Strukturwandel-Konferenz in Grevenbroich Grüne fordern klimaneutralen Kreis

Rhein-Kreis · Die Kreistagsfraktion kam im Grevenbroicher Auerbachhaus zu einem ganztägigen Arbeitstreffen zusammen. Vorsitzender Erhard Demmer mahnte, dass der Wandel nicht auf der Basis wirtschaftlichen Profitstrebens aufgebaut werden dürfe.

 Im Auerbachhaus auf der Stadtparkinsel beschäftigte sich die Kreistagsfraktion der Grünen mit dem Strukturwandel im Rheinischen Revier.

Im Auerbachhaus auf der Stadtparkinsel beschäftigte sich die Kreistagsfraktion der Grünen mit dem Strukturwandel im Rheinischen Revier.

Foto: Dieter Staniek

Harsche Kritik übten die Kreis-Grünen an der Praxis, wie im Rheinischen Revier über den Strukturwandel nach dem Ende der Braunkohlenutzung diskutiert wird. Es gebe keinen Ort, „an dem diejenigen mitwirken können, die künftig betroffen sind“, sagte Hans Christian Markert vor Teilnehmern eines Workshops, den die Kreistagsfraktion zum Thema „Wir stellen wir uns die Zukunft des Reviers vor?“ im Auerbachhaus veranstaltete. „In all den Kommissionen, Gruppen und Knoten sind diejenigen in der Mehrzahl und Wortführer, die am liebsten so lange wie möglich an der Braunkohle festhalten wollen.“

Das könne nicht der Sinn eines Strukturwandels sein. „Wir bieten denjenigen eine Stimme, die bisher beim Strukturwandel nicht zur Sprache gekommen sind“, sagte Fraktionsvize Markert. Damit meinte er zum einem die Jugend, zum anderen aber auch Arbeitnehmer. Über deren Perspektiven wurden in drei Arbeitsgruppen ebenso diskutiert wie über die Nachhaltigkeit einer umweltgerechten Gestaltung des Reviers.

Die Erwartungen Jugendlicher an den Strukturwandel stellten Elias Ackburally, Tobias Freitag und David Fister vor. Sie erwarten einen flächendeckend, jederzeit nutzbaren ÖPNV. Sie wünschen sich Strom aus erneuerbaren Energien, setzten auf ein bedingungsloses Grundeinkommen und erwarten eine „Klimadividende“, die Bürger unterstützt, um soziale Verwerfungen zu beheben. Die geringsten Sorgen müsse man sich um die Beschäftigten in der Kohleindustrie machen, meinte Angela Stein-Ulrich, die mit Manfred Haag den Arbeitskreis „Arbeitsmarkt und Bildung leitete. „Sorgen bereiten die Menschen mit Zeitverträgen und bei den Zulieferern.“ Bei ihnen seien Fortbildungsmaßnahmen erforderlich, sofern sie nicht als Fachkräfte auf dem leergefegten Markt neue Anstellungen fänden.

Den Wunsch, das Rheinische Revier zur ersten klimaneutralen Regions Europas zu machen, äußerte Markert als Ziel, das im Arbeitskreis „Umwelt im nachhaltigen Transformationsprozess“ formuliert wurde. Gemeinsam mit Julia Katrin-Edelberg forderte er eine Verkehrswende mit einem ÖPNV, der von Düsseldorf über Neuss, Grevenbroich und Bedburg nach Jülich und weiter nach Aachen führt, ein nachhaltiges Grundwasserkonzept sowie ein Solar- und Dachbegrünungsprogramm für öffentliche Gebäude.

Das Fazit des Veranstaltungstages zog Erhard Demmer, Fraktionsvorsitzender der Grünen im Kreis: Ohne regenerative Energien gelinge kein Strukturwandel. Der Wandel müsse ökologisch, sozial und partizipativ sein und dürfe nicht auf der Basis wirtschaftlichen Profitstrebens aufgebaut werden.

Zur Konferenz hatten die Grünen kompetente Gäste eingeladen. Reiner Priggen, ehemaliger Landtagsabgeordneter und Mitglied der Kohlekommission, bemängelte ein „verlorenes Jahr“. Der Politik sei es in zwölf Monaten nicht gelungen, die Ergebnisse umzusetzen. Schlimm sei eine „Überdimensionierung“ bei den Abfindungen an RWE und andere Tagebau- und Kraftwerksbetreiber. BUND-Geschäftsführer Dirk Jansen ergänzte, die Region müsse „endlich zu Potte“ kommen.

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