Aktion in Grevenbroich-Gindorf gestartet Hunderte spenden Hilfsgüter für Flut-Opfer

Grevenbroich · Am Wochenende sind mehrere Konvois mit vielen Tonnen Hilfsgütern von Gindorf nach Erftstadt gefahren. Die Hilfsbereitschaft war riesig – nicht nur bei den Schützen. Auch das THW ist im Krisengebiet aktiv.

Grevenbroicher spenden für Opfer der Flutkatastrophe
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Grevenbroicher spenden für Opfer der Flutkatastrophe

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Foto: Kandzorra, Christian

Innerhalb weniger Minuten füllte sich die eigens leer geräumte Lagerhalle mit Kleidung, Lebensmitteln, Getränken, Hygieneartikeln und Haushaltsgeräten. Sofort wurden die ersten Anhänger und Geländewagen mit Hilfsgütern gefüllt, kurz darauf rollte der erste Konvoi unter Polizei-Begleitung nach Erftstadt-Köttingen. Dort wurden die tonnenschweren Waren von den Aktiven der Arbeiterwohlfahrt um Franz Schmidt in Empfang genommen und in der Awo-Begegnungsstätte vorerst gestapelt. Ein Teil ging direkt ins nur anderthalb Kilometer entfernte Krisengebiet.

„Die Spendenbereitschaft war riesig“, resümierte Frank Glaser. Er hatte seine Halle zur Verfügung gestellt, war sofort dabei, als die Bruderschaft zur Hilfsaktion aufgerufen wurde. Initiiert wurde sie von Oberst Thomas Schläger, der sich geschockt von den Bildern aus den Hochwassergebieten zeigte. „Da mussten wir etwas tun – und zwar spontan.“ Den ganzen Vormittag über lotsten Helfer die Bürger auf Parkplätze am Kirmesplatz, sorgten für Ordnung. Auch als die Aktion um 13 Uhr vorzeitig abgebrochen wurde, wollten viele noch spenden. Brudermeister Robert Hoppe zeigte sich überrascht, dass so viele Bürger kamen: „Das zeugt von einer großen Hilfsbereitschaft.“

Als sich die Säcke mit Kleiderspenden in der Halle türmten, trat Hoppe in den sozialen Medien etwas auf die Bremse. Der Tenor: Kleidung ist genug da, Hygieneartikel und Lebensmittel werden gebraucht. Davon brachten die Grevenbroicher reichlich: kistenweise Mineralwasser, Lebensmittel-Konserven, Fertiggerichte, palettenweise stapelten sich Toilettenpapier- und Küchenrollen. Die Discounter Aldi und Netto in Gustorf/Gindorf meldeten derweil den Ausverkauf. 

Unter den Helfern waren einige Schützen auch aus umliegenden Orten. Einen ganzen Einkaufswagen mit Wasser-Behältern brachte etwa Günter Winkler aus Wevelinghoven vorbei. Der Schütze war extra einkaufen, transportierte zusätzlich Kanister und Schuhe nach Gindorf. „Ich helfe, weil mir auch immer geholfen wurde. Das ist eine Selbstverständlichkeit“, sagte Winkler.

Gegen 12 Uhr waren die ersten vier Transporter bereits auf dem Weg in die Krisenregionen – vollgepackt mit jeweils zehn Kubikmetern Hilfsgütern. „Unser Ziel ist es, die Dinge den Menschen vor Ort direkt zukommen zu lassen. Sie sollen am besten denen zugute kommen, die am meisten Hilfe benötigen“, sagte Frank Glaser, in dessen Halle der Ausnahmezustand herrschte. Einige Greven­broicher brachten nicht nur Dinge für die schnelle Hilfe, sondern auch Material für Haushalte: So stand unter anderem auch ein Backofen samt Herd bereit.

 Der erste Transport aus Grevenbroich erreichte am Nachmittag die AWO in Erftstadt-Kierdorf.

Der erste Transport aus Grevenbroich erreichte am Nachmittag die AWO in Erftstadt-Kierdorf.

Foto: Piel, Wiljo

Andere brachten Matratzen, wie etwa Anja Heister aus Elsen. Familie Wolin aus Frimmersdorf hatte gleich einen ganzen Anhänger vollgepackt und lud ihn für den Weitertransport aus. „Ein Kindersitz, einige Spiele – wir wollen mit den Sachen helfen, die wir selbst noch für den Fall der Fälle eingelagert hatten“, sagte Dominik Wolin.

Auch am Sonntagmorgen setzte sich ein Konvoi mit zehn Fahrzeugen in Bewegung – vorneweg wieder die Polizei, die für ein zügiges Vorankommen sorgte. Dass die Schützen in Köttingen einen Abnehmer für die Hilfsgüter fanden, war dem Vorsitzenden des Vereins „Gindorf e.V.“, Holger Kremer, zu verdanken, der die entsprechenden Kontakte zur Awo hergestellt hatte – „ein echter Glücksfall“, wie Brudermeister Hoppe sagte. Denn leicht war es nicht, am Samstag eine Zieladresse für vielen Spenden zu finden. Im Aachener Raum lehnten die Hilfsorganisationen bereits gegen Mittag weitere Güter ab und führten Abgabelisten für die nächsten Wochen – zu groß war die Hilfsbereitschaft, zu klein die Lagerkapazitäten. Alleine bei Ahrweiler standen am frühen Nachmittag rund 100 voll beladene Fahrzeuge im Stau. „Bitte erst einmal keine weiteren Transporte“, sagte eine Mitarbeiterin der Kreisverwaltung. Die Katastrophe hatte eine Welle der Solidarität ausgelöst.

In der Gindorfer Halle lagern noch immer viele Hilfsgüter, vor allem Kleiderspenden, die am Sonntag in Containern verladen wurde. Weil die Spendenbereitschaft am Samstag nicht abriss, hatte sich die Landtagsabgeordnete Heike Troles eingeschaltet. Sie nahm Kontakt mit Kreisdirektor Dirk Brügge auf, dem Chef des Kreis-Krisenstabes. Noch am Samstag wurde versucht, die Turnhalle am Berufsbildungszentrum an der Bergheimer Straße zum vorübergehenden Lager für diese und möglicherweise auch für weitere Sachspenden aus dem Rhein Kreis umzufunktionieren. Erste Gespräche mit dem Deutschen Roten Kreuz sind in dieser Sache bereits geführt worden.

 In der Halle von Frank Glaser war am Samstag kaum ein Durchkommen mehr. Meterhoch türmten sich die Spenden der Grevenbroicher, über einen schmalen Gang brachten einige Bettzeug ins Lager.

In der Halle von Frank Glaser war am Samstag kaum ein Durchkommen mehr. Meterhoch türmten sich die Spenden der Grevenbroicher, über einen schmalen Gang brachten einige Bettzeug ins Lager.

Foto: Kandzorra, Christian

Die Grevenbroicher halfen am Samstag aber nicht nur mit Sachspenden. Auch das Technische Hilfswerk machte sich am Morgen auf den Weg in eine Krisenregion: Für zwölf Helfer der Bergungsgruppe ging es in den Kreis Heinsberg nach Hückelhoven. Dort kamen Pumpen zum Einsatz, um überflutete Bereiche trockenzulegen.

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