Stadtentwicklungs-Gesellschaft kauft Traditions-Haus in Grevenbroich SEG beeinflusst Quartiers-Entwicklung

Grevenbroich · Die Stadtentwicklungs-Gesellschaft hat die Metzgerei Esser erworben. Mit diesem Schlüsselobjekt soll die Entwicklung an der Rheydter Straße gesteuert werden. Weitere Objekte werden in Kürze erworben, darunter auch die „Zille“.

 Fleischermeister Franz-Josef Esser (Mitte) mit Bürgermeister Klaus Krützen (l.) und SEG-Prokurist Wilfried Wißdorf.

Fleischermeister Franz-Josef Esser (Mitte) mit Bürgermeister Klaus Krützen (l.) und SEG-Prokurist Wilfried Wißdorf.

Foto: Stadt Grevenbroich

Die Stadtentwicklungs-Gesellschaft (SEG) hat soeben das Domizil eines traditionsreichen Grevenbroicher Unternehmens erworben: die Metzgerei Esser an der Rheydter Straße, die zum Ende des Jahres schließen wird. Der Kauf ist Teil einer Strategie, mit der die 100-prozentige Stadt-Tochter mehr Einfluss auf die Entwicklung von innerstädtischen Quartieren nehmen möchte. Neben dem Handwerksbetrieb hat sich die SEG bereits weitere Objekte sichern können, darunter die ehemalige Gaststätte „Zille“.

Seit 65 Jahren ist die Metzgerei Esser an der Rheydter Straße beheimatet, seit fünfeinhalb Jahrzehnten im Haus mit der Nummer 34. Die baldige Schließung des Traditions-Betriebs begründet Fleischermeister Franz-Josef Esser einerseits mit Altersgründen, andererseits mit einem Problem, das viele seiner Kollegen teilen: „Es ist heutzutage schwer, jemanden zu finden, der eine Metzgerei übernehmen möchte.“ Gemeinsam mit der Handwerkskammer Düsseldorf hat der 64-Jährige zwei Jahre lang nach einem Nachfolger gesucht – „leider ohne Resonanz“.

„Schweren Herzens“ habe er daher beschlossen, den 1953 von seinem Vater Franz-Josef gegründeten Betrieb zum Jahresende aufzugeben. Sohn Franz-Josef jun. jun. hat zwar auch das Fleischerhandwerk erlernt und seinen Meister gemacht, arbeitet aber seit etwa fünf Jahren für das Veterinäramt des Rhein-Kreises. Der Senior ist froh darüber, dass sich die Stadtentwicklungs-Gesellschaft nun seiner Immobilie an der Rheydter Straße annimmt, um sie neu zu vermarkten.

„Wir beschäftigen uns schon seit einiger Zeit mit der Entwicklung von innerstädtischen Quartieren“, sagt SEG-Prokurist Wilfried Wißdorf. In der Vergangenheit habe die Gesellschaft bereits einige Immobilien im Stadtkern und im erweiterten Umfeld des Bahnhofs erwerben können. „Dabei handelt es sich um sogenannte Schlüsselobjekte, die für eine innerstädtische Entwicklung von entscheidender Bedeutung sind“, sagt Wißdorf. Mit dem Erwerb will die SEG gleichzeitig ein Signal an die Eigentümer der Nachbarimmobilien aussenden: Falls sie Verkaufsabsichten hegen, sollten sie sich an die Stadtentwicklungs-Gesellschaft wenden.

Über die SEG könne die Stadt auf diese Weise direkten Einfluss auf die Entwicklung eines Viertels nehmen, sagt Wißdorf. In diesem Zusammenhang ist er auch auf der Suche nach geeigneten Investoren, die sich in unterschiedlichen Quartieren an einer Neuorientierung beteiligen wollen. Eine solche Entwicklung sei nicht von heute auf morgen zu realisieren, sagt der Prokurist, eher mittelfristig. Im Fall der Metzgerei Esser soll das Gebäude denn auch zunächst einmal für ein oder zwei Jahre zum Wohnen genutzt werden. „Das ist eine Zwischenlösung“, sagt Wißdorf.

Schon jetzt hat die Stadtentwicklungs-Gesellschaft zwei weitere Objekte im Blick: Für die ehemalige Gaststätte „Zille“ und ein weiteres, nicht genanntes Gebäude im Stadtzentrum werden in Kürze die Notarverträge abgeschlossen. Was die „Zille“ betrifft: Auch hier will die SEG erst einmal die Immobilie erwerben, um dann abzuwarten, ob sich die Nachbarn künftig mit Verkaufsabsichten an sie wenden.

Das heißt aber nicht, dass die ruinöse Kneipe weiterhin stehen bleiben wird. Ist das Gebäude einmal im Eigentum der Stadtentwicklungs-Gesellschaft, soll es höchstwahrscheinlich abgerissen werden. Die Lücke, die dann in der Bebauung entsteht, will die SEG voraussichtlich mit einem großen Transparent schließen, das eine „Vision 2025“ von der künftigen Entwicklung des Steinwegs aufzeigen soll. Mit dem einen oder anderen Eigentümer aus der Nachbarschaft werde aktuell schon verhandelt, lässt Wilfried Wißdorf durchblicken.

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