TSG Grevenbroich packt im Tierpark Bochum mit an Taucher schrubben Algen bei Seehunden

Grevenbroich/Bochum · Sie haben schon viele Unterwasser-Paradiese dieser Erde besucht – doch dieser Ausflug war für die Mitglieder der TSG Grevenbroich eine Premiere: Sie tauchten jetzt ab zu den Seehunden des Bochumer Tierparks und reinigten das große Becken von Algen.

 Die Nordsee-Heuler hielten meist Abstand von den Grevenbroicher Tauchern, die ihr Becken auf Vordermann brachten.

Die Nordsee-Heuler hielten meist Abstand von den Grevenbroicher Tauchern, die ihr Becken auf Vordermann brachten.

Foto: Daniel Brinckmann

Seehunde zählen zu den sozialsten Meeresbewohnern und lassen ihrer Neugierde oft freien Lauf. Sie drehen Pirouetten, schwimmen gern kopfüber und reichen ihrem Gegenüber auch schon mal einen vorgekauten Seestern. Dass die wendigen Säugetiere Menschen mitunter auch unbemerkt über die Schulter schauen, durften jetzt zehn Taucher aus Grevenbroich erleben, die gemeinsam mit ihren Kollegen vom DUC Wattenscheid im Tierpark Bochum den Unterwasser-Staubsauger schwangen, um das Außenbecken von Algen zu befreien.

Nach einer kurzen Einweisung ließ sich die erste von drei Gruppen mit wasserdichten Reinigungsgeräten ins Becken sinken, um den grünen Boden in strahlendes Weiß zu verwandeln. In den Genuss von Liebesbissen in die Flossen und neugierigen Blicken aus den braunen Kulleraugen kamen die Taucher dabei aber nicht. Tatsächlich gaben sich die vier Nordsee-Robben reserviert und verließen ihr Rückzugsgebiet im hinteren Beckenbereich zaghaft und blieben eher skeptisch.

 Der Tauchgang der TSG Grevenbroich war auch für die Besucher des Tierparks eine Attraktion.

Der Tauchgang der TSG Grevenbroich war auch für die Besucher des Tierparks eine Attraktion.

Foto: Daniel Brinckmann

So richtig wollte das Eis zwischen Mensch und Tier nicht brechen, doch nach einer halben Stunde trauten sich mit Maxime, Aurora und Ole zumindest drei der Tiere aus ihrem Unterschlupf, um dann wie Torpedos an den blubbernden Gästen mit ihren Motorbürsten vorbeizuschießen.

Mit einer guten Stunde unter Wasser stellte Meeresbiologe Markus Eßer, der als Umweltreferent für den deutschen Tauchsportverband VDST tätig ist, den Zeitrekord des Tages auf. Mit seiner Bildausbeute war er dennoch nicht so recht zufrieden: „Nach einer Viertelstunde ging die Sichtweite durch die Reinigungsmaßnahmen stark zurück“, berichtet das ehemalige TSG-Mitglied zum Unterwasser-Schneegestöber. „Nach meiner Erfahrung aus Kanada und Helgoland reagieren die Tiere stark auf das Licht meiner Videoleuchte, aber hier waren sie relativ scheu und haben ihre Rückzugs-Zone wie einen natürlichen Wendehammer genutzt.“ Die 14 Humboldt-Pinguine wollten ihren Privatbereich gar nicht erst verlassen und ignorierten die Grevenbroicher Taucher geflissentlich.

 Mit Motorbürsten schritten die TSG-Mitglieder am vergangenen Wochenende im Seehundbecken des Bochumer Tierparks zur Tat.

Mit Motorbürsten schritten die TSG-Mitglieder am vergangenen Wochenende im Seehundbecken des Bochumer Tierparks zur Tat.

Foto: Daniel Brinckmann

Die nächste Chance kommt aber bestimmt: Weil starke Sonneneinstrahlung und hohe Temperaturen für eine permanente Algenblüte gesorgt haben, wird der 565.000 Kubikliter fassende Salzwassertank bis in den Oktober alle drei Wochen von Tauchern gereinigt. Dass die Grevenbroicher dabei sein können, verdanken sie ihrem ehemaligen Vereinskameraden Stefan Beißel, der nach dem Umzug ins Ruhrgebiet zwar den Club gewechselt hat, den alten Freunden aber die Treue hält und sie kurzerhand ins Boot holte.

Für den Tierpark ist die bereits sieben Jahre lang währende Kooperation mit mehr als sechs Tauchvereinen eine Win-Win-Situation, sagt Direktor Ralf Slabik, der dankbar für die Unterstützung ist. Auch, weil herkömmliche Schwimmbad-Roboter mit den Schrägen im Becken ihre Probleme hätten.

Mit 350 Tierarten und etlichen Außenvolieren repräsentiert der mehrfach ausgezeichnete Tierpark Bochum ein fortschrittliches Zoo-Konzept, in dem pädagogische Arbeit und auch Nachzuchten ihren festen Platz haben. Und letzteres gilt hoffentlich bald auch für die Seehunde: Während es die Taucher zur Pommesbude zog, waren die erwachsenen Heuler, deren Eltern aus Auffangstationen an der Nordseeküste stammen, endlich wieder unter sich. Schließlich ist der erst fünf Jahre alte Ole als einziges Männchen bei den drei älteren Damen der unumstrittene „Hahn im Korb“.

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