Kommunalpolitik in Grevenbroich Konservative Mehrheit ist perdu – wie progressiv wird der Rat?

Grevenbroich · SPD und CDU sind vermutlich gleich stark. Deshalb machen die Grünen den Unterschied. Allerdings können auch die kleinen Einstimmen-Fraktionen taktieren. Das macht die Entscheidungsfindung schwieriger.

 Kein schöner Abend bei der CDU: (v.l.) Parteichef Wolfgang Kaiser, Bürgermeisterkandidat Michael Heesch und CDU-Landtagsabgeordnete Heike Troles.

Kein schöner Abend bei der CDU: (v.l.) Parteichef Wolfgang Kaiser, Bürgermeisterkandidat Michael Heesch und CDU-Landtagsabgeordnete Heike Troles.

Foto: Dirk Neubauer

Das Herz der CDU bleibt an diesem Wahlabend in Cellophan verpackt. Es liegt ein wenig beachtet abseits. Die christdemokratische Landtagsabgeordnete Heike Trolles versucht im Hotel am Montanushof nach Kräften, ihre Parteifreunde aufzurichten. Doch so sehr einzelne Erfolge auch bejubelt werden, die CDU drückt der Verlust der konservativen Ratsmehrheit schwer. Sie bringt es nur am Ende auf 15 Sitze, ein Verlust von 4,5 Prozent gegenüber der Ratswahl 2014. Die SPD holt 16 Mandate. „An unseren Themen hat es nicht gelegen, die anderen haben stark auf Social Media gesetzt – das hat wohl den Ausschlag gegeben“, kommentiert Parteichef Wolfgang Kaiser.

Die UWG hat ihre Position als drittstärkste Kraft im Rat verloren: Ein Minus von knapp 3,1 Prozent beschert ihr nur noch drei Sitze. „Dieses Wahlergebnis ist kein Erfolg. Und es ist nicht gut für Grevenbroich, weil die Verhältnisse im Rat noch weiter zersplittert sind“, sagt Fraktionschef Carl Windler. GGV, Die Linke und AfD ziehen mit jeweils einem Sitz in den Rat ein.

Auf der Sonnenseite des Wahlabends steht SPD-Parteichef Daniel Rinkert: Mit einem Plus von 4,8 Prozent werden die Sozialdemokraten die stärkste Fraktion im Rat. „Ein toller Erfolg“, sagt Rinkert, der das Wahlergebnis auch auf die Arbeit von Bürgermeister Klaus Krützen zurückführt. Drittstärkste Kraft im Rat werden die Grünen mit sechs Sitzen sein: „Wir wollen eine progressive Mehrheit im Rat. In den vergangenen sechs Jahren haben wir erlebt, wie die Politik zersplitterte. Ich hoffe, dass wir in den nächsten Jahren eine konstruktive Mehrheit finden, auch um die schwierige Zeit des Strukturwandels zu meistern“, sagt Peter Gehrmann, der neuer Fraktionsvorsitzender werden wird.

Mit verhaltener Freude und Dank an die Wähler hält FDP-Chef Markus Schumacher fest: „Die Digitalkompetenz der Liberalen ist von den Grevenbroichern honoriert worden.“ Die FDP hat einen Sitz im künftigen Rat hinzugewonnen und will es sich zur Aufgabe machen, „hart zu kontrollieren, ob der Bürgermeister seine Wahlversprechen einlöst“. Schumacher bedauert es, dass „Michael Heesch nicht als Bürgermeister zeigen darf, was er kann. Das ist sehr schade.“

Martina Suermann von „Mein Grevenbroich“ ist lange genug in der Kommunalpolitik – um sich einerseits an diesem Wahlabend zu freuen, andererseits aber auch anzukündigen, sie wolle mit allen im Rat vertretenen Parteien sprechen: „Ich hoffe, dass es im Rat zu einer Allianz der Vernünftigen kommt, die die Stadt nach vorne bringt. Ich hoffe, dass in allen Fraktionen die Vernunft einzieht, Bürgermeister Klaus Krützen in seiner Arbeit zu unterstützen – und sie nicht zu hindern.“

Der neue Rat wird sich aus folgenden Mitglieder zusammensetzen:

SPD Wolfgang Norf, Stephan Grevel, Britta Preuße, Ceylan Er, André Thalmann, Gunter Schillings, Philipp Bolz, Klaus Krützen, Edmund Feuster, Reinhold Chlebosch, Dominik Brandt, Jürgen Linges, Daniel Rinkert, Sevda Alms, Martin Marquardt und Birgit Gericke.

CDU Susanne Wasen, André Dresen, Holger Günther, Heike Troles, Sabrina Nevermann, Christoph Schiffer, Mirko Gössing, Ralf Cremers, André Heister, René Ueckert, Wolfgang Kaiser, Thorsten Schellenberg, Markus Erhardt, Ewald Wörmann, Achim Pfeiffer.

Grüne Renate Steiner, Peter Gehrmann, Beate Schmidt-Härlen, Tobias Freitag, Rebecca Borgwardt und Dirk Schimanski.

FDP Markus Schumacher, Steffen Büttgenbach, Peter Cremerius und Margot Becker.

UWG Carl Windler, Leo Oehmen und Rolf Göckmann.

Mein Grevenbroich Martina Suermann, Fred Leven und Ulrike Oberbach.

Die Linke Walter Rogel-Obermanns

GGV Dirk Heyartz

AfD Christoph Welskop

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