Bilanz der Beratungsstelle Gewalt gegen Frauen nimmt weiter zu

Grevenbroich · Die Beratungsstelle „Frauen helfen Frauen“ blicken auf ein erfolgreiches Jahr zurück. Gleichzeitig zeigt sich auch ein Negativtrend. Die Gewalt an Frauen nimmt weiter zu.

 Barbara Baik, Jutta Dubberke, Ursula Harbich und Janne Gronen (v.l.) von der Frauenberatungsstelle.

Barbara Baik, Jutta Dubberke, Ursula Harbich und Janne Gronen (v.l.) von der Frauenberatungsstelle.

Foto: Gundhild Tillmanns/Gundhild Tillmans

Auf ein erfolgreiches Jahr blickt die Beratungsstelle des Vereins „Frauen helfen Frauen“ im Rhein-Kreis Neuss zurück. Doch die Zahlen von 1000 ratsuchenden Frauen und 721 weiblichen wie teilweise auch männlichen Besuchern von Veranstaltungen zeigt gleichzeitig auch einen Negativtrend auf: „Die Gewalt an Frauen nimmt weiterhin zu, wie wir alljährlich feststellen müssen“, sagt Janne Gronen, Geschäftsführerin der Beratungsstelle.

Allerdings werden auch immer mehr Fälle bekannt und mitbetreut, seitdem die Kreispolizei die Übergriffe an „Frauen helfen Frauen“ auch direkt meldet: So wurden im vergangenen Jahr direkt von der Polizei aus Grevenbroich sogar 60 Fälle gemeldet, in Neuss waren es 116 und neun in Jüchen. Insgesamt suchten aber 313 Frauen Hilfe nach Gewalt bei dem Verein und in den Beratungsstellen in Neuss, Grevenbroich und Dormagen. Als häusliche Gewalt wurden davon 124 Fälle in der Statistik erfasst. Gut ausgelastet ist laut Barbara Baik die Frauensprechstunde, die sie einmal wöchentlich im St. Elisabeth-Krankenhaus in Grevenbroich anbietet.

„Seitdem wir auch Dependancen unserer Neusser Beratungsstelle in Grevenbroich und Dormagen haben, sind auch dort die Sprechstunden immer komplett ausgelastet“, sagt Gronen. Sie weiß allerdings auch, dass der Verein personell an seine Grenzen stößt: „Wenn wir mehr Mitarbeiterinnen hätten, kämen bestimmt noch mehr Frauen zu uns“, sagt auch Ursula Haubrich. Vor zwei bis drei Jahren war nämlich eine zusätzliche Stelle geschaffen worden, und die Zahl der ratsuchenden Frauen schnellte spontan von 750 auf 1000 in die Höhe, wie sich die Geschäftsführerin erinnert.

Aber finanziell sei momentan keine Aufstockung in Sicht, im Gegenteil: Bedauerlicherweise würden die Fördermittel für die Betreuung von traumatisierten Flüchtlingsfrauen vom Land nicht mehr gewährt. So wichtige Flüchtlingsprojekte wie die Reihe zum „Zusammenleben von Männern und Frauen in Deutschland“ seien deshalb in Kooperation mit der Arbeiterwohlfahrt und der Caritas in Grevenbroich im vergangenen Jahr ausgelaufen. Aus Restmitteln könne aber zum Glück noch eine Kreativgruppe unter Leitung einer Künstlerin mit deutschen und Flüchtlingsfrauen aufrechterhalten werden. Finanziert wird der Verein aus Mitteln des Rhein-Kreises Neuss, des Landes NRW, dazu kommt ein Eigenanteil von jährlich 35.000 Euro durch Spenden und feste Sponsoren.

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