Diskussion um L 361n und Nord-West-Tangente in Grevenbroich Kapellener wollen rasche Entlastung

Kapellen · Hunderte nahmen an der Versammlung zur Nord-West-Tangente und L 361n in Kapellen teil. Kritik an der Kehrtwende des Bürgermeisters gab es, ebenso Zustimmung für den neuen Vorschlag. Viele drängen auf rasche Verkehrsentlastung.

 Der Platz im Forum der evangelischen Kirche in Kapellen reichte für den Besucher-Andrang bei der Bürgerversammlung bei weitem nicht aus, viele standen draußen im Regen.

Der Platz im Forum der evangelischen Kirche in Kapellen reichte für den Besucher-Andrang bei der Bürgerversammlung bei weitem nicht aus, viele standen draußen im Regen.

Foto: Dieter Staniek

Die Trassendiskussion über die Umgehungsstraße für Kapellen und Wevelinghoven bewegt Scharen. Mehr als 200 Bürger kamen ins Forum der evangelischen Kirche in Kapellen, der Platz reichte nicht. Viele mussten vom Eingang zuhören oder standen im Regen, mancher ging nach Hause. Er hoffe nicht, dass der Planer der Veranstaltung auch Straßen plane, merkte ein Besucher an. Bürgermeister Klaus Krützen entschuldigte sich, es habe sich kein größerer Raum gefunden. Auch viele Politiker etwa von SPD, Grünen, CDU und Linken waren präsent.

„Etwas angespannt und nervös“, so räumte Krützen ein, sei er zu dem Treffen zur Frage, wie die Orte vom Verkehr entlastet werden können, gekommen. Vor zwei Wochen sprach Krützen, der wie die Ratsmehrheit lange die L 361n gefordert hatte, sich gegen diese Ortsumfahrung und für die West-Tangente parallel zur A 46 aus. Nach Kritik, etwa wegen Mehrbelastung fürs Neubaugebiet in Kapellen, legte er einen neuen Vorschlag vor. Die Nord-West-Tangente soll von der K10 aus Noithausen umgehen, entlang der Bahn bis zum Kreisel am Ende von Auf den hundert Morgen führen, unter der A 46 entlang führen und in einem Bogen westlich der Autobahn in die L361 münden. Um Mehrbelastung fürs Baugebiet zu vermeiden, denkt Krützen an eine Einbahnstraße Auf den Hundert Morgen (Richtung Grevenbroich). „Diese Trasse hat den Charme, dass sie nicht nur Kapellen und Wevelinghoven, sondern auch Noithausen und Hemmerden entlastet“, warb Krützen.

 Bürgermeister Klaus Krützen (r.) stellte seinen Vorschlag, die Nord-West-Tangente, vor. Moderiert wurde die Diskussion von Detlef Zenk aus Dormagen.

Bürgermeister Klaus Krützen (r.) stellte seinen Vorschlag, die Nord-West-Tangente, vor. Moderiert wurde die Diskussion von Detlef Zenk aus Dormagen.

Foto: Dieter Staniek

Einen Nachteil räumte er ein: Die L 361n ist im Planverfahren viel weiter, mit der Eröffnung sei etwa 2031 bis 2036 zu rechnen, bei der neuen Tangente erst 2038 bis 2042. Krützen nahm auch andere Kritik vorweg. „,Wendehals’ war das Netteste, was ich in den sozialen Medien gelesen habe. Ich werde die nicht überzeugen können, die mir vorwerfen, ich wolle Stimmen kaufen.“ Die L 361n werde die Erftaue beeinträchtigen. „In 150 Jahren wird man fragen, warum wir diese Straße gebaut haben.“

Zur großen „Abrechnung“ mit seiner Kehrtwende kam es nicht, auch wenn es viel Kritik gab. „Sie lassen Kapellen und Wevelinghoven im Regen stehen“, hieß es, und „Pirole und Frösche stehen im Vordergrund, die Belastung für Menschen wird nicht gesehen“. Talstraße und andere würden bei der Nord-West-Tangente weiter belastet, viele Autofahrer würden die damit verbundenen Umwege nicht fahren. Unter anderem Leo Krüll (Pro Ortsumfahrung) wies darauf hin, dass die L 361n viel früher Entlastung bringen könne. Die für die neue Tangente anstehende „Variantendiskussion“ benötige Jahre.

Auch Zustimmung und Applaus für seine Neuorientierung erhielt Krützen. „Ich erwarte, dass Politiker ihre Entscheidungen überdenken“, betonte eine Besucherin. Sie wolle eine Lösung, „aber nicht um jeden Preis“. „Ich will beide Straßen nicht“, erklärte eine andere.

Viele machten deutlich, dass sie mit einer Entlastung nicht bis 2035 oder 2040 warten wollen. Klaus Krützen hatte vorgestellt, welche Vorschläge von Tempo 30 im Ort bis zum Lkw-Durchfahrtsverbot von Landesbetrieb oder Bauausschuss abgelehnt worden seien. „Das ist ernüchternd“, sagte ein Zuhörer, andere erklärten: „Wir müssen Dampf machen“, für eine rasche Lösung müssten alle an einem Strang ziehen.

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