Spiritueller Zwischenruf aus Grevenbroich Farbe bekennen, Flagge zeigen

Meinung | Langwaden · Was hat die Fastenzeit mit der Corona-Quarantänezeit zu tun? Pater Bruno Robeck, Prior der Zisterzienser aus Langwaden, versucht Antworten zu finden.

 Bruno Robeck, Prior der Langwadener Zisterziensermönche.

Bruno Robeck, Prior der Langwadener Zisterziensermönche.

Foto: Melanie Zanin

Die Quadragesima – die 40-tägige Fastenzeit – ist mit Ostern vorbei. Endlich. Sechs Wochen waren auch lang genug. Eine andere Zeit, die wir nicht so leicht beenden können, bleibt uns auch nach Ostern erhalten: die Quarantänezeit. Beide Q–Worte Qadragesima (Fastenzeit) und Quarantäne (Coronazeit) gehen auf dieselbe Wortwurzel zurück. Sie hängen mit dem lateinischen Zahlwort „quadraginta - vierzig“ zusammen. Die Quarantäne meint also vom Wortsinn eine 40-tägige Isolationszeit, die meistens jedoch kürzer war oder ist. Zur Zeit macht sich jedoch das Gefühl breit, in einer Dauer-Quasi-Quarantäne leben zu müssen.

Mir hilft ist es in dieser schwierigen Lage, dass wir zumindest im kirchlichen Leben die frohe Osterzeit begonnen haben und die Farbe wechseln konnten. Das dunkle und eintönige Violett musste dem strahlenden und freundlichen Weiß weichen. Auch wenn die äußere Situation sich nicht verbessert, wird die Stimmung etwas froher. In den bildlichen Darstellungen zur Osterzeit sehen wir Jesus als Auferstandenen mit einer Siegesfahne. Oft prankt auf dem roten Tuch ein weißes Kreuz.

50 Tage sehen wir den Auferstandenen in hellen Farben und mit Siegesfahne. Die 50-tägige Osterzeit soll länger und intensiver sein als die 40 Tage des Verzichts und der Umkehr. So ist zumindest die kirchliche Choreographie. Trotz der Osterzeit stecken wir gleichzeitig in der Quasi-Quarantänezeit fest. Es sieht weiter düster aus. Die Gefahren der dritten Pandemiewelle sind nicht zu unterschätzen. Am besten ist es, nicht nur die Siegesfahne des auferstandenen Jesus, sondern auch die Quarantäneflagge der Schifffahrt zu setzen, die vor Seuche oder Seuchengefahr an Bord warnt.

Die Quarantäneflagge besteht aus der gelben Buchstabenflagge Q und der schwarzgelbkarrierten Buchstabenflagge L. Sie ist ein wichtiges Warnsignal, um nicht leichtsinnig zu werden. Dabei wirken die Farben Gelb und Weiß nicht so düster, wie es die Flaggennachricht nahelegt. Im Zusammenspiel von Gelb und Schwarz sehe ich einen Hinweis auf Dunkel und Licht, Tod und Auferstehung, wobei die hellen Felder eindeutig überwiegen.

Gerade die Osterzeit erleichtert es, Farbe zu bekennen. Ich kann das Dunkle annehmen, wenn ich weiß, dass es auch das Helle gibt. Wenn ich Flagge zeige, also meinen wirklichen Zustand nicht verheimliche, können alle – sowohl die anderen als auch ich – damit am besten umgehen. Jesus hat auch Farbe bekannt und den Weg zum Leben gezeigt. Er hat Flagge gezeigt. Durch seinen Tod am Kreuz überwand er alle zerstörerischen Mächte und verhalf dem Leben zum Sieg.

Noch sind wir in der schweren Zeit. Klar ist, dass sie länger dauert als 40 Tage. Sie wird aber hoffentlich nicht so lange dauern, wie die 40 Jahre, die das Volk Israel durch die Wüste zog. Die Zahl 40 steht vielmehr für einen Zeitabschnitt, in dem der Mensch sich entwickelt und reift. Wir stecken tief in dieser Phase und werden hoffentlich bald das Ziel erreichen, das durch die Zahl 50 symbolisisert ist: dass wir näher zueinander und zu Gott finden.

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