Motocross-Fahrer Vincent Gallwitz vom MSC Grevenbroich Amateur aus Vernunft

Grevenbroich · Vincent Gallwitz ist mit seinen 20 Jahren einer der besten Motocross-Fahrer Deutschlands. Trotzdem hat er sich vor einigen Jahren gegen das Profitum entschieden, setzt auf Studium und Beruf. Am Ostersonntag tritt der Lokalmatador in Grevenbroich beim ersten Rennen der Deutschen Junioren-Meisterschaft an.

 Vincent Gallwitz in seinem Element. Die Aufnahme zeigt ihn während des ADAC MX Youngster Cup 2018 in Mölln.

Vincent Gallwitz in seinem Element. Die Aufnahme zeigt ihn während des ADAC MX Youngster Cup 2018 in Mölln.

Foto: Steve Bauerschmidt

Vierfacher Unterarmbruch, ein gebrochener Dornfortsatz am Rücken, Bänderrisse, gebrochene Schlüsselbeine, gebrochene Daumen. Kaum ein Knochen im Körper von Vincent Gallwitz, der noch nichts abbekommen hat. Für den 20-Jährigen ist das Alltag. Er gehört zu den besten Motocross-Fahrern Deutschlands.

„Verletzungen gehören zu einer Saison dazu“, sagt Gallwitz. Er ist am Mittwoch zur Rennstrecke des MSC Grevenbroich gekommen. Dem Verein, für den der Rheinberger seit 2010 startet. Hier findet am Ostersonntag das erste Rennen der Deutschen Junioren-Meisterschaft statt. Gallwitz ist mit dabei. „Dieses Jahr liegt mein Hauptaugenmerk auf dieser Rennserie“, sagt er. Am Ende will er unter den ersten drei sein. Auf seiner Heimstrecke werde die Konkurrenz aber besonders groß. „Platz sechs oder sieben wäre okay“, sagt er. Alles darüber: stark. Alles darunter: eine Enttäuschung.

 Vincent Gallwitz startete in Mölln für das KTM Sarholz Racing Team.

Vincent Gallwitz startete in Mölln für das KTM Sarholz Racing Team.

Foto: Steve Bauerschmidt

Vincent Gallwitz ist Amateur-Fahrer. Er studiert Betriebswirtschaftslehre, arbeitet nebenbei mit einem Freund in einem Start-Up. Der Motorsport ist ein Hobby, wenn auch ein sehr zeitintensives. Zwei bis drei Stunden die Woche sitzt er auf seiner rund 15.000 Euro teuren Rennmaschine. Sport macht er jeden Tag, bis zu drei Stunden lang. Laufen, Radfahren, Schwimmen, Fitnessstudio. „Ich brauche eine gute Grundausdauer“, sagt er. Der ganze Körper muss fit sein, besonders Beine und Rumpf.

„Motocross ist eine Fleißsportart“, sagt Gallwitz. „Nur mit Talent kommst du nicht weit.“ Gallwitz ist fleißig. So fleißig, dass er 2013 Deutscher Jugendmeister wird. Aber Gallwitz ist auch bodenständig. Gemeinsam mit seiner Familie entscheidet er sich gegen die mögliche Profi-Karriere. Bereut habe er das nie. Nur sein Ego ärgere es manchmal, wenn Fahrer die er früher im Griff hatte nun besser sind. Weil sie sich anders entschieden haben und voll und ganz dem Sport widmen können. „Natürlich hätte es noch mehr sein können“, sagt Gallwitz. „Aber was kommt danach?“ Mit 30 hören die meisten Fahrer auf. Der Körper macht nicht mehr mit.

Gallwitz hat da mit seinen 20 Jahren hoffentlich noch ein paar gute Jahre vor sich. Er wirkt für sein Alter allerdings sehr erwachsen, sagt Sätze wie: „Das Studium steht im Vordergrund.“ Klar habe er auch im Sport noch Träume. Aber ein WM-Start sei als Amateur schlichtweg nicht finanzierbar. „Um die Deutsche Meisterschaft mitzukämpfen, das wäre schon was“, sagt er.

Auch ohne Profikarriere hat Gallwitz viel erreicht. Der Deutsche Jugendmeister ist auch in großen Klassen wie den ADAC-MX-Masters und der Mannschafts-WM mitgefahren. Er nimmt an rund 30 Rennen im Jahr teil, reist durch ganz Europa. Immer im Schlepptau: sein Vater. Er hat ihn mit vier Jahren zum Motocross gebracht. „Der Sport hat mir so viel gegeben“, sagt Gallwitz. Er sieht sich als Teil einer positiven Jugend. „Keiner von uns Motorsportlern käme auf die Idee im Park rumzuhängen und sich zu besaufen“, sagt er.

Aufhören wollte Gallwitz nie, aber doch mal einen Gang zurückschalten. Im Jahr nach seinem Deutschen Meistertitel sei das gewesen. „Da haben mich viele große Namen unterstützt“, sagt er. Der Druck war hoch, der Fahrspaß nicht mehr da. Die Ergebnisse wurden schlechter. Damals und heute konnte er sich auf sein Umfeld verlassen. Die Familie, die Freunde und seinen Trainer Christoph Selent. „Die mentale Stärke ist ganz wichtig. Sie macht den Unterschied aus“, sagt Gallwitz. Vor jedem Rennen gehen Selent und er den genauen Ablauf durch. Den Start, die Streckenführung. Nur wenn drumherum alles gleich bleibt, kann sich Gallwitz richtig konzentrieren.

Am Ende des Gesprächs will Gallwitz noch etwas loswerden. Es zeigt, wie sehr er am Boden geblieben ist. Es geht um seinen Verein, den MSC Grevenbroich. „Ich möchte dem Vorstand und allen Mitgliedern danken, dass es so einen tollen Club und solch ein Gelände hier gibt“, sagt Gallwitz. In Deutschland könne da kaum ein Verein mithalten. Dann zieht er seinen Rennanzug an und steigt aufs Motorrad. Am Sonntag soll vor heimischem Publikum schließlich alles gut gehen.

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