Überfälle in Grevenbroich und Krefeld Teppichmesser-Räuber brauchte Geld für Wohnmobil-Tour

Krefeld · Ein 56-jähriger Familienvater soll Ende Juli zwei Autofahrerinnen auf Supermarkt-Parkplätzen in Wevelinghoven und Uerdingen überfallen und dadurch mehr als 3000 Euro erbeutet haben.

 Der Angeklagte verdeckt sein Gesicht mit einem Ordner, davor sein Verteidiger Ingo Herbort.

Der Angeklagte verdeckt sein Gesicht mit einem Ordner, davor sein Verteidiger Ingo Herbort.

Foto: Marc Pesch

Es war eine kuriose Variante, um sich Urlaubsgeld zu beschaffen: Ein 56-jähriger Familienvater aus Wevelinghoven soll Ende Juli zwei Autofahrerinnen auf Supermarkt-Parkplätzen in Wevelinghoven und Uerdingen überfallen und dadurch mehr als 3000 Euro erbeutet haben. Seit Donnerstag muss er sich vor dem Landgericht Mönchengladbach verantworten.

„Das, was in der Anklage steht, ist richtig“, gab der frühere Betreiber eines Logistik-Unternehmens am Düsseldorfer Flughafen zu. „Mir tut alles sehr leid, ich möchte mich bei den Opfern auch entschuldigen.“ Der Mann, der zuletzt bei einem Chemieunternehmen in der Region gearbeitet hatte, war am 31. Juli 2019 auf dem Marktplatz in Wevelinghoven zu einer Frau ins Auto gestiegen. „Plötzlich saß er neben mir und bedrohte mich mit einem orangen Teppichmesser mit ausgefahrener Klinge“, sagte die 60-jährige Grevenbroicherin. Der Mann hatte sie aufgefordert, ihm das Portmonee, die EC-Karte samt PIN-Nummer und das Handy zu überlassen. Dann sei er mit ihr zusammen weggefahren, hatte sie abgesetzt, war mit dem gestohlenen Auto zurück gefahren und hatte mit der EC-Karte 2000 Euro vom Konto der Frau abgehoben.

Ähnlich lief auch der Überfall auf einem Edeka-Parkplatz in Uerdingen. Das 60 Jahre alte Opfer wurde später in der Nähe einer Müllverbrennungsanlage am Stadtrand von Krefeld ausgesetzt, die Frau berichtete von Todesangst. Auch sie hatte der Mann mit einem Teppichmesser bedroht. Mit ihrem Auto – einem Audi – war er bis zu seinem Wohnort in Wevelinghoven geflüchtet. Dort entdeckte eine Polizeistreife den gestohlenen Wagen auf dem Marktplatz. Als die Beamten den Fahrer überprüfen wollten, gab der Gas. Nach Angaben von Staatsanwalt Stefan Lingens kam es fortan zu einer wilden Verfolgungsjagd. In „Cobra-11-Manier“ ging es mit Tempo 140 durch Ortschaften und über Landstraßen, ehe er in einen Streifenwagen raste und festgenommen wurde.

Das Motiv: Der Mann brauchte Urlaubsgeld. Er hatte sich nach 24 Jahren Ehe von Frau und Kindern getrennt. Mit seiner neuen Freundin wollte er eine Wohnmobil-Tour machen – aber dafür reichte das Geld nicht. Sein Erspartes von angeblich 35.000 Euro will der Angeklagte verloren haben, so sei er zum Räuber geworden. Im Falle einer Verurteilung drohen mehr als fünf Jahre Haft. Das Urteil soll am Dienstag verkündet werden.

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