WM in Grevenbroich Am Arbeitsplatz bleibt der Fernseher aus

Grevenbroich · Zum Deutschlandspiel am Mittwoch um 16 Uhr ist Fernsehen bei den größten Grevenbroicher Arbeitgebern nicht erlaubt.

Grevenbroich: Keine WM im TV am Arbeitsplatz
Foto: dpa/Rolf Vennenbernd

Bisher hatten Deutschland-Fans mit Festanstellung Glück. Denn das erste Gruppenspiel der deutschen Nationalmannschaft bei der Fußball-Weltmeisterschaft in Russland, fand an einem Sonntag um 17 Uhr statt. Die zweite Partie gegen Schweden, und damit der am Ende „kroosartige“ 2:1-Sieg am vergangenen Samstag um 20 Uhr. Bislang spielte die National-Elf also an Tagen und zu Zeiten, an denen die meisten Menschen das Spiel ihrer Mannschaft live vor dem Fernseher oder der Public-Viewing-Leinwand verfolgen konnten. Das ändert sich am Mittwoch. Denn das letzten Gruppenspiel gegen Südkorea pfeift der Schiedsrichter im russischen Kasan um 17 Uhr Ortszeit – also um 16 Uhr deutscher Zeit – an. Gleiches gilt für ein mögliches Achtelfinale, das nächste Woche Montag oder Dienstag ebenfalls um 16 Uhr stattfinden würde.

Wer nicht nach Russland gereist ist, um im Stadion dabei zu sein, befindet sich zu dieser Zeit normalerweise noch im Büro, der Fabrik oder an anderen Arbeitsplätzen. Wie eine NGZ-Umfrage bei den größten Grevenbroicher Arbeitgebern (RWE Power, Hydro Aluminium, Stadt Grevenbroich) ergeben hat, wird das Fußballspiel dort allerdings nicht zu sehen sein. „Die Kollegen leisten eine Arbeit, die ja gerade in den gewerblich-technischen Bereichen unmittelbar wichtig für die Versorgungssicherheit in Sachen Energie ist. Dazu kommt: Wer abgelenkt ist, arbeitet unsicher. Deshalb ist TV nicht erlaubt“, stellt Guido Steffen, Pressesprecher von RWE klar. Genauso sieht es für die Mitarbeiter bei Hydro und der Stadt aus. Auch ein internes Public-Viewing für die Angestellten gibt es bei keinem der drei Arbeitgeber.

Damit handeln sie entgegen dem Trend. Denn eine aktuelle Studie der Universität Hohenheim hat ergeben: 51 Prozent der Chefs tolerieren das Anschauen von WM-Spielen am Arbeitsplatz oder fördern es sogar. Bei der WM 2014 waren es noch nur 44 Prozent. Die Umfrage bei den Arbeitnehmern ergab: Im Schnitt wird jeder Mitarbeiter 16 Minuten seines Arbeitstages für das Verfolgen der WM (egal in welcher Form) verwenden.

Grevenbroich: So verfolgen Fans die WM am Arbeitsplatz
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Wie verfolgen Sie die Fußball-WM am Arbeitsplatz?

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Foto: Julika Hampel

Obwohl die Chefs in den Abteilungen also Fußballfreundlicher werden, sollten sich Arbeitnehmer nicht dazu hinreißen lassen, ohne die Erlaubnis des Vorgesetzten TV-Gerät oder Live-Stream einzuschalten. Erst im Januar entschied das Arbeitsgericht Köln, dass Arbeitgeber ihre Angestellten auch wegen weniger Sekunden unerlaubten Fußballguckens abmahnen dürfen. Zumal die Grevenbroicher Arbeitgeber trotz TV-Verbots durchaus gesprächsbereit sind. „Grundsätzlich gibt es bei Hydro gleitende Arbeitszeit. Mitarbeiter sprechen sich mit ihren Vorgesetzten ab und planen das individuell“, sagt Moritz Rank aus der Hydro-Pressestelle. Gleiches gilt im Verwaltungsbereich von RWE und für städtische Angestellte. Bei der Stadt können Mitarbeiter, sofern es der Dienstbetrieb zulässt, sogar die Spiele um 14 Uhr verfolgen, „die Arbeitszeit muss aber natürlich vorgearbeitet oder nachgeholt werden“, sagt Rathaus-Sprecher Stephan Renner.

Für alle anderen bleibt das Radio. „Viele Kollegen haben am Arbeitsplatz ohnehin das Radio laufen und bekommen so das Spiel mit“, sagt Guido Steffen von RWE. Auch der Blick nebenbei aufs Handy ist erlaubt. „Entsprechend spricht nichts dagegen, wenn Spielstände über einschlägige Smartphone-Apps (Tor-Alarme) verfolgt werden“, sagt Stadtsprecher Stephan Renner.

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