Interessante Touren durch Grevenbroich Stadtführerin startet ihre letzte Tour

Grevenbroich · Für die Landesgartenschau 1995 ließ sich Anni Bierbaum zur Stadtführerin ausbilden. Seither begeistert sie mit ihren Motto-Touren. Zum Jahresende geht die 71-Jährige in Rente. Stadt-Anekdoten erzählt sie dann nur noch privat.

 Führte mit Witz, Charme und Kenntnis durch die Stadt: Anni Bierbaum. Zum Jahresende geht die 71-Jährige in Rente.

Führte mit Witz, Charme und Kenntnis durch die Stadt: Anni Bierbaum. Zum Jahresende geht die 71-Jährige in Rente.

Foto: Dieter Staniek

In Wevelinghoven geboren, im Nachbarort Kapellen aufgewachsen und später mit Mann und Sohn zurück nach Wevelinghoven gezogen, ist Anni Bierbaum „wirklich vernarrt in meine Stadt“, wie sie liebevoll über Grevenbroich spricht. Weil sie außerdem  Geschichten mag, kleine Anekdoten und große Legenden gerne erzählt, war die gelernte Zahnarzthelferin begeistert, als rund um die Landesgartenschau Stadtführer gesucht wurden. „Da meldeten mein Mann und ich uns direkt zur Fortbildung an.“ Das war 1995 – und seither hat die inzwischen 71 Jährige ganze Heerscharen von Touristen, ebenso wie manchen Einheimischen mit ihren Stadtspaziergängen begeistert. „Damit ist jetzt Schluss“, berichtet sie. „Zum Jahresende höre ich als Stadtführerin auf.“

Nicht etwa, weil sie den Spaß an der Sache verloren hätte. „Im Gegenteil: Aufhören sollte man, wenn es am schönsten ist“,  sagt sie und freut sich auf die „Heitere Stadtführung“, die sie bei der Volkshochschule am Sonntag, 29. September, anbietet. „Viele wunderschöne Ecken“ habe ihre Lieblingsstadt, durch die sie  immer wieder gerne  schlendert. „Wenngleich mir das inzwischen schwer fällt“, wie sie nach Bandscheibenvorfällen und Problemen mit der Hüfte sagt.

Erklärte Favoriten bei ihren Gängen – immer einem Motto untergeordnet, aber nie zahlenlastig, sondern bevorzugt erzählerisch – sind der Garten von Haus Hartmann sowie das Gebäudeensemble auf der Stadtparkinsel. „Die Bücherei beispielsweise mag ich“, schwärmt sie nicht bloß vom Bauwerk. „Ich schmökere ja auch so gerne.“ Vom Krimi bis zum Sachbuch verschlingt sie viele Bücher, „eine Liebe, die ich meinem Sohn vererbt habe“ – der Buchhändler in der Nähe Kölns ist.

Schon zu Schulzeiten liebte sie die Fächer Geschichte und Deutsch, „mit Zahlen habe ich es nie gehabt“ und Stadthistorie hat es ihr besonders angetan. „Da haben wir aber auch zwei besondere Brüderpaare“, verweist sie zielstrebig auf die für Grevenbroichs Entwicklung so relevante Grafen von Kessel, Klostergründung inklusive, sowie der Brüder derer von Zuccalmaglio. „Schriftsteller, Märchensammler und kritische Geister“ seien sie gewesen und mit damaliger Prominenz wie Jakob und Wilhelm Grimm befreundet, ebenso wie mit dem Komponisten-Ehepaar Clara und Robert Schumann oder Musiker Johannes Brahms bekannt. „Über solche Sachen könnte ich stundenlang erzählen“, begeistert sich Anni Bierbaum.

„Ein paar Fakten müssen auch sein“, würzt sie ihre Touren mit markanten Daten wie Grevenbroichs erster Erwähnung um 962, der Verleihung der Stadtrechte 1311 sowie besagter Klosterstiftung anno 1297 durch Walram Graf von Kessel. Genau so, wie sie die Schlossstadt mag, kann sich Anni Bierbaum für andere Städte begeistern. Paris, Prag und Budapest haben es ihr angetan, ebenso die so oft mit ihrem inzwischen verstorbenen Ehemann bereiste Bretagne, „da würde ich gerne mal wieder hinfahren“. Als nächstes aber steht eine Reise auf die Insel Föhr an, denn „ich liebe das Meer“, sagt Bierbaum. Überhaupt beschreibt sie sich als „positiven Menschen“ mit einem „netten Freundeskreis“. Wie beliebt sie offensichtlich ist, zeigt sich bei Einkäufen in der City. „Oft kommen Leute auf mich zu und sagen: Sie sind doch die Stadtführerin.“

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