Tagebau Garzweiler Aktivisten besetzen Braunkohle-Bagger

Grevenbroich · Aktivisten von Greenpeace haben am Donnerstagmorgen einen Braunkohle-Bagger im Tagebau Garzweiler geentert. Mit dabei hatten sie das „C“ der CDU. Allerdings als Kopie.

Grevenbroich: Tagebau Garzweiler - Greenpeace besetzt Braunkohle-Bagger
Foto: Greenpeace

Gegen 7 Uhr waren die Klimaschützer in den Tagebau Garzweiler eingedrungen. Mit Fahrzeugen waren sie von der Nordwand in die Grube gefahren. Ihr Ziel: der auf der dritten Sohle stehende Riesen-Bagger mit der Nummer 288. Aktivisten kletterten auf das Gerät. In Höhe des Schaufelradauslegers entrollten sie ein 60 Quadratmeter großes Banner: „Klimakrise: Kohle abschalten.“ Vor den Raupenfahrwerken wurde ein weiteres Spruchband ausgerollt: „Kohle muss im Boden bleiben“. Polizei und Werkschutz rückten an, Bis zum Nachmittag hatte die Polizei, unter anderem mit Höheninterventions-Trupps, die meisten Aktivisten wieder aus dem Tagebau herausgeführt. Doch drei harrten weiter auf dem Bagger-Ausleger in etwa 35 bis 40 Metern Höhe aus. „Unser Ziel ist es, bis Freitagmorgen, wenn weltweit Klimastreiks anstehen, durchzuhalten“, erklärt Greenpeace-Sprecher Frank Rosin.

Mit der Aktion fordert Greenpeace eine zügigere Realisierung des von der Organisation mitgetragenen Kohlekompromisses. „Wirtschaftsminister Altmaier liefert nicht beim Kohleausstieg“, sagte Greenpeace-Klimaexperte Bastian Neuwirth. Der Minister habe auch in den jüngsten Verhandlungen keinen Fortschritt mit den Kohlekonzernen erreicht. „Altmaier verstrickt sich im Milliardenpoker mit Kohlekonzernen“, so Neuwirth. Die Bundesregierung verfehle ihr Ziel, bis 2030 zwei Drittel des Stroms mit Erneuerbaren Energien zu erzeugen. Greenpeace fordert ein neues Klimapaket, das mit dem 1,5 Grad-Ziel des Pariser Klimaabkommens vereinbar sei. „Das erfordert einen Kohleausstieg bis spätestens 2030“.

Greenpeace sprach von 60 Aktivisten, die in den Tagebau eingedrungen waren. Laut RWE-Sprecher Guido Steffen waren es circa 40. Bagger 288 habe wegen eines Fahrwerkschadens still gestanden. Am Mittwoch sollte die Reparatur vorbereitet werden, „was wegen der Besetzung nicht möglich war“. Mehrere Gruppen waren auf und am Bagger aktiv. Rund 20 Aktivisten saßen als „Versorger“ mit Wasser, Essen und mobiler Toliette vor einem Fahrwerk. Andere waren auf den Bagger geklettert, etwa vier hingen mit einem Banner an Seilen.

„Es geht friedlich zu“, schildert am Nachmittag Dana Zimmermann, Sprecherin der Polizei in Aachen. Zum Teil seien Aktivisten mit der Polizei gegangen, zum Teil zu Fahrzeugen getragen und nach Feststellung der Personalien aus dem Tagebau gebracht worden. Neben Höheninterventions-Teams, die an Seilen vorgingen, waren auch Hubsteiger angerückt. Drei Aktivisten - zwei Frauen und ein Mann - aber besetzten weiter den Ausleger. Laut Polizei sind zwei mit einem „Lock on“ verbunden – ein Rohr, in das Arme eingegipst oder einbetoniert werden. Die Beamten mussten die Vorrichtung mit Spezialwerkzeug lösen. Die drei Aktivisten wurden nach Feststellung ihrer Identität ebenfalls vor Ort entlassen.

Übrigens war auch das rote „C“ am Tagebaurand zu sehen, das Aktivisten kürzlich der CDU aus dem Namenslogo entzogen hatten. Es handele sich aber nicht um das Original, das sei an einem sicheren Ort, betonte Rosin.

RWE Power hat laut Polizei Strafantrag wegen Hausfriedensbruchs gestellt. „Das ist eine leichtsinnige Aktion“, sagte Guido Steffen. „Ein Schaufelradbagger birgt zahlreiche Gefahren.“ Zudem sei die Aktion „überflüssig, weil der Kohleausstieg nicht verschleppt wird, wie Greenpeace behauptet. Zurzeit wird seine Umsetzung vorbereitet. Wir sind für 1:1-Umsetzung des Kohlekompromisses und würden damit auch einer ersten Welle von Stilllegungen von Blöcken auch im Rheinischen Revier bis Ende 2022 zustimmen.“

(wilp/ubg)
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