Farbspektakel kilometerweit zu sehen Grevenbroicher Kohlekraftwerk leuchtet violett - Bürger rufen Feuerwehr

Grevenbroich · Der Himmel über dem Kraftwerk Neurath war am Freitag violett: Zahlreiche Bürger alarmierten deshalb die Feuerwehr, weil sie von einem Brand ausgingen. Hintergrund sind allerdings Dreharbeiten an den Tomatengewächshäusern.

Grevenbroich: Kohlekraftwerk Neurath leuchtet violett
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Kohlekraftwerk Neurath leuchtet in Violett

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Foto: Dieter Staniek

Filmreif im Wortsinne war der Großalarm, der über die Kreisleitstelle am Freitagabend ausgelöst wurde: Für Dreharbeiten zu dem Film „Die Nacht des bunten Himmels“ waren die Verdunklungen der Tomatengewächshäuser entfernt worden, so dass der Himmel weithin sichtbar violett erleuchtet wurde und es den Anschein hatte, das benachbarte Kohlekraftwerk Neurath stehe in Flammen. Denn die Wasserdampfwolken aus den Kesseln muteten wegen des Rotlichtes wie eine Feuersbrunst an. Bis Jülich soll das Spektakel zu sehen gewesen sein.

Ab 21.23 Uhr gingen bei der Kreisleitstelle in Neuss über den Notruf fast im Sekundentakt insgesamt etwa 50 Anrufe von besorgten Bürgern ein. Darunter seien aber auch Nachfragen durch die Leitstelle des Rhein-Erft-Kreises sowie durch die Feuerwehr in Mönchengladbach gewesen, hieß es aus der Leitstelle. Informiert wurde von der Kreisleitstelle auch die Feuerwehr in Jüchen, die dann ihrerseits eine Bürgerentwarnung auf Facebook postete. Denn von den südlichen Stadtteilen aus habe man die „Lichterscheinung“ sehr gut sehen können, berichtete der Jüchener Feuerwehrchef Heinz-Dieter Abels.

Da allerdings die Leitstelle der RWE-Werksfeuerwehr, die im Kraftwerk Neurath sitzt, keinen Brandalarm gegeben hatte, wussten die Mitarbeiter in der Kreisleitstelle bereits, dass nicht von einer tatsächlichen Großlage auszugehen war. Es habe auch keiner der Anrufer von einem Kraftwerksbrand gesprochen, alle hätten eher vage von „irgendeinem roten Licht am Himmel“ berichtet.

Dennoch musste die Grevenbroicher Feuerwehr ausrücken, um nach dem Rechten zu sehen. Wie Feuerwehrchef Udo Lennartz gestern berichtete, sei dann zur Entwarnung der Bürger über Facebook eine Erklärung des Lichtspektakels herausgegeben worden. Dort hieß es unter anderem: „Es besteht keine Gefahr für die Bevölkerung. Es brennt in diesem Bereich nicht, es gibt kein Schadensereignis.“ Allerdings ärgerte sich der Feuerwehrchef, dass durch das Filmteam nicht rechtzeitig vor dem Dreh am Freitagabend eine Informationen an die Bevölkerung und vor allem auch an die Feuerwehr selbst und an die sonstigen betroffenen Behörden herausgegangen sei: „Das hätte uns viel erspart“, sagte Lennartz. Natürlich war auch das städtische Ordnungsamt in den (Fehl)-Alarm involviert und wird jetzt noch zu prüfen haben, ob eine Drehgenehmigung für den Freitagabend mit der Ausleuchtung, die die Öffentlichkeit so sehr beschäftigt hat, überhaupt vorlag.

Es hatte übrigens erst im vergangenen November bereits einen Fehlalarm wegen des Tomatenglühens in Neurath gegeben, wie es die Kreisleitstelle bestätigte. Zu diesem Zeitpunkt hatten die Studenten der Kölner Kunsthochschule zum Start ihrer Dreharbeiten allerdings vorher das Lichtspektakel als öffentliches Event mit der Einbeziehung der Bevölkerung angekündigt und eigentlich als Open-Air-Party feiern wollen. Der Regen hatte ihnen aber einen Strich durch die Rechnung gemacht.

Der Film hat das erste Tomatenglühen zum Thema, das bereits im Jahr 2015 für großes Aufsehen gesorgt hatte. Bis Venlo war der rote Himmel über Neurath damals zu sehen. Für die 50-minütige Filmmischung aus Dokumentation und Fiktion hatten, wie wir berichteten, in der vergangenen Woche die Dreharbeiten in den Gewächshäusern begonnen. Diese Projektarbeit der Kunsthochschule für Medien in Köln und der Kunstakademie Düsseldorf soll auch in der Villa Erckens gezeigt werden. Regie führt Jonathan Omer Mizrahi, ein Student aus Israel, der von dem Tomatenglühen gehört hatte, als er Verwandte in Grevenbroich besuchen wollte. Das hatte ihn beeindruckt und zu einer Filmhandlung inspiriert. Gefördert werden die Jungfilmer über das „Cheers for Fears“-Festival, eine Sponsorenfirma aus der Energiewirtschaft, und vom Kulturamt der Stadt Grevenbroich.

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