Kultur in Grevenbroich Filigrane Kunst mit der Kettensäge

Grevenbroich · Als Material verwendet Stephanie Hermes ausschließlich Holz. Was man angesichts der zum Teil sehr filigranen Arbeiten kaum glauben kann: Alle Exponate, auch die detailverliebten, schuf die Künstlerin mit einer Kettensäge.

 Stephanie Hermes zeigt noch bis zum 15. Mai ihre Objekte in der Versandhalle auf der Stadtparkinsel.

Stephanie Hermes zeigt noch bis zum 15. Mai ihre Objekte in der Versandhalle auf der Stadtparkinsel.

Foto: Dieter Staniek/Stan

„Die Magie des Zwischenraums“ heißt die Ausstellung von Stephanie Hermes, die noch bis zum 15. Mai in der Versandhalle auf der Stadtparkinsel zu sehen ist. Es ist eine in Teilen sehr persönliche Ausstellung.

Stephanie Hermes stammt aus Schmallenberg. Sie lebt und arbeitet in Korschenbroich-Neersbroich. Sie hat keine akademische Ausbildung, ist aber ausgebildete Maskenbildnerin, war unter anderem am Düsseldorfer Schauspielhaus tätig. Nach einem schweren Unfall kam der Abschied von den Masken. Rückblickend stellt Stephanie Hermes folgendes fest: „Ich habe mein halbes Leben mit feinen und feinsten Hohleisen und Schnitzmessern gearbeitet.“ Der Wechsel hin zur freien Kunst mit der Kettensäge muss für sie wie ein Befreiungsschlag gewesen sein.

Das ausschließliche Material ist jetzt Holz. Das kommt ihr sehr entgegen: „Vieles ist bereits in das Holz gezeichnet, geradezu hineingeschrieben. Ich mache es mit der Kettensäge in Teilen sichtbar, indem ich es nachzeichne oder verfremde.“ Die wohl verblüffendste Arbeit in der Versandhalle ist 2,20 Meter hoch und vier Zentimeter stark. Es scheint, als sei sie aus unzähligen länglichen, schmalen Holzstücken zusammengefügt worden. Die Realität sieht jedoch so aus, dass auch dieses Exponat aus einem Holzstamm herausgearbeitet wurde, und das mit der Kettensäge. Dieses große Relief wurde mit schwarzer Acrylfarbe lackiert.

Die „Magie des Zwischenraums“ ist bei dieser Werkgruppe besonders wahrnehmbar. Die Kaarster Galeristin Brigitte Splettstößer ging in ihrer Einführungsrede darauf ein: „Mit den herausgesägten Partien geht die Künstlerin an die Grenze des Machbaren. Dabei sind die entstandenen Leerräume konzeptionell gleichwertig mit den massiven positiven Anteilen, und sie führen durch Lichtdurchlässigkeit, lassen das Licht als bildnerisches Element in die Arbeit einfließen.“ Neben den Stelen gibt es Arbeiten dieser Werkgruppe auch als Wandreliefs.

Eine weitere Werkgruppe sind die an Korallen erinnernden Skulpturen mit ihren organischen Formen und unendlich vielen Löchern. Die Objekte und Drucke mit der runden Form sind das Ergebnis einer Auseinandersetzung mit einer Glaukomerkrankung, die bei der Künstlerin diagnostiziert wurde, und die schlimmstenfalls zur Erblindung führen kann. Titel gibt Stephanie Hermes ihren Werken übrigens prinzipiell nie: „Ich lasse gerne alle Interpretationsmöglichkeiten zu.“ Wenn sie zur Säge greift, weiß sie noch nicht, was dabei herauskommt – es passiert einfach.

Die Ausstellung ist samstags und sonntags von 13 bis 16 Uhr geöffnet. Am 15. Mai wird es von 13 bis 17 Uhr eine Finissage geben.

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