Ausstellung im Museum Grevenbroich ehrt ihren weltbekannten Mechanikus
Grevenbroich · Vor 200 Jahren entwickelte Diedrich Uhlhorn die Kniehebelpresse zum Prägen von Münzen. Eine Ausstellung erinnert an sein Wirken.

Diedrich-Uhlhorn-Ausstellung in Grevenbroich
Er hat einen Meilenstein in der Geschichte der Technik gelegt: Diedrich Uhlhorn ist zwar kein gebürtiger Grevenbroicher. Dennoch hat die Schlossstadt dem 1764 in Bockhorn geborenen Erfinder viel zu verdanken. Denn durch ihn hat sie eine europa-, wenn nicht sogar weltweite Bekanntheit erlangt. Es ist 200 Jahre her, dass Uhlhorn die Kniehebelpresse zum Prägen von Münzen und Medaillen erfunden und sie in Grevenbroich gebaut hat. 1818 wurde sie in Betrieb genommen. Anlässlich des Jubiläums hat sich das Team um Stadtarchivar Thomas Wolff allerhand für eine Sonderausstellung zu Ehren des Erfinders einfallen lassen, die noch bis zum 26. August zu sehen sein wird.
Uhlhorns Interesse an Physik und Mathematik erwachte bereits in früher Kindheit. Aus diesem Grund war sein Interesse an der Fertigung von technischen Gebrauchsgegenständen auch größer als das an dem väterlichen Tischlereibetrieb. „Es folgte wohl die klassische Geschichte: Er muss zum Streit zwischen ihm und seinem Vater gekommen sein, aufgrund dessen er eigene Wege gehen musste“, sagt Thomas Wolff. Vom Vater verstoßen, folgte Uhlhorn seinem Weg und machte sich zunächst mit einer kleinen Werkstatt zur Herstellung physikalischer und mathematischer Instrumente selbstständig. Er baute etwa 1797 ein Fernrohr für den Herzog von Oldenburg, der ihn noch im selben Jahr zum Hofmechanikus ernannte.
1810 zog Uhlhorn nach Grevenbroich, um die technische Leitung in der Spinnerei von Friedrich Koch zu übernehmen. „1812 gründete er dann die Kratzenfabrik, die vor allem mit von Uhlhorn selbst konstruierten Maschinen arbeitete“, berichtet Stadtarchivar Wolff.
Die Besucher erwartet in der Ausstellung ein Überblick über das Schaffen und die Erfindungen Uhlhorns und bildet eine schlüssige Ergänzung zur Dauerausstellung. Im Kellergeschoss der Villa Erckens können die Besucher stets den Prototypen der Münzprägepresse sehen, der ein Meilenstein in der Technikgeschichte ist. „Ein Erfolgsmodell, made in Grevenbroich“, sagt Wolff. „Dieser Prototyp war die Vorlage für alle später folgenden Münzprägemaschinen, das Prägeverfahren ist heute noch gängig.“ Uhlhorn war mit seiner Erfindung am Puls der Zeit. Eine Übersichtskarte im Museum zeigt die 26 Auslieferungsorte, insgesamt sind wohl mehr als 200 Münzprägemaschinen ausgeliefert worden. „Ein lückenloses Register haben wir leider nicht“, sagt Wolff.
Eine vergrößerte Postkarte an der Wand zeigt die Industriebereiche Grevenbroichs nach 1800, als kaum mehr als 600 Menschen in der Stadt wohnten. Zu sehen sind der Bahnhof, die Zuckerfabrik, aber auch die Werkstatt für Münzprägemaschinen und die Kratzenfabrik. „Viele Entwicklungsprozesse gingen von der Familie aus“, sagt Thomas Wolff. „Das sehen wir schon an den beiden Uhlhornschen Fabriken auf der Stadtübersicht.“
Diedrich Uhlhorn war wohl unersättlich, wenn es um Entwicklungen ging. Es ist auch überliefert, dass er immer wieder an der Lösung von wissenschaftlichen Preisfragen teilgenommen hat. Möbel aus dem Uhlhornschen Nachlass, Original-Papiere und -Briefe sowie Leihgaben und Ansichten, die so noch nie gezeigt wurden, runden die Ausstellung ab. „Neben dem Förderverein hat auch die Stiftung ,Kulturpflege und Kulturförderung’ der Sparkasse Neuss einen wesentlichen Beitrag zur Umsetzung der Ausstellung geleistet“, betont Wolff.