Kunst in Grevenbroich Kunst aus Tonerde und Maulbeerbaum-Rinde

Grevenbroich · Künstlerin Felicitas Lensing-Hebben zeigt aktuelle Werke in der Versandhalle auf der Stadtparkinsel. Vernissage ist am Sonntag.

Dass sich aus Ton nicht nur Teekannen oder Teller fertigen lassen, das beweist Felicitas Lensing-Hebben eindrucksvoll: Einen Dreiklang aktueller Arbeiten zeigt die studierte Keramik-Designerin ab Sonntag. Dann wird in der Versandhalle auf der Stadtparkinsel ihre Ausstellung eröffnet.

 Die in Düsseldorf lebende Künstlerin Felicitas Lensing-Hebben stellt ihre Arbeiten in der Versandhalle auf der  Stadtparkinsel aus.

Die in Düsseldorf lebende Künstlerin Felicitas Lensing-Hebben stellt ihre Arbeiten in der Versandhalle auf der  Stadtparkinsel aus.

Foto: Andreas Woitschützke

Dass die Schau keinen Titel trägt, mag typisch für die gebürtige Niederrheinerin sein. Ihre Werke sind oft abstrakt und bieten Raum für die eigene Phantasie, wie sie beispielhaft an einem Torso erklärt. „Was sollen hier noch Kopf oder Arme?“, fragt sie mit Blick auf eine aus Tonerde erstellte Arbeit, die je nach Blickwinkel schwebend, fast tanzend oder schwer wirkt. „Vollkommen überflüssig ist an dieser Stelle die Komplettheit. Denn in der Unvollständigkeit hat der Betrachter die Chance, das Angefangene zu Ende zu denken“, regt sie an. Abstraktes liebt sie und alle Dinge, die zum eigenen Nachdenken inspirieren.

Und sie gerät ins Schwärmen über ihre Arbeit: „Das Material Tonerde macht mich glücklich. Seit 27 Jahren beschäftige ich mich mit damit, das lässt mich einfach nicht los.“ Zur Kunst kam die 1951 geborene Felicitas Lensing-Hebben früh.„Ich komme von einem Hof, bin das jüngste von 14 Kindern und wurde oft nicht wahrgenommen“, erinnert sie sich. Durch die Kreativität wurde sie sichtbar, entschloss sich dann zwar für den Beruf als Apothekerin, um sich im Alter von Mitte 30 für ein Kunststudium bei Dieter Crumbiegel in Krefeld zu entscheiden. Seitdem lebt und arbeitet sie in Düsseldorf.

„Ich liebe das Leben und seine Farbigkeit“, versucht sie zu vermitteln, was Motivation und Inspirationsquelle für ihre unterschiedlichen künstlerischen Ausarbeitungen ist. Erstmals zeigt sie jetzt in der Versandhalle Arbeiten aus Maulbeer-Rinde, die wie zarte Hüllen oder Häute der daneben platzierten Skulpturen wirken. Diese Elemente miteinander zu kombinieren, sei der Versuch, die Themen Beständigkeit und Vergänglichkeit in Kontrast zueinander darzustellen. Weitere Aspekte sind die Bewegung, wie sie den „Tanz des Lebens“ beschreibt.

Auch dazu hat sie Abstrakt-Figuratives gearbeitet. Und wer genau hinschaut, entdeckt in der entsprechenden Skulptur ein tanzendes Paar, Mann und Frau, die sich zu imaginärer Musik zu drehen scheinen.

An Hürden zu wachsen sei wichtig, auch dabei dürfe besagter Schwung nicht verloren werden. „Lass uns die Freude bewahren“, sagt sie. Und wird es mal ganz arg, hat sie für sich die malerischen Tagebuchaufzeichnungen. Exemplarisch sind einige ihrer kleinen zehn Mal zehn Zentimeter großen Quadrate zu sehen, ergänzt durch dreidimensionale Arbeiten wie eine Schriftrolle mit Funkelement: In allen Sprachen ist auf Zetteln notiert, was die Künstlerin an Wünschen hat, und darüber ein leuchtendes Weißgoldquadrat gesetzt.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort