Judenverfolgung in Grevenbroich Riga-Komitee als Fixpunkt der Erinnerung

Grevenbroich · 79 Jahre nach dem Abtransport jüdischer Nachbarn befürwortet der Rat den Beitritt zum Städte-Bund. Damit bekommt die Erinnerungsarbeit in Grevenbroich einen weiteren Fixpunkt.

 Nachfahren der zweiten und dritten Generation der am 11. Dezember 1941 aus Hemmerden nach Riga verschleppten Juden besuchten 2019 die dortigen Gedenkstätten.

Nachfahren der zweiten und dritten Generation der am 11. Dezember 1941 aus Hemmerden nach Riga verschleppten Juden besuchten 2019 die dortigen Gedenkstätten.

Foto: Norbert Sachs

Vor 79 Jahren, am 11. Dezember 1941, starteten in Hemmerden die Motoren. Auf Transportfahrzeugen brachten die Nazis ganze Familien weg – die Theisebach-Winters, Sachs-Winters und Außen- Winters. Für die Allermeisten der jüdischen Nachbarn begann an diesem Tag eine Reise ohne Rückkehr.

Das Ziel des Transports war das Ghetto im lettischen Riga. Dort in einem nahen oder von dort verlegt in KZs wurden Eltern, Kinder, Verwandte ermordet. Zum Gedenken an diese Greueltaten entschied der Rat am Donnerstagabend, dem Deutschen Riga-Komitee beizutreten. Im Jahr 2000 wollten 13 deutsche Städte so die Erinnerung an die Mordjahre und die im Holocaust umgekommenen Nachbarn wachhalten. Mittlerweile ist das Deutsche Riga-Komitee auf 61 Mitgliedsstädte angewachsen.

Die Grevenbroicher Bürger gehören zu insgesamt rund 26.000 Menschen jüdischen Glaubens, die nach Riga verschleppt und größtenteils ermordet wurden. Die im Riga-Komitee vereinten Städte und die Deutsche Kriegsgräberfürsorge pflegen unter anderem seit 19 Jahren die Erinnerungsstätte auf den Massengräbern des sogenannten Blut-Sonntags von Riga im Bikerniekiwald. 2000 Euro wird Grevenbroich zum Einstand für die Erinnerungsarbeit geben; die Hälfte davon kommt aus dem Stadtsäckel, die andere Hälfte gibt der Grevenbroicher Geschichtsverein. Weitere Spenden sind dem Riga-Komitee für seine Arbeit in Lettland und in Deutschland sehr willkommen.

Ulrich Herlitz vom Grevenbroicher Geschichtsverein erzählt: „Durch Kontaktaufnahmen zu den heute in Amerika, Polen, Frankreich, den Niederlanden und Deutschland lebenden Überlebenden der zweiten und dritten Generation ist es gelungen, die Familie teilweise erstmalig, teilweise nach Jahrzehnten wieder in Grevenbroich im Rahmen einer Gedenk- und Begegnungswoche im November 2018 zusammenzubringen. Daraus entstand dann die Idee, gemeinsam Riga und Danzig zu besuchen. Ich durfte diese Erinnerungsreise 2019 als Vorsitzender des Geschichtsvereins und Leiter des Arbeitskreises Judentum Grevenbroich, vor allem aber als Freund der Familien begleiten.“

Der Geschichtsverein Grevenbroich hatte im Herbst 2019 eine Initiative gestartet, dass auch die Stadt Grevenbroich dem Deutschen Riga-Komitee beitritt. Nach dem Ratsbeschluss wird die Stadt Grevenbroich zunächst ein Beitrittsgesuch an das Riga-Komitee stellen, das dann abschließend über eine Aufnahme entscheidet.

Jenseits dieses formellen Beitritts-Aktes wird es zum Beispiel für Schulklassen oder Vereine und Gruppen möglich sein, nach Riga zu reisen. Für die so wichtige Erinnerungsarbeit des Geschichtsvereins Grevenbroich bedeutet der Beitritt auch eine Anerkennung des bislang Geleisteten.

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