südstadt zählt. In deren Pfarrkirche St. Joseph wird er am 8. Mai ein „Konzert für den Frieden“ leiten – für einen Frieden, den sich Feliks Sokol mehr als alles andere wünscht. Der 39-Jährige stammt aus der Ukraine, er hat dort Familie, viele Freunde und Bekannte, um deren Leben er bangt.

Das gilt vor allem für seine Mutter, die in der umkämpften Frontstadt Charkiw lebt – und sich partout weigert, ihre Wohnung in der siebten Etage eines neunstöckigen Hochhauses zu verlassen, obwohl ihr Sohn sie immer wieder darum bittet. „Sie will in unserer Heimat bleiben“, schildert der Musiker, der nahezu täglich mit der 62-Jährigen telefoniert – und zusammenschreckt, wenn plötzlich Explosionsgeräusche im Hintergrund zu hören sind. „Alles gut“, beruhigt ihn seine Mutter in solch unfassbaren Momenten, die Einschläge seien noch weit weg. Feliks Sokol macht sich trotzdem große Sorgen.

In seiner Wahl-Heimat packt er an. Viele seiner Freunde – größtenteils Mütter mit Kindern – sind aus Charkiw nach Deutschland geflüchtet. Mittlerweile hat er mehr als 30 von ihnen eine Wohnung in Grevenbroich und Umgebung vermitteln können. „Große Unterstützung habe ich dabei von den Mitgliedern meiner Chöre erhalten“, sagt er. Nun macht sich Feliks Sokol Gedanken darüber, wo er die nächsten Geflüchteten aus der Zwei-Millionen-Stadt unterbringen kann, die ganz bestimmt bei ihm anrufen werden.

„Gott sei Dank kann ich in Deutschland etwas Sinnvolles für meine Landsleute tun – ich möchte gerne allen helfen“, sagt der 39-Jährige. Doch das sei kaum möglich. Vor allem die Suche nach einer Wohnung gestalte sich immer schwieriger, es sei kaum noch ein Platz zu finden. Darüber hinaus sammelt er Spenden für ukrainische Flüchtlinge, gebraucht werden etwa Kleidung, Spielzeug oder Betten. Der katholische Pfarrverein St. Joseph hat unter seinem Namen ein Spendenkonto (www.kath-gv-roki.de) eingerichtet, um die Geflüchteten finanziell zu unterstützen.

Geld für die Ukraine-Hilfe wird auch bei dem Friedenskonzert gesammelt, das am 8. Mai um 17 Uhr in der St.-Joseph-Kirche beginnt. Gestaltet wird der musikalische Nachmittag vom Projektchor Grevenbroich-Rommerskirchen und dem Chor „Aufwind“ aus Ratingen, der ebenfalls unter der Leitung von Feliks Sokol steht. Als Solisten agieren Isolde Dreuw-Becker und Anna Sokol, die Ehefrau des Musikers.

„Wir werden Friedenslieder aufführen, zum Beispiel das bekannte ,You raise me up‘ (Du ermutigst mich). Aber auch Liebeslieder stehen auf dem Programm – die immer auch etwas mit Frieden zu tun haben“, sagt Feliks Sokol. Und zum Schluss wird „Schtsche ne wmerla Ukrajina“ (Noch ist die Ukraine nicht gestorben) erklingen – die Hymne „eines friedlichen Landes, das keinen Krieg wollte“, sagt Sokol, der darauf hofft, „dass dieser Schrecken bald ein Ende haben wird“.

Der 39-Jährige verfolgt mit Sorge die Angriffe auf seine Heimat. Ablenkung gibt ihm die Musik – und vor allem die Hilfe, die er seinen Landsleuten zuteil kommen lässt. Dass er für die auch mal als Dolmetscher agieren würde, hätte er vor fünf Jahren nicht geglaubt. „Da konnte ich kaum Deutsch.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort