Wasserqualität der Erft Gefrorene Test-Krebse zeigen Erft-Belastung

Grevenbroich · Tierschädliche Chemikalien in der Erft? Grevenbroicher Krebse warten eingefroren auf Untersuchung.

 Warten eingefroren in Koblenz auf ihre Untersuchung: Flohkrebse, die Erftwasser ausgesetzt waren. Unser Foto zeigt eine vergleichbare Flohkrebsart.

Warten eingefroren in Koblenz auf ihre Untersuchung: Flohkrebse, die Erftwasser ausgesetzt waren. Unser Foto zeigt eine vergleichbare Flohkrebsart.

Foto: dpa/Hermann Neumann

Mit der Einleitung gereinigten Kläranlagenwassers gelangen auch Spuren von Chemikalien in die Erft. Welche Auswirkungen diese Spurenstoffe auf die Artenvielfalt in der Erft haben, prüft der Erftverband derzeit mit drei Partnerverbänden. Nach einem ersten Praxistest an mehreren Stellen im Fluss – unter anderem am Wevelinghovener Entwässerungsgraben – stehen für diesen Herbst und das Frühjahr 2019 weitere Tests mit kleinen Lebewesen an, die dem Wasser in speziellen Käfigen ausgesetzt werden sollen. Das teilt der Biologe Udo Rose vom Erftverband mit. Ein erster Test sei in Grevenbroich bereits mit Flohkrebsen aus dem Mittelgebirge durchgeführt worden, die normalerweise nicht in der Erft zu finden sind.

Die Tiere warten jetzt in flüssigem Stickstoff eingefroren in der Uni Koblenz-Landau auf ihre Untersuchung. Unter anderem werde laut Rose der Stoffwechsel der wirbellosen Tierchen genau unter die Lupe genommen. Vorangegangene Tests im Labor hatten 2016 bereits gezeigt, dass Lebewesen auf Kläranlagenwasser reagieren. „Im Fluss ist es entsprechend verdünnt“, sagt Udo Rose. Ob die geringen Konzentrationen beispielsweise von Schmerzmitteln, die über das Kläranlagenwasser in die Erft gelangen, auch unter realen Bedingungen Auswirkungen auf Lebewesen haben, soll mit den Tests genauer erforscht werden. Berücksichtigt werden müssten auch Test-Tierchen aus anderen Gewässer-Bereichen; beim ersten Durchlauf habe es mancherorts Probleme mit Hochwasser oder extremer Trockenheit gegeben. Daher stehen sichere Ergebnisse noch aus.

Ziel ist es, die Erft und andere Flüsse gemäß der EU-Wasserrahmen-Richtlinie in einen „guten ökologischen Zustand“ zu versetzen. Die Erft ist davon noch ein Stück entfernt. „In dem Fluss leben etwa 100 verschiedene Arten. In naturbelassenen Flüssen sind es rund 300, teilweise bis zu 400“, sagt der Biologe. Gleichwohl sei die Artenvielfalt in den vergangenen Jahren gestiegen. In den 1970er Jahren, als noch nicht so gut gefiltertes Kläranlagenwasser in den Fluss geleitet wurde, waren in der Erft teils weniger als 20 Arten anzutreffen. Auch jetzt fehlen noch Tiere in der Erft, die dort eigentlich leben sollten – wohl auch wegen der Struktur des Flusses im Allgemeinen. An einigen Stellen wird die Erft bereits renaturiert, etwa bei Frimmersdorf. An dem Verbundprojekt mit den Tests sind neben dem Erftverband die linksrheinische Entwässerungsgenossenschaft, der Niersverband und der Wasserverband Eifel-Rur beteiligt.

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