Ruine in Grevenbroich Politiker drängen auf Abriss der „Zille“

Ehemalige Kult-Kneipe schloss 1999 ihre Tür – seitdem verfällt das in der Innenstadt gelegene Gebäude zusehends. Politiker fordern den Eigentümer dazu auf, den vor Jahren in Aussicht gestellten Neubau endlich zu realisieren.

 Schön sieht anders aus: Die ehemalige Gaststätte „Zille“ verfällt zusehends. Da Gebäudeteile herunterfallen könnten, wurde der Eingangsbereich eingezäunt.    Foto: D. Staniek

Schön sieht anders aus: Die ehemalige Gaststätte „Zille“ verfällt zusehends. Da Gebäudeteile herunterfallen könnten, wurde der Eingangsbereich eingezäunt. Foto: D. Staniek

Foto: Dieter Staniek

Die „Zille“ kann einen runden, wenn auch traurigen Geburtstag feiern: Seit 20 Jahren gammelt die ehemalige Kult-Kneipe mitten in der Innenstadt vor sich hin – und den Eigentümer scheint es nicht zu stören. Der alte Treffpunkt verfällt zusehends – und das ruft jetzt die Grünen auf den Plan: „Enteignung kann und muss manchmal eine Lösung sein“, sagt Peter Gehrmann mit Blick auf die Ruine.

Mauerteile könnten jeden Moment herabfallen und Passanten gefährden, befürchtet der Ratsherr und Sprecher der Stadtpartei. Die „Zille“ ist nach Meinung der Grünen nicht nur ein Schandfleck, sondern auch eine potenzielle Gefahr, darauf sei der Eigentümer der Immobilie mehrfach von Politik und Verwaltung hingewiesen worden. „Doch getan hat sich nichts“, bedauert Gehrmann und meint: „Wenn Eigentum auf eine solche Weise missbraucht wird, dann sollte es die Möglichkeit einer Enteignung geben.“

Der Ratsherr teilt damit einen Gedanken von Peter Habeck. Der Bundeschef der Grünen hatte gegenüber der „Welt am Sonntag“ auf Eigentümer brach liegender Grundstücke verwiesen, die trotz Wohnungsnot weder bauen noch verkaufen wollen. Hier müsse notfalls das Mittel der Enteignung eingesetzt werden, wie es im Grundgesetz vorgesehen sei. „Für Gebäude wie die ,Zille’ gibt es da aber zurzeit keine Rechtsgrundlage“, bedauert Gehrmann.

Im Herbst 2017 – nachdem Fassaden-Platten auf die Straße gestürzt waren – hatte der Eigentümer einen Neubau mit Gastronomie angekündigt. „Er hat das mit Anforderungen verknüpft, die wir erfüllt haben“, sagt Rathaussprecher Stephan Renner. „Eine davon war die Erweiterung der Fußgängerzone auf den Steinweg, damit dort Außengastronomie möglich wird.“ Nun sei der Besitzer der Immobilie am Zug: „Wir warten auf ein ordentliches Konzept, damit dieser Teil der Innenstadt wieder vernünftig ausschaut“, betont Renner.

Wann der angekündigte Neubau starten wird, ist im Rathaus nicht bekannt. Mehrfache Versuche unserer Redaktion, eine Aussage des Eigentümers zu erlangen, blieben bislang ohne Erfolg. Dem Vernehmen nach streckt der Besitzer seine Fühler auch in die Nachbarschaft aus, um am Steinweg eine größere Gastronomie zu realisieren. Die Gespräche sollen sich jedoch schwierig gestalten.

Auf ein schnelles Handeln des Eigentümers drängt auch die Stadtmitte-CDU. „Das heruntergekommene Gebäude ist ein Schandfleck in der City“ , kritisiert Vorsitzender André Dresen. „Es kann doch nicht sein, dass jemand sein Eigentum seit 1999 einfach verfallen lässt.“

Auch Martina Suermann von Mein Grevenbroich hofft darauf, dass sich nach 20 Jahren bald etwas in „dieser exponierten Lage“ tun wird. „Ich würde es begrüßen, wenn die städtische Wirtschaftsförderung und das Bauamt in Kooperation mit dem Eigentümer zu einer nachhaltigen Lösung kommen würden“, sagt die Ratsfrau. „Ich glaube, wenn alle Beteiligten mit gutem Willen an die Sache gemeinsam herangehen, wird es am Steinweg zu einer vernünftigen Entwicklung kommen.“

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