Grevenbroicher Stadtgeschichte Auf Spurensuche nach Schloss Wevelinghoven

Wevelinghoven · Wo einst die Ritter von Liebendahl residierten, sollen auf Wunsch des Vereins Historisches Wevelinghoven Info-Tafeln angebracht werden.

Einmal Schlossherr sein und mit Prunk und Gloria hausen, wer träumt nicht heimlich davon? Der Verein Historisches Wevelinghoven macht im Stadtpark am Hemmerdener Weg gern auf das längst nicht mehr vorhandene Schloss Wevelinghoven mit Schautafeln über den Erftarm aufmerksam. „An dieser Stelle gab es den Übergang von der Vorburg zum Haupthaus“, erläutert der Vereinsvorsitzende Theo Hoer die historisch wichtige Stelle.

„Wir befinden uns am ehemaligen Standort des versunkenen Rittersitzes derer von Lievendahl und am untergegangenen letzten Amtssitz der Herren von Wevelinghoven auf der Insel im Stadtpark Wevelinghoven.“ Dort befanden sich Gebäude beträchtlichen Ausmaßes. „Das wissen wir aus alten Karten, Plänen und Chroniken“, ergänzt Hoer. Architekt Armin Mohren meint, das Schloss müsse über vier Stockwerke, davon zwei im Dach, und über zwei Seitenflügel verfügt haben. Er hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Baupläne für das Schloss zu rekonstruieren, falls sie nicht mehr auffindbar sein sollten.

Der Verein kämpft darum, dass dieses Ex-Schloss nicht ganz aus dem Gedächtnis verschwindet. In der Denkmalliste der Stadt Grevenbroich ist der überwachsene und baumbestandene unregelmäßige Hügel auf der heutigen Insel im Stadtpark zu Wevelinghoven als sogenannte „Wüstung“ als Bodendenkmal eingetragen. Wie imposant das Gebäude ausgeschaut haben könne, lässt sich nur vermuten: Im Schloss Hohenlimburg der Grafen von Bentheim hängt beispielsweise ein Bild mit dem Titel „Schloss Wevelinghoven“. Hat das dort gemalte ansehnliche und umfangreiche Gebäude tatsächlich in Wevelinghoven gestanden?

Der Vergleich mit anderen Gemälden von Schlössern, die noch existieren, zeigt, dass auf den Gemälde nicht übertrieben wurde. „Warum sollte also der Maler ausgerechnet in Wevelinghoven das Schloss größer dargestellt haben, als es tatsächlich gewesen war?“, fragt Theo Hoer. „Auch die uns bekannten Grundrisse aus früheren Zeiten lassen durchaus den Schluss auf eine bemerkenswerte Anlage zu.“

Bei ihrer Spurensuche kamen die Vereinsmitglieder zur Erkenntnis, dass der Begriff „Schloss Wevelinghoven“ erst zur Zeit der Regentschaft der Grafen von Bentheim für das vorher als „Lievendahl“ bekannte Anwesen aufgekommen war. 1670 bis 1685 trafen sich dort die Mitglieder der Reformierten Gemeinde Wevelinghoven zu Gottesdiensten und Versammlungen. Der baulich schlechte Zustand des Gebäudes wurde mehrmals in Bitten um Abhilfen an die Grafen von Bentheim als Herren von Wevelinghoven betont.

Im Jahr 1808 verkauften die Eigentümer die „Burg“ Wevelinghoven an Gerhard Koch, seines Zeichens Kaufhändler zu Wevelinghoven – dann verlieren sich die Spuren. Wer das Gebäude aufgab und verfallen ließ, darüber geben die Archive  der Grafen zu Bentheim, die dem Verein zur Verfügung gestellt wurden, keine Auskunft. „Dazu werden wir andere Quellen suchen müssen“, sagt der Vorsitzende.

Die Vereinsmitglieder sind bemüht, die Erinnerung an das Ex-Schloss nicht verebben zu lassen. Gemeinsam mit der Stadt möchten sie dafür sorgen, dass auf dem vormaligen Grundstück Info-Tafeln an den Prachtbau erinnern.

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