Kunst in der Grevenbroicher City „Pfad der Erinnerung“ am Synagogenplatz

Grevenbroich · Der Grevenbroicher Künstler Gereon Riedel hat Abriebe von alten jüdischen Grabsteinen zu einem Kunstobjekt gemacht. Wo das Werk zu sehen ist und wie er es hergestellt hat.

 Künstler Gereon Riedl erinnert mit einer Installation an jüdisches Leben in Grevenbroich.  
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Künstler Gereon Riedl erinnert mit einer Installation an jüdisches Leben in Grevenbroich. Foto: wilp

Foto: Wiljo Piel/wilp

Die Neu- und Umgestaltung des Synagogenplatzes nimmt allmählich Gestalt an. Während die letzten Pflasterarbeiten laufen, erinnert der Künstler Gereon Riedel in unmittelbarer Nähe an jüdische Familien, die in Grevenbroich lebten und die vielleicht auch das Bethaus besuchten, das einst auf der innerstädtischen Fläche stand. Das daran grenzende, bislang ungenutzte Ladenlokal eines Wohn- und Geschäftshauses hat er jetzt zum Schauplatz einer künstlerischen Intervention gemacht.

„Pfad der Erinnerung“ nennt Riedel seine Installation, für die er im Vorfeld den alten Friedhof in Wevelinghoven besuchte. „Die verwitterten Grabsteine übten eine besondere Anziehungskraft auf mich aus“, schildert er. Steine und Flechten seien dort eine Symbiose eingegangen, viele alte Inschriften seien kaum noch zu erkennen „Das hat meine Neugierde geweckt“, sagt Riedel, der Mitglied der Grevenbroicher Ateliergemeinschaft „E1“ ist.

Mit Erlaubnis der jüdischen Gemeinde rieb er vorsichtig die Inschriften der Grabsteine mit Graphit auf Papier ab. „Anfangs waren da nur der optische und der taktile Reiz. Aber je mehr sich die Buchstaben aus dem diffusen Untergrund zu erkennen gaben, füllten sich die dort erscheinenden Worte mit Bedeutung – die Inschriften wurden besser lesbar“, sagt Riedel. Und auch die Namen, die an Menschen erinnern, die in Wevelinghoven gelebt haben und dort gestorben sind, traten immer deutlicher hervor.

Die Graphit-Abriebe befestigte der Künstler in Form einer längs laufenden Papierbahn an mehreren Stelen. Zudem hat er einen Grabstein nachempfunden, der denen auf dem Wevelinghovener Friedhof ähnelt und der seine Installation ergänzt. Auf einer weiteren, am Rand aufgestellten Papierbahn sind – wie Zaungäste – die Porträts fiktiver Menschen zu sehen. „Sie hätten vielleicht jene sein können, deren Grabsteine auf dem Friedhof stehen. Oder sie sind einfach beiläufige Beobachter, die im Hier und Jetzt sind – und mit den Repliken der Vergangenheit in Verbindung stehen“, sagt Gereon Riedel. Namenlos sollten sie nicht bleiben, „die ehemaligen Bürger, die genauso ein Lebensrecht in Grevenbroich hatten wie alle anderen“, meint der Künstler mit Blick auf sein Werk.

In den nächsten Wochen wird er den „Pfad der Erinnerung“ um ein weiteres Werk seiner Kollegin Ans Joosten erweitern. Die Künstlerin aus dem niederländischen Peel en Maas – Partnergemeinde der Stadt Grevenbroich – wird eine ihrer Skulpturen beisteuern. Riedel und Joosten haben in der Vergangenheit bereits mehrere gemeinsame Ausstellungen bestritten, unter anderem in der Fußgängerzone.

Der „Pfad der Einnerung“ ist Teil der Aktion „Grevenbroicher Kunstschaufenster“. Beteiligt sind 30 heimische Künstler, die ihre Arbeiten in den Auslagen der Geschäfte in der Einkaufsmeile präsentieren. Das Projekt läuft den ganzen Dezember über. Bis zum Abschluss wird sicherlich auch der Synagogenplatz fertiggestellt worden sein. Künftig wird er mit einem gepflasterten Grundriss und einem Davidstern an den Standort des ehemaligen Bethauses erinnern.

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