Grevenbroich Kleingärtner wollen Parzellen nicht räumen

Grevenbroich · Häuschen und Hecken sollen weg. Die Stadtbetriebe planen eine fast 4500 Quadratmeter große Blumenwiese. Richard Lange und andere Kleingärtner hoffen, dass doch noch eine andere Lösung gefunden wird.

Die Hoffnung haben Richard Lange und die anderen Kleingärtner noch nicht aufgegeben. Zum 30. Oktober müssen sie die Anlage an der Feilenhauerstraße verlassen, die Stadt hat den Pächtern die Kündigung geschickt. Doch im Frühjahr soll es noch einmal zu einem Ortstermin mit Verantwortlichen der Stadtbetriebe kommen – auf den die Betroffenen nun setzen. „Vielleicht lässt sich das Blatt ja doch noch wenden“, sagt Lange. Wenn nicht, müssen die Kleingärtner im Jubiläumsjahr der Gartenschau ihre Häuschen und Zäune abreißen, die im Landschaftsschutzgebiet liegenden 16 Parzellen verlassen. Nach immerhin mehr als 30 Jahren. Die Stadt will anstelle der Gärten eine Blumenwiese anlegen.

Richard Lange gehört zu den Zeitgenossen, die Bürgermeister Klaus Krützen am Freitag noch für ihren freiwilligen Einsatz lobte. Der 59-Jährige hat alleine neun Ehrenämter inne, kümmert sich vor allem um Jugendliche, erhielt dafür mehrere Auszeichnungen. „Jetzt begreife ich zum ersten Mal die Menschen, die aus Enttäuschung ihr ehrenamtliches Engagement drangeben“, meint er mit Blick auf das offizielle Schreiben aus dem Rathaus. Die Stadt sei als Eigentümerin des Geländes zwar im Recht – aber menschlich sei das mit der Kündigung nicht, sagt der Grevenbroicher.

Dass es „zwei, drei schwarze Schafe“ gebe, die ihre Gärten nicht pflegen, sei bekannt, betont Richard Lange. Sein Vorschlag: Statt die Anlage zu schließen, sollte die Stadt den Pächtern klare Ansagen zur Gestaltung ihrer Parzellen machen. „Ich persönlich bin der Ansicht, dass mit entsprechenden Auflagen mehr für die Umwelt getan werden kann als mit einer Blumenwiese“, meint Lange. Er selbst hat seinen Garten mit Hainbuchen-, Kirschlorbeer- und Ligusterhecken abgesteckt, in denen Vögel wie der Zaunkönig brüten. „Darauf bin ich stolz“, sagt Lange. Gleich nebenan werden zwei Bienenvölker gehalten, um einen Teich fliegen im Sommer die Libellen. Natur pur. Der 59 Jahre alte Kleingärtner beobachtet oft, was jenseits der Parzellen, auf der anderen Seite der Erft passiert: „Alkoholexzesse, Feuerstellen, Vandalismus und Müll, der liegenbleibt oder im Fluss landet“, schildert Lange. „So ähnlich stelle ich mir das dann auch auf der Blumenwiese vor.“ Er hofft nun auf ein einvernehmliches Gespräch mit den Stadtbetrieben.

Geht es nach denen, sollen 567 Quadratmeter Gartenhausfläche, 102 Quadratmeter Hecken, 180 Quadratmeter Gehölzstreifen und 20 Bäume bis zum Herbst verschwinden. Auf 4456 Quadratmeter soll eine Bienenwiese mit 17 neuen Bäumen entstehen, inklusive Insektenhotels, Tot- und Steinholzhaufen. Einen politischen Beschluss dazu gibt es übrigens noch nicht. Zwar passierte das Begehren der Stadtbetriebe im November den Ausschuss für Landschaftspflege und Umwelt – doch: Die UWG meldete Beratungsbedarf an, das Thema wurde vertagt. „Am 11. März wird es wieder auf der Tagesordnung stehen“, sagt Stadtsprecher Stephan Renner. Richard Lange und die anderen Kleingärtner hoffen, dass bis dahin gemeinsam mit den Stadtbetrieben eine andere Lösung gefunden wird.

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