Auch Promis unterstützten die Orkener Familie Moll Neuer Behinderten-Van dank vieler Spenden

Orken · Der Diebstahl ihres Autos hat die Familie Moll geschockt – und Tausende bewegt. Dank des Vereins „Brauchtum hilft“ und der Stiftung von Fußball-Star Toni Kroos bekommen Jonas und seine Eltern nun ein neues Fahrzeug.

 Große Freude in Orken: Alleine der Verein „Brauchtum hilft“ steuerte 9500 Euro für ein neues Fahrzeug bei.

Große Freude in Orken: Alleine der Verein „Brauchtum hilft“ steuerte 9500 Euro für ein neues Fahrzeug bei.

Foto: Brauchtum hilft

Ende gut, alles gut. Nach dem dreisten Diebstahl ihres behindertengerecht ausgestatteten Autos kann die Orkener Familie Moll allmählich wieder aufatmen: Innerhalb von etwas mehr als einem Monat ist bereits so viel Geld gespendet worden, dass schon bald ein neues Fahrzeug bei einer Spezialfirma in Auftrag gegeben werden kann. „Mit dieser unfassbar großen Hilfsbereitschaft haben wir nicht gerechnet“, sagt Mutter Jutta Pelzer-Moll. Vielleicht, so hofft sie, wird das neue Auto sogar noch vor Weihnachten fertigstellt.

In der Nacht zum 14. September hatten Unbekannte den schwarzen Mercedes Viano gestohlen, auf den die Molls so lange gespart hatten. Das 2014 als Jahreswagen erworbene Fahrzeug war groß genug, damit die fünfköpfige Familie darin verreisen konnte. Vor allem aber passte der Rollstuhl des mehrfach schwerstbehinderten Sohns Jonas (17) hinein. Dafür war der Van aufwendig umgebaut, mit Rampe und Seilwinde ausgestattet worden.

„Für uns war der Diebstahl ein Schock“, schildert Jutta Pelzer-Moll. „Denn wir sind auf das Auto angewiesen, damit Jonas zur Mosaikschule in Hemmerden, zu Klinik- und Arztbesuchen kommt – oder ganz einfach nur am Leben teilhaben kann.“ Da die Versicherung nur den Zeitwert des Fahrzeugs erstattete, stand die Orkener Familie vor einem großen Problem. Ein neues Auto, das konnte sie sich so schnell nicht leisten.

Gut, dass es Helfer gab. Zum Beispiel den Grevenbroicher Verein „Brauchtum hilft“, der soziale Projekte unterstützt und zu Spenden für die Orkener Familie aufrief. „Wir sind mit 400 Euro aus unserer Kasse gestartet – und haben mal abgewartet, was passiert“, sagt Vorsitzender Sebastian Mensing. Was die Vereinsmitglieder überraschte: Innerhalb von vier Wochen kamen nicht weniger als 9500 Euro für einen neuen Van zusammen. „Unglaublich“, sagt Mensing mit einem Blick auf die stattliche Spendenliste, die Beträge von 70 Cent bis zu einer vierstelligen Euro-Summe umfasst.

Das nicht nur in Grevenbroich, sondern in ganz Nordrhein-Westfalen gespendete Geld wollen die Grevenbroicher nun der Stiftung des Fußball-Nationalspielers Toni Kroos überweisen. Die hatte ebenfalls einen Aufruf für die Molls gestartet, den auch Promis wie Hunde-Profi Martin Rütter, die Schauspielerinnen Janine Kunze und Liz Baffoe oder die Band „Kasalla“ unterstützten – mit Erfolg: Am Freitag stand der Spendenpegel bereits bei mehr als 33.000 Euro.

Zusammen mit dem Geld von „Brauchtum hilft“ dürfte der neue Wagen, der ganz auf die Bedürfnisse des 17-jährigen Jonas zugeschnitten werden soll, schon bald bestellt werden können. Das wird die Toni-Kroos-Stiftung übernehmen, die Familien von schwerkranken Kindern hilft. Seit fünf Jahren schon steht sie in Kontakt mit der fünfköpfigen Familie Moll und ermöglichte ihr etwa eine Delfin-Therapie für den schwerstbehinderten Jungen. „Über Facebook hatte die Stiftung von dem Diebstahl unseres Autos erfahren und sofort nachgefragt, ob sie helfen könne“, schildert Jutta Pelzer-Moll. „In diesem Fall war Social Media tatsächlich ein Segen.“ Dass aber so viel Geld in so kurzer Zeit zusammen kam, damit habe nie gerechnet. „Am liebsten würde ich jedem einzelnen Spender persönlich Danke sagen“, sagt sie.

Zurzeit kann die Mutter auf einen behindertengerecht umgebauten Leihwagen zurückgreifen, den die Familie von einem Hospizdienst zur Verfügung gestellt bekommen hat. „Das hilft uns ungemein“, sagt Pelzer-Moll. „Anders wäre der Alltag in den vergangenen Wochen gar nicht zu bewältigen gewesen.“

Von den Autodieben fehlt bislang jede Spur. Heute weiß Jutta Pelzer-Moll, dass die Unbekannten ausgesprochen dreist vorgegangen sein müssen, als sie den Wagen mit dem Behindertenausweis hinter der Windschutzscheibe stahlen. „Eine Nachbarin hat mir erzählt, dass sie in der Nacht laute Stimmen auf der Straße gehört hat – und das Piepsen eines rückwärtsfahrenden Lastwagens, auf den vermutlich unser Auto geladen wurde.“ Ein ähnlicher Fall habe sich im gleichen Zeitraum an der Jülicher Straße in Elsen ereignet. Auch dort sei ein Van mit Rampe gestohlen worden.

„Anfangs haben wir darauf gehofft, dass uns die Täter unser Auto wiedergeben würden – leider vergebens“, schildert Jutta Pelzer-Moll. Den Schock, den der Diebstahl des schwarzen Vans ausgelöst hatte, habe die Familie immer noch nicht ganz überwunden. „Aber wir haben in den vergangenen Wochen so viel Gutes und Positives erlebt, dass wir jetzt nicht mehr zurück, sondern nur noch nach vorne schauen werden“, sagt die Erzieherin.

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