Aktive Ehrenamtler in Wevelinghoven Rot-Kreuzler sind seit 100 Jahren im Einsatz
Grevenbroich · Der Rot-Kreuz-Ortsverein Wevelinghoven feiert im April sein Hundertjähriges. Im Jubiläumsjahr hat das aktive Ehrenamtler-Team auch die Aufgaben des aufgelösten Nachbar-Ortsvereins Kapellen übernommen. Was die 48 Aktiven alles machen.
Das erste Fahrzeug des Ortsvereins Wevelinghoven des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) ist noch erhalten: ein kleiner, beige-farbener Anhänger mit großem Kreuz darauf. „Diesen Katastrophenschutz-Anhänger haben wir 1963 erhalten, gezogen wurde er damals von einem privaten Pkw“, berichtet Heinz Werres, seit 47 Jahren Bereitschaftsleiter der aktiven Truppe. Zum Einsatz kommt das betagte Gefährt nicht mehr, aber es könnte. „Bis 2024 hat der Anhänger noch Tüv“, so Werres, der sich von dem guten Stück nicht trennen möchte.
Die Historie des Ortsvereins Wevelinghoven reicht noch vier Jahrzehnte weiter zurück als 1963: Im Jahr 1923 hat sich nach vorhandenen Unterlagen eine Kolonne des Ortsvereins Grevenbroich mit Wevelinghovenern selbstständig gemacht. Klar, dass das nun anstehende Hundertjährige gefeiert wird, und zwar zünftig: „Am Samstag, 15. April, verschenken wir 300 Portionen auf dem Parkplatz vor Rewe“, kündigt Margarete Kranz, Vorsitzende des Ortsvereins, an. Mit Gulaschkanone und Zelten rücken die Rot-Kreuzler dann auf dem Marktplatz in der Gartenstadt an. Für den 22. April steht eine Festveranstaltung in der Diedrich-Uhlhorn-Realschule an, Bürgermeister Klaus Krützen hat die Schirmherrschaft fürs Jubiläum übernommen.
Der Ortsverein hat im Jubiläumsjahr zusätzliche Arbeit übernommen. Zum Jahreswechsel hat sich sein Zuständigkeitsgebiet um den Bereich des Nachbar-Ortsvereins Kapellen erweitert, der aufgelöst worden ist. 2022 hatte dessen Vorsitzende Ute Heuser die Wevelinghovener gefragt, ob sie die Aufgaben der Kapellener mit übernehmen könnten, insbesondere die Begleitung der Blutspendedienste in Kapellen und Jüchen sollte weitergehen. Das Team der Kapellener war auf sieben Helfer geschrumpft. „Viele waren aus Altersgründen ausgeschieden, und es war schwer, neue Ehrenamtler zu gewinnen“, erläutert Heuser, die jetzt beim Ortsverein Wevelinghoven aktiv ist. Zwar sei der eine oder andere Neue gekommen, aber nicht auf Dauer geblieben.
Das Problem kennt auch Margarete Kranz, die 2019 den Vorsitz von Heidemarie Schreyeck, 30 Jahre im Amt, übernommen hat. „Heute lassen sich junge Menschen eher für zeitlich befristete Projekte gewinnen, weniger auf lange, unbefristete Zeit.“ Ein Vorteil des Ortsvereins Wevelinghoven: „Wir können mit 48 aktiven Mitgliedern auf einen beachtlichen Stamm zurückgreifen, das ist schon eine große Zahl.“
Fester Bestandteil des Ortsvereins ist das Ehepaar Ute und Heinz Werres. Sie ist stellvertretende Vorsitzende, er hat die Funktion des Bereitschaftsleiters 1976 von seinem Vater übernommen. „Wir bemühen uns, den Ortsverein wie eine große Familie zu leiten“, sagt der 68-Jährige.
Viel Aufmerksamkeit erfahren auch die Blutspender, die zu den Terminen in der Realschule am Heyerweg kommen. Die gute Versorgung mit Stärkendem dort ist bekannt. „Man soll nicht nur nehmen, sondern auch geben“, sagt Werres.
Domizil des Ortsvereins ist das 2001 bezogene Ausbildungszentrum an der Poststraße 17, „unser Schmuckstück“, sagt Margarete Kranz. Zu den großen Einsätzen der vergangenen Jahrzehnte gehören etwa 21 Hilfstransporte nach Celje in Slowenien in den 90er Jahren, wegen des Balkankrieges waren damals viele Flüchtlinge in die Stadt gekommen. Seit 30 Jahren pflegen die Wevelinghovener eine Freundschaft zu den Rot-Kreuz-Kollegen in Celje. Zu den heutigen Aufgaben gehören unter anderem Erste-Hilfe-Kurse für Führerscheinanwärter, Sanitätseinsätze bei circa 20 Events im Jahr – Schützenfesten, Sportveranstaltungen und Reitturnier –, die Blutspendetermine mit jährlich rund 1300 Spendern sowie die Mitarbeit in der ersten Einsatzeinheit im Katastrophenschutz im Kreis. Sieben Fahrzeuge besetzen die Wevelinghovener gemeinsam mit dem Ortsverein Grevenbroich, erklärt stellvertretender Bereichsleiter Michael Tollhausen. Bei der Flutkatastrophe 2021 war die Einheit im Ahrtal im Einsatz, hat Hilfsgüter verteilt. Auch bei Bombenentschärfungen ist die Unterstützung der Rot-Kreuzler gefragt.