Spiritueller Zwischenruf Nur Begegnung und Austausch führen zum Frieden

Langwaden · Der Umgang mit dem Coronavirus hat gezeigt, wie sich Konflikte auf menschliche Art lösen lassen, meint Pater Bruno Robeck, Prior der Langwadener Zisterzienser.

 Bruno Robeck ist Prior der Zisterzienser-Mönche im Kloster Langwaden.

Bruno Robeck ist Prior der Zisterzienser-Mönche im Kloster Langwaden.

Foto: Melanie Zanin

Wir sind im Krieg.“ Mit diesen Worten wendete sich der französische Präsident Emmanuel Macron am 16. März 2020 an seine Landsleute. Er meinte damit einen „Gesundheitskrieg“ gegen einen unsichtbaren Feind.

Das Coronavirus kam überraschend und versetzte die gesamte Welt in Angst und Schrecken. Die vielen Todesopfer in den ersten Monaten der Pandemie ließen an einen unerbittlichen Feind denken. Dieser Gesundheitskrieg erforderte die entsprechenden Waffen und die passende Verteidigungsstrategie. Dazu gehörten die einschneidenden Lockdown-Maßnahmen. Das Leben aller Menschen war nicht nur beeinträchtigt, sondern lahmgelegt und blieb trotzdem gefährdet. Die Waffen, mit denen gekämpft werden musste, waren Solidarität, medizi-nische Geräte und Impfstoffe. Die Verteidigungsstrategie bestand in der Erarbeitung und Durchsetzung von Hygienekonzepten. Zwischendrin haben sich die Menschen selbst mobil gemacht. Die jüngeren und gesunden Menschen haben den Älteren und Kranken geholfen. Auf diese Weise konnten wir das Coronavirus zurückdrängen und es in Schach halten.

Vor knapp drei Wochen versetzte der russische Präsident die Welt in Angst und Schrecken. Wir mussten miterleben, wie ein einzelner Mensch in höchster Leitungsverantwortung dazu fähig ist, die rote Linie der menschlichen Grundrechte zu überschreiten. Mitten in Europa herrscht Krieg, der noch weiter eskalieren kann. Er droht, die Menschheit in den Abgrund zu stürzen. Hier zeigt die Logik der Gewalt ihr wahres Gesicht, das hässlicher nicht sein könnte.

Gewalt bringt nur wieder Gewalt hervor. Ein Teufelskreis entsteht, aus dem es kaum ein Entrinnen geht. Jetzt wird die Dramatik der Situation offenbar. Jetzt wird der Ruf nach neuen Waffen laut, um sich angemessen verteidigen zu können. Traurigerweise wird jetzt außerdem die Schlagzeile verständlich: „Bischöfe begrüßen Waffenlieferung“. Auch wenn es immer wieder – wie in der aktuellen Situation – machtvolle Interventionsmöglichkeiten gegen Aggressoren geben muss, so darf man doch nicht davon ausgehen, Probleme oder Konflikte grundsätzlich mit Gewalt lösen zu können. Diese Überzeugung scheint aber immer noch vorzuherrschen.

Anders lässt es sich nicht erklären, dass viele Milliarden Dollar bzw. Euro in die Verteidigungshaushalte fließen, während sich die Friedensforschung und die Friedensarbeit mit wenigen Millionen zufrieden geben muss. Die Arbeit der UNO ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg, Konflikte zu entschärfen und Kriege zu verhindern. Sie müsste jedoch mit viel mehr Mitteln und Menschen für diese überlebenswichtige Aufgabe ausgestattet sein. – Beim Coronavirus haben wir uns nicht von Angst leiten lassen, sondern gezielt nach medizinischen und menschlichen Wegen gesucht, um das Coronavrius auszubremsen. Bei Spannungen und Konflikten glauben wir noch immer an eine gewaltsame Problemlösung, obwohl wir sehen könnten, dass nur Begegnung und Austausch zum Frieden führen.

Es ist dramatisch, dass sich die Mächtigen auch heute noch erst vor der Kulisse ausgebombter Städte und unzähliger Toter an den Verhandlungstisch setzen und nicht schon vor einer Gewalteskalation miteinander reden. Hier gilt das Wort Jesu. Obwohl Jesus genug Konflikte und Unheil kannte, gab er eine gewaltfreie Richtung vor: Selig, die dem Frieden dienen, denn sie werden Söhne und Töchter Gottes genannt werden.

Pater Bruno Robeck, OCist

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort