Haus St. Martinus in Wevelinghoven Senioren kämpfen beim „Haus-Olympia“ um Gold
Wevelinghoven · Das Seniorenhaus St. Martinus holt ein Stück Olympia nach Wevelinghoven: Bewohner der Einrichtung treten vor Ort zu kleinen Wettkämpfen an – und es gibt sogar Urkunden vom Olympischen Sportbund.
Paris mag weit weg sein, aber auch in der Gartenstadt brennt gewissermaßen ein Olympisches Feuer: nämlich im Gemeinschaftsraum des Hauses St. Martinus der St.-Augustinus-Gruppe. Dort sorgt eine selbst gebastelte Version des olympischen Wahrzeichens für sportliches Flair. „Wenn ich die Senioren nicht zu Olympia bringen kann, hole ich Olympia eben zu den Senioren“, erzählt Dirk Jansen, Leiter des Sozialen Dienstes der Pflegeeinrichtung, von dem Gedanken, der dahintersteckt.
So entstand die Idee für ein „Haus-Olympia“, das nun zum zweiten Mal stattfindet. Auch in diesem Jahr treten die Senioren in Wettbewerben wie Rudern, Volleyball und Synchronschwimmen an. Veranstaltungsort ist der Gemeinschaftsraum, der während der Spiele zur „Martinus-Arena“ wird. Ein Höhepunkt der Wettkämpfe ist das Tennisball-Tischtennis, bei dem etwa Marie-Luise Görtz im Doppel mit Jutta Schuricht an den Start geht. „Wir sind ganz gut drauf“, sagt die Seniorin selbstbewusst.
Die Teilnehmer erhalten eine Urkunde, die das offizielle Logo des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) trägt. Dirk Jansen hatte die Erlaubnis dafür beim DOSB eingeholt. „Das gibt den Spielen einen offiziellen Anstrich und macht die Wettkämpfe noch authentischer“, erklärt er.
Das Konzept für die Aktion entstand während der letzten Phase der Corona-Pandemie. Besonders Pflegeeinrichtungen waren von den Einschränkungen betroffen. „Wenn Corona etwas Gutes hatte, dann, dass wir kreativ werden mussten“, erinnert sich Dirk Jansen. Die ersten Spiele im Seniorenhaus sollten 2020 stattfinden, anlässlich der Olympischen Spiele in Tokio. Dann kam die Pandemie. Die Spiele wurden verschoben. Auch das Haus St. Martinus musste umplanen. „Wir haben die Haus-Olympiade einfach ein Jahr später nachgeholt. Das war die Geburt von Olympia bei uns“, sagt er.
Die Pflegeeinrichtung verfolgt das Konzept der Quartiersarbeit, bei dem Aktivitäten, die normalerweise außerhalb stattfinden, ins Haus geholt werden. So können auch Bewohner mit eingeschränkter Mobilität an den Erlebnissen teilhaben. Neben den sportlichen Aktivitäten spielt auch der soziale Aspekt eine große Rolle. Die „Haus-Olympia“ ermöglicht es Bewohnern, neue Kontakte zu knüpfen und Freundschaften zu vertiefen. Die gemeinsame Freude am Sport und die gegenseitige Unterstützung stärken das Gemeinschaftsgefühl.
„Unsere Aufgabe ist es, die Mobilität unserer Bewohner zu erhalten und zu fördern und gleichzeitig für Abwechslung zu sorgen“, sagt Dirk Jansen. Die Bewohner seien überrascht gewesen, als plötzlich die Olympischen Ringe die Wand im Gemeinschaftsraum schmückten. „Einige haben schon neugierig geschaut und gefragt, was da los ist“, berichtet Jansen. Mittlerweile würde er beim Frühstück gefragt, welche Disziplin denn heute anstehe.
Der Leiter des Sozialen Dienstes erinnert sich an eine blinde Bewohnerin, die sich sonst nie an Gemeinschaftsaktivitäten beteiligte. Doch als sie von den Olympischen Spielen gehört hätte, wollte sie unbedingt dabei sein und nahm schließlich an allen Wettkämpfen teil. „Das zeigt, wie solche gemeinsamen Aktivitäten die Menschen erreichen und zusammenbringen können“, sagt Dirk Jansen, der sich mit seinem Team bereits jetzt Gedanken um weitere Aktionen macht. Er scherzt: „Vielleicht gibt es beim nächsten Mal auch eine Winter-Olympiade – auch wenn Skispringen hier wohl schwierig wird.“