Kultur in Grevenbroich Kunst im Alten Rathaus: mal elegant, mal voller Brüche

Grevenbroich · Wer ganz oben ankommt - fühlt sich auf dem Dach der Welt. Denn da hat Künstlerin Kerstin Schoele die Silhouetten von Achttausendern aus Tibet platziert. Ihre Ausstellung zieht sich bis September über alle Etagen des Alten Rathauses.

 Kerstin Schoele stellt bis September im Alten Rathaus aus.

Kerstin Schoele stellt bis September im Alten Rathaus aus.

Foto: Privat

Im Rahmen ihres „Zertifikatkurses II“ im Institut Freie Kunstakademie des Kapellener bildenden Künstlers Jürgen Meister stellt die Erkrather Künstlerin Kerstin Schoele im Alten Rathaus Grevenbroich aus. Dort hängen bis zum 25. September 33 Gemälde von ihr. Gemeinsam ist den Werken die Kombination aus Öl- und Acrylfarben und eine enorme Bandbreite klassischer und experimenteller Farbauftragstechniken.

Rein formal mutet Kerstin Schoele dem Betrachter zwei gegensätzliche Welten zu. Auf der einen Seite schafft sie fast altmeisterlich anmutende ruhige Eleganz und Glätte im Farbauftrag, sanfte Übergänge, saubere Konturen und angenehme, naturalistische Farben. Dagegen setzt sie ganz bewusst die Kraft in schrundigen, aufgerissenen, brüchigen Texturen, schafft anspruchsvolle, kleinteilige Strukturen.

Zudem verwendet sie völlig unerschrocken Strukturpasten, Sand, Erde, Stoff- und Spitzenfragmente, Rupfen und kaum zu klassifizierende Materialfunde, um ihren Bildern spannende Oberflächen zu verleihen. Auch bei der Art des Farbauftrags ist Kerstin Schoele auf der Höhe der Zeit nicht schüchtern: mit klassischen, tradierten Pinseltechniken mit weichen Haarpinseln sowie gröberen Borstenpinseln kann sie genauso routiniert umgehen wie mit experimentellen Farbauftragstechniken wie Rakeln, Spachteln, Schütten, Dripping oder Kratzen.

Ein großer Teil ihrer Motive sind phantastische Landschaften. Trotz der überschaubaren Größe wirken die Landschaften unendlich weit. Normale Jahreszeiten interessieren Kerstin Schoele weniger, obwohl auch sie hin und wieder Ruhe sucht in traditionellen Landschaften mit Lavendel- oder Klatschmohnfeldern. Doch ihre Seele erschafft lieber eisige, glühende, verlassene, menschenleere, reglose Fernen.

Wer im Treppenhaus des Alten Rathauses den Bildwelten von Kerstin Schoele folgend die oberste Etage erklommen hat, kommt sich ein wenig so vor wie auf dem Dach der Welt. Dort gipfelt ihre Kunst in einem Gemälde mit wehenden Fähnchen vor der Silhouette der höchsten Berggipfel in Tibet.

(NGZ)
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