Bekommt das Museum für die niederrheinische Seele jetzt Konkurrenz? Das ehemalige Preußenmuseum des LVR in Wesel wird jetzt zum Niederrheinmuseum umgebaut.
Kultur in Grevenbroich Kultur auf Sparflamme mit viel Engagement
Grevenbroich · Stefan Pelzer-Florack leitet die Bereiche Museum, VHS und Kabarett in Grevenbroich. Er setzt auf eine bunte Fülle von Veranstaltungen.
Stefan Pelzer-Florack: Nein, keine Sorge. Die Kollegin aus Wesel, Corinna Endlich, hat uns vor Kurzem besucht, um sich auszutauschen und inspirieren zu lassen. Wesel wird sich mehr konkret mit der regionalen Geschichte beschäftigen, dabei sich auch auf die Rheinhäfen konzentrieren. Partizipation und Inklusion ist uns aber beiden sehr wichtig. Die Struktur dort ist wohl auch etwas wissenschaftlicher aufgestellt. Wir machen das allerdings wett mit einer hohen Schlagzahl an Veranstaltungen.
Dadurch unterscheidet sich die Villa Erckens von vielen herkömmlichen Museen?
Pelzer-Florack: Die kleineren Häuser ticken alle sehr individuell. Vor kurzem wurde ich als Referent zur Jahrestagung vom Museumsforum NRW in Dortmund ins Museum Zeche Zollern eingeladen. Die Tagung stand unter dem Motto „Große Ideen – kleine Budgets“, anscheinend im Moment ein sehr angesagtes Thema. Dabei musste ich mal wieder feststellen, dass unser Museum mit der großen Schlagzahl an Veranstaltungen seit vielen Jahren sehr engagiert ist. Wir verlassen uns nicht auf die Besucher, die nur in die Sammlung des Museums oder in die Wechselausstellung kommen.
Was sind denn das für Veranstaltungen?
Pelzer-Florack: Konzerte, Kunstmärkte und Kindertheater werden sehr gut angenommen, die After- Work-Reihe ist mit 50 bis 60 Sitzplätzen immer ausverkauft. Der Renner waren auch seit 2023 die Hüsch-Führungen mit der Grillagetorte (Eissplitter-Torte). Dreimal angeboten und gut gelaufen sind auch die Eiscremeführungen. Nicht zu vergessen die integrative Kulturreihe Mokka mit dem Caritas-Verband, zugeschnitten auf ein dementiell erkranktes Publikum. Dabei werden Volks- und Mundartlieder gesungen oder getanzt.
Es gibt aber in der Stadt weitere Ausstellungshäuser.
Pelzer-Florack: Ja, in der Versandhalle finden im Jahr sechs Ausstellungen statt. Der Raum ist bei den Künstlern sehr beliebt und wird gerne an Kollegen weiterempfohlen. Die Vernissagen sind eigentlich immer gut besucht, an den anderen Wochenenden kommen die treuen Kunstinteressierten und der Fankreis der jeweiligen Künstler. 100 Besucher in drei Wochen sind der Durchschnitt. Ein ganz besonderer, wenn auch nicht ganz einfacher Raum ist die ehemalige Synagoge in Hülchrath. In diesem Jahr wird es drei Ausstellungen dort geben.
Haben sich die Besucherzahlen nach der Corona-Pause wieder erholt?
Pelzer-Florack: In unserer Kabarett-Reihe im Pascal-Gymnasium haben wir noch nicht die alte Spitze aus der Vor-Corona-Zeit erreicht. Generell hat sich das Buchungsverhalten verändert. Die Besucher, vor allem auch die jungen, sind in ihrer Entscheidung spontaner. Der Vorverkauf läuft deswegen etwas schleppender, weil sich die Besucher lieber kurzfristig entscheiden.
Und die VHS?
Pelzer-Florack: Sprachen, Kreativität und Gesundheit sind generationenübergreifende Dauerbrenner! Bei der VHS startet jetzt das neue Semester – auch mit vielen neuen Angeboten. Zum ersten Mal machen wir am Samstag (7. September) von 11 bis 16 Uhr im Bildungszentrum an der Bergheimer Straße 44 einen Tag der offenen Tür mit Musikprogramm und Schnupperkursen. Das Semester beginnt dann richtig am 9. September.
Die Fragen stellte Heribert Brinkmann