Grevenbroich gegen Bedburger Pläne Stadt kämpft gegen Mega-Windräder

Grevenbroich · Gemeinsam mit Innogy SE plant die Nachbarkommune Bedburg fünf weitere Windräder an der Stadtgrenze – sie sollen 80 Meter höher als der Kölner Dom werden. Grevenbroich wehrt sich vehement gegen dieses Vorhaben.

 Insgesamt 21 Rotoren drehen sich im Windpark auf der Königshovener Höhe. Bis zu fünf Riesen-Räder sollen auf der Halde noch folgen.

Insgesamt 21 Rotoren drehen sich im Windpark auf der Königshovener Höhe. Bis zu fünf Riesen-Räder sollen auf der Halde noch folgen.

Foto: Georg Salzburg(salz)

21 Windkraftanlagen hat Bedburg bereits an der Stadtgrenze platziert. Bis zu fünf weitere sollen folgen. Geplant sind Riesen-Räder mit einer Höhe von 238 Metern – etwa 80 Meter höher als der Kölner Dom. Grevenbroich wehrt sich gegen dieses Vorhaben auf der Königshovener Höhe, die Stadt hat Einspruch gegen die Änderung des Flächennutzungsplanes eingelegt. Aus zwei Gründen: „Wir befürchten erhebliche Konflikte mit dem Artenschutz. Außerdem wird das Landschaftsbild durch die neuen Rotoren zusätzlich negativ beeinträchtigt“, sagt Rathaus-Sprecher Stephan Renner.

In ihrer Stellungnahme hat die Stadt auf rund 150, zum Teil seltene Vogelarten hingewiesen, die auf der Königshovener Höhe nachgewiesen wurden. Darunter auch die Sumpfohreule, die auf der Hochhalde brüten soll – was so etwas wie eine kleine ornithologische Sensation ist. „Denn diese Art gilt seit 1982 als Brutvogel in Nordrhein-Westfalen als ausgestorben“, sagt Renner. „Das macht deutlich, dass dieses Gelände eines besonderen Schutzes bedarf.“

Schon die bestehenden Windräder seien eine Gefahr für die Vögel, die durch fünf zusätzliche Rotoren mit einem jeweiligen Durchmesser von 149 Metern noch verschärft werde. Die Stadt weist hierbei auf Vögel wie Wanderfalke, Sperber, Mäusebussard, Rohr- und Kornweihe, Waldohreule und Wespenbussard hin, die in jüngster Zeit tot in der Nähe der Windräder gefunden wurden – und zwar zufällig, ohne gezieltes Monitoring. „Das waren alles Schlagopfer der bereits aufgestellten Anlagen“, berichtet Stephan Renner.

Die geplanten Räder, die voraussichtlich ab 2020 gebaut werden sollen, seien aber nicht nur eine Gefahr für das Artenspektrum im Rekultivierungsgebiet. „Auch unser Landschaftsbild wird erheblich beeinträchtigt“, betont der Stadt-Sprecher. Schon jetzt stehen die vorhandenen 21 Windkraftanlagen nahe an den südlichen Stadtteilen – „und auch die weiteren geplanten Rotoren werden von Grevenbroich aus gut zu sehen sein, ohne dass wir etwas davon haben“, sagt Renner.

Mit ihrem Einspruch ist die Stadt zunächst gescheitert. Die von Grevenbroich genannten 150 Vogelarten seien kein Kriterium für ein Verbot von zusätzlichen Windkraftanlagen, heißt es in der Bedburger Gegenargumentation. Zudem sei bislang keineswegs der Nachweis erbracht worden, dass an den bestehenden 21 Windrädern „mehr als nur Einzelindividuen kollidiert sind und somit ein signifikant erhöhtes Kollisionsrisiko für die genannten Arten besteht“. Was die Nähe zu Grevenbroich betrifft: Bedburg ist der Meinung, dass keine erhebliche Beeinträchtigung zu erwarten ist, „da bereits die Gehölzbestände östlich des Windparks Königshoven und im Bereich der Königshovener Mulde den Blick in Teilen verstellen und damit die Erheblichkeit mindern“.

Im Grevenbroicher Rathaus wird die Stellungnahme aus der Nachbarstadt geprüft. „Im Rahmen der demnächst erfolgenden Offenlage der Flächennutzungsplan-Änderung werden wir erneut unser Veto einlegen“, kündigt Stephan Renner an. Über Erfolgsaussichten will er nicht spekulieren. Im Vorfeld des Baus der vorhandenen 21 Windräder hatte Grevenbroich ebenfalls auf einen Verzicht gedrängt, war aber bekanntlich gescheitert.

Bedburg plant gemeinsam mit Innogy SE die Erweiterung des Windparks. Auf der Halde soll ein innovatives Projekt realisiert werden: Die geplanten Stromerzeuger sollen in der Lage sein, gewonnene Energie zu speichern und so dazu beitragen, schwankende Energieeinspeisung aus Windrädern ins Stromnetz auszugleichen. Sie sollen „besonders effizient grünen Strom erzeugen, da sie eine Kapazität von jeweils 4,5 Megawatt erreichen und die Windverhältnisse auf der Königshovener Höhe perfekt nutzen“, sagte eine Sprecherin von Innogy SE.

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