Bürgermeister führt Gespräche mit Kassenärztlicher Vereinigung Stadt Grevenbroich will weniger Methadon-Patienten

Grevenbroich · Bürgermeister Klaus Krützen schlägt der Kassenärztlichen Vereinigung eine „Substituierende Notfallpraxis“ vor.

 In Grevenbroich werden laut Kassenärztlicher Vereinigung rund 200 Methadon-Patienten behandelt.

In Grevenbroich werden laut Kassenärztlicher Vereinigung rund 200 Methadon-Patienten behandelt.

Foto: dpa/Frank Rumpenhorst

Mehr als 200 Patienten werden in Grevenbroich regelmäßig mit Methadon behandelt. Ein Großteil der Suchtkranken reist dafür aus dem Umkreis an. Nach Auffassung der Verwaltung hat sich die Stadt damit zu einem Schwerpunkt entwickelt, sie decke Bedarfe ab, die weit über ihr Gebiet hinaus reichen würden. Vor diesem Hintergrund hat Bürgermeister Klaus Krützen jetzt mehrere Gespräche mit der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Nordrhein geführt. Er will eine regionalere Verteilung erreichen.

„Viele der Suchtkranken reisen mit dem Zug an, sie werden dann vor allem im Bahnhofsviertel wahrgenommen“, sagt Rathaussprecher Stephan Renner. Da sich einige der Patienten auffällig verhalten würden, komme es immer wieder zu Beschwerden. Die hohe Zahl der Menschen, die in zwei Praxen behandelt werden, hat sich laut Stadt mittlerweile zum Problem entwickelt.

„Ärzte bieten die Drogen-Substitution freiwillig an. Je weniger Mediziner sich an einem solchen Angebot beteiligen, umso mehr bilden sich Schwerpunkte in den verbleibenden Praxen“, sagt Renner. Die Stadt befürchtet, dass künftig noch weitaus mehr Patienten als bisher in Grevenbroich behandelt werden könnten. „Das wollen wir verhindern“, betont Stephan Renner.

Bürgermeister Klaus Krützen hat die KV Nordrhein aufgefordert, in dieser Sache regulierend tätig zu werden. Er hat die Idee einer „Substituierenden Notdienstpraxis“ in die Gespräche eingebracht – ein Modell, über das Ärzte in der Region dazu verpflichtet werden sollen, eine Methadon-Behandlung anzubieten. „Das hätte mehrere Vorteile: Es ballt sich nicht mehr alles auf einem Raum, die Patienten hätten eine wohnortnahe Behandlung und drohenden Versorgungslücken könnte entgegengewirkt werden“, sagt Renner.

Grundsätzlich stehe die KV einer solchen Notfallpraxis – die es übrigens bundesweit noch nicht gibt – positiv gegenüber, sagt deren Sprecher Heiko Schmitz. Aber: Sinnvoll sei sie nur in unterversorgten Regionen, in denen es keine Mediziner für die Methadon-Ausgabe gebe. „Diese Voraussetzungen treffen auf Grevenbroich nicht zu, da die Versorgung der Patienten täglich durch zwei engagierte Ärzte vor Ort sichergestellt wird“, sagt Schmitz. Die Behandlung funktioniere, derzeit gebe es keine Versorgungslücken.

Das sei alles andere als selbstverständlich – denn: „Im Bereich der Substitutionsärzte herrscht allgemein ein Personalmangel, vor allem in ländlichen Regionen“, betont Heiko Schmitz. Sein Vergleich: Zurzeit sind es etwa 320, vor sieben Jahren waren es aber noch gut 370 Mediziner, die die Methadon-Behandlung von (aktuell) rund 12.000 Patienten in der Region Nordrhein sicherstellten.

Klaus Krützen bezeichnet den Ausgang der Gespräche mit der Kassenärztlichen Vereinigung als unbefriedigend. Enttäuscht sei er vor allem darüber, dass sie sich nicht intensiver mit der Idee einer „Substituierenden Notfallpraxis“ auseinandergesetzt habe. „Der bloße Verweis auf die aktuell nicht vorhandenen Bedarfe reicht mir nicht aus“, sagt der Bürgermeister. „Denn er führt nicht dazu, im Falle neu entstehender Bedarfe kurzfristig reagieren zu können.“ Klaus Krützen will die Situation verfolgen und weitere Gespräche mit der KV führen.

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