Firmenjubiläum Wie in Elsen Farben für die ganze Welt entstehen

Grevenbroich · Vor hundert Jahren gegründet, feiert die nach Gründervater Walter Schäfer benannte Firma jetzt Jubiläum. Die Produkte verkaufen sich nicht nur weltweit, sie spielen im heimischen Brauchtum eine wichtige Rolle beim Fackelbau.

Dieter Kröowski (re) und Reinhold Schäfer von der Lackfabrik Schäfer

Dieter Kröowski (re) und Reinhold Schäfer von der Lackfabrik Schäfer

Foto: Dieter Staniek

Im Rahmen langer Nächte der Industriekultur bieten Fabriken Führungen an und gewähren Einblicke in ihre Werkshallen. Wie es aber anno dazumal ausgesehen hat, das wissen Heimatforscher. Dieter Schlangen beispielsweise untersucht, wer unverrückbare Stadtgeschichte geschrieben hat, wie etwa die Lackfabrik Schäfer. „Lediglich zwei Generationen haben die hundertjährige Geschichte des Unternehmens geprägt“, weiß der 73-Jährige Heimatforscher über das runde Jubiläum, das der Betrieb in diesem Jahr feiert und dessen Wahrzeichen wohl unübersehbar die farblich gestalteten, aufeinander gestapelten Tonnen sind.

Gründungsvater war 1919 ein 23-jähriger Jungspund namens Walter Schäfer. Nur wenige Monate nach Ende des ersten Weltkriegs machte er sich mit einem Betrieb zur Herstellung von Farben, Lacken und chemischer Produkte selbstständig. Außer seinem gebündelten Wissen muss er „eine Portion Selbstvertrauen und ebensolchen Pioniergeist“ gehabt haben, vermutet Schlangen. Das erste Produkt war eine Farbenpaste mit dem Namen Ölweiß 1919 – bereits zwei Jahre nach Erfindung wurde der Farbton gleich waggonweise in ganz Deutschland verkauft. Rasch entwickelte der findige Walter Schäfer, damals noch in Krefeld, Rostschutzfarbe, Glaserkitt und diverse Industrielacke.

 In einer Zeit, als Frauen noch mit „Gnädige Frau“ angesprochen wurden und Schmierkernseife ein großes Glück war, wurde die Lackfabrik Schäfer gegründet.

In einer Zeit, als Frauen noch mit „Gnädige Frau“ angesprochen wurden und Schmierkernseife ein großes Glück war, wurde die Lackfabrik Schäfer gegründet.

Foto: Dieter Schlangen

Der Erfolg gab Walter Schäfer und seinen Mitarbeitern mit allen neuen Ideen recht, das Gelände der Gründerjahre wurde rasch zu klein, denn inzwischen wurden auch Produkte für die Autoindustrie gefertigt. Um expandieren zu können, siedelte der Betrieb im Juni 1938 über nach Grevenbroich-Elsen. Dort hatte der junge Unternehmer das Gelände der Familie Cohnen , die imposante Villa inklusive, käuflich erworben. „Hier setzte er dann auf dem ihm zur Verfügung stehenden Betriebsgelände an der Düsseldorfer Straße sein umfangreiches Fertigungsprogramm fort“, erzählt Chronist Schlangen. Riemenbalsam gehörte zum Programm, der „keine Harz und Wachsprodukte enthält, welche die Poren schließt und die Luftzufuhr verhindert, wodurch die Riemen ersticken“, wie es damals in der Reklameschrift hieß.

 1938 übersiedelte der Betrieb nach Elsen auf das Gelände des Unternehmers Cohnen, Villa inklusive. An der Düsseldorfer Straße ist der Betrieb noch heute.

1938 übersiedelte der Betrieb nach Elsen auf das Gelände des Unternehmers Cohnen, Villa inklusive. An der Düsseldorfer Straße ist der Betrieb noch heute.

Foto: Dieter Schlangen

Doch der zweite Weltkrieg machte einen Strich durch den Erfolg. Erst mussten Schutt und Trümmer der Ex-Villa beiseite geschaffen werden, dann bei den Amerikanern die Arbeitsgenehmigungen plus Zuteilungen der Grundstoffe für die Fabrikation eingeholt werden. Eine der wichtigsten Utensilien war Fett, denn die Dame von Welt wurde bedient – mit Schmier-Kernseife „Ameril“. Die wusch jede Wäsche ganz mild und „was jede Frau unbedingt wissen muss!“ gab es ebenfalls nachzulesen. Bohnerwachs wurde an Industrie und Behörden geliefert und „zur Firmenphilosophie gehörte, Elsen als Produktionsstandort sowie die nahegelegene Erft als Namensgeber festzuschreiben“, wie Schlangen erzählt. „Elessa“, ein Edelbohnerwachs mit Schellackwachs ist dafür ein Beispiel.

Walter Schäfer gründete die nach ihm benannte Firma 1919.

Walter Schäfer gründete die nach ihm benannte Firma 1919.

Foto: Dieter Schlangen

Dann wurde wieder das Kerngeschäft, die Lack- und Farbenproduktion, aufgenommen. 1964 trat der Techniker und Kaufmann Dieter Kröowski in die Firma und ist inzwischen mehr als 65 Jahre mit der Lackfabrik Schäfer verbandelt. Noch heute wird hier selbst hergestellt und abgefüllt. Vor allem für alle Brauchtumsfreunde ist die Adresse ein Muss, werden Heerscharen von Großfackeln doch mit Materialien des Unternehmens herausgeputzt.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort