Polizei in Grevenbroich Gewalt unter Schülern nimmt zu

Grevenbroich · Laut Polizei ist die Anzahl der Straftaten an Grevenbroicher Schulen zurückgegangen. In der Realität zeigen laut einigen Schulleitungen vor allem die jüngeren Schüler aber ein gewalttätigeres Verhalten. Das bestätigt auch der Trend in NRW.

 Zwei Schüler prügeln sich auf einem Schulhof (Illustration). Laut den Erfahrungen langjähriger Schulleiterinnen sind sich viele Kinder ihres falschen Verhaltens weniger bewusst als früher.

Zwei Schüler prügeln sich auf einem Schulhof (Illustration). Laut den Erfahrungen langjähriger Schulleiterinnen sind sich viele Kinder ihres falschen Verhaltens weniger bewusst als früher.

Foto: dpa

Die Grevenbroicher Schulen sind im vergangenen Jahr sicherer geworden - das geht aus einer Anfrage unserer Redaktion an die Polizei hervor. "Im Jahr 2017 wurden 16,43 Prozent weniger Straftaten an Grevenbroicher Schulen als im Vorjahr registriert", teilt Daniela Dässel, Pressesprecherin der Polizei Rhein-Kreis Neuss, mit. Erfasst wurden in der Statistik die Klassen eins bis 13, nicht aufgeschlüsselt nach Schulformen.

Doch laut zwei Grevenbroicher Schulleiterinnen stimmen diese Zahlen nicht unbedingt mit der Realität überein. Die langjährigen Pädagoginnen sehen eine hohe Dunkelziffer, weil viele Probleme innerschulisch gelöst werden und es gar nicht zu einer Anzeige bei der Polizei kommt. Das scheint vor allem für Grundschulen und deren jüngere Schüler zu gelten. "Tatsache ist, dass die Kinder immer gewalttätiger spielen", sagt Erika Voets, Leiterin der GGS Erftaue in Gustorf.

Strafmündig ist man in Deutschland ab dem 14. Lebensjahr. Jüngere Kinder sind in der Regel schuldunfähig und können nicht Beschuldigte in einem Strafverfahren sein. So kommt es, dass strafbare Handlungen unter Kindern meist nicht bei der Polizei erfasst werden. Trotzdem werden in der Statistik Schüler der Klassen eins bis 13 aller Schulen zusammengefasst. "In Zusammenhang mit Grevenbroicher allgemeinen Schulen wurden im Jahr 2017 insgesamt 80 Straftaten registriert", teilt Polizeisprecherin Dässel mit. Davon entfielen 51 auf Diebstahlsdelikte (18 Fahrraddiebstähle). Zudem wurden 18 Sachbeschädigungen sowie sieben Körperverletzungsdelikte verzeichnet.

Letztere entfallen demnach nicht auf die Grundschulen und ihre nicht strafmündigen Schüler. Trotzdem kommt es dort in der Vergangenheit eher öfter zu körperlichen Auseinandersetzungen. "Natürlich wurde auf dem Schulhof immer schon mal über das normale Maß hinaus gerauft", sagt Ruth Hennen, Leiterin der Erich-Kästner-Schule in Elsen.

"Danach war die Hackordnung aber neu festgelegt und es war schnell wieder gut", ergänzt die langjährige Schulleiterin. Heute gebe es im Allgemeinen mehr Schüler, die immer wieder handfeste Streitigkeiten haben. Das großes Problem daran: Viele Kinder scheinen sich über ihr Tun gar nicht im Klaren zu sein. "Die Hemmschwelle ist auf jeden Fall gesunken", findet Erika Voets von der GGS Erftaue. Sie hat schon erlebt, dass auf ein auf dem Boden liegendes Kind noch eingetreten wurde.

"Früher hatte man das nicht in diesem Ausmaß und die Kinder waren sich vor allem ihres falschen Verhaltens bewusst", sagt Voets. Heute heiße es oft, das sei nur Teil des Spiels gewesen. "Ich gebe Erika Voets vollkommen recht. Einigen fehlt es einfach an Unrechtsbewusstsein. Das war vor 20 Jahren noch anders", erinnert sich Hennen.

Nicht sehr förderlich sei in diesem Zusammenhang die Haltung einiger Eltern. "Früher wurde noch häufiger dazu animiert, nach dem eigenen Anteil zu schauen", sagt Hennen. Heute werde die Schuld eher bei anderen gesucht. "Der überwiegende Teil der Eltern macht das aber sehr positiv, genauso wie der größte Teil der Kinder meist absolut gewaltlos spielt", erklärt Hennen, um Missverständnisse vorzubeugen. Wenn es doch soweit kommt, werden pädagogische Gespräche mit Kindern und Eltern geführt.

(kron)
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