Gesamtschule in Grevenbroich Schüler setzen Zeichen gegen Antisemitismus und Ausgrenzung

Grevenbroich · Ein Zeichen setzten rund 150 Grevenbroicher, die an der zehnten, von Schülern und Lehrern der Projektgruppe „Käthe-Kollwitz-Gesamtschule gegen das Vergessen“ organisierten Gedenkfeier teilnahmen.

 Rund 150 Schüler, Eltern und andere Grevenbroicher waren zur Gedenkfeier am jüdischen Friedhof gekommen.

Rund 150 Schüler, Eltern und andere Grevenbroicher waren zur Gedenkfeier am jüdischen Friedhof gekommen.

Foto: Michaelis, Judith (jumi)

„Für das Böse reicht es, wenn die Guten nichts tun“ – unter diesem Motto stand die Mahn- und Gedenkfeier anlässlich des Progroms 1938, als Nationalsozialisten in Grevenbroich und überall im Land Synagogen schändeten, Juden in Konzentrationslager brachten, sie töteten oder in den Freitod trieben.

Ein Zeichen setzten rund 150 Grevenbroicher, die an der zehnten, von Schülern und Lehrern der Projektgruppe „Käthe-Kollwitz-Gesamtschule gegen das Vergessen“ organisierten Gedenkfeier teilnahmen. Unterstützung leistete der Geschichtsverein. „Wir sind nicht verantwortlich für die Ereignisse damals – aber wir tragen Verantwortung dafür, dass niemand heute ausgegrenzt, gedemütigt, diskriminiert, verfolgt oder verletzt wird“, betonte Joshua Gluch, der 17-Jährige Allrather aus der zwölften Stufe moderierte mit Finja Behr die Gedenkstunde mit Liedern und Textbeiträgen sowie Gebet. Behr wies darauf hin, wie wichtig solche Zeichen angesichts heute zu beobachtender Ausgrenzung, Ausländerfeindlichkeit und von Antisemitismus sind.

Für die Konzeption der Feier zeichneten Lehrer Thomas Jentgens und Reinhold Stieber, ehemaliger Lehrer, verantwortlich. Eine Änderung nach der Corona-bedingten Zwangspause 2020: Statt wie früher auf dem Synagogenplatz, der zurzeit umgebaut wird, gedachten Schüler, Eltern und viele andere am jüdischen Friedhof Stadtmitte der Opfer. Das Programm ist jedes Jahr anders, Schüler und Lehrer beweisen Kreativität, etwa in der von Ex-Lehrer Klaus Grolms gesungenen „Geschichtsstunde“. „Wo sind all die Sterns geblieben, ich kann nicht glauben, dass niemand etwas weiß“, lässt er einen Zeitzeugen zur verfolgten Grevenbroicher jüdischen Familie fragen. Auch etliche ehemalige Gesamtschüler bleiben in der Gruppe aktiv. „Wir haben gedacht, wir sind in unserer Gruppe nur wenige – aber wir haben viel erreicht“, sagte eine junge Frau.

Noch mehr soll erreicht werden. Schüler skizzierten kurz die Pläne für die vom Rat beschlossene Neugestaltung des Synagogenplatzes, auf dem der Grundriss der ehemaligen Synagoge mit einem Davidstern zu sehen sein soll. Geplant ist auch eine Skulptur, auf der die mehr als 200 Namen der in Grevenbroich geborenen Holocaust-Opfer zu lesen sein werden. Der Geschichtsverein will mit dem „Netzwerk gegen das Vergessen“ einen Wettbewerb ausloben. Junge Leute sollen sich damit befassen, wie eine solche Skulptur aussehen kann. Die junge Generation macht weiter, setzt ein weiteres Zeichen gegen das Vergessen.

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