Faszinierende Fotos aus dem Baggerloch Exotische Wasserwelt direkt vor der Haustür in Grevenbroich
Grevenbroich · Heinz Erich Zappel aus Grevenbroich steigt ab in die Seen im Rhein-Kreis Neuss – und er taucht mit faszinierenden Fotos wieder auf. Dabei wird klar: Es müssen nicht immer die Malediven sein.
Unterwasserfotografie. Da kommt automatisch der Gedanke an tropische Gefilde auf – an schillernde Fische auf den Seychellen oder in der Karibik, an leuchtende Korallen auf den Malediven und im Roten Meer. Da denkt niemand gleich an Baggerlöcher. Ein Fehler: Denn was Heinz Erich Zappel aus Grevenbroich an Fotomaterial aus den Tiefen heimischen Seen mitbringt, muss den Vergleich mit exotischen Locations nicht scheuen. Seine Bilder zeigen eine unbekannte, direkt vor der Haustür liegende Welt, die den Betrachter staunen lässt. Das alles soll in einer ehemaligen Kiesgrube leben?
„Und ob“, sagt der 52-Jährige, der bis zu 140 Tauchgänge im Jahr unternimmt. „Unsere Gewässer sind reich an Arten, dort ergeben sich hochinteressante Motive.“ Schon vor Jahren hat sich Zappel auf die lokale Unterwasserwelt spezialisiert, um anderen die Schönheiten zu vermitteln, die so nah, aber dennoch im Verborgenen liegen – für die meisten jedenfalls. „Mit der Zeit ist daraus eine richtige Leidenschaft geworden“, sagt der Taucher, der beruflich seit mehr als 30 Jahren bei Speira tätig ist, dem Unternehmen, das kürzlich noch unter dem Namen Hydro firmierte.
Eines seiner bevorzugten heimischen Tauchgebiete ist der Sandhofsee in Neuss. Ausgerüstet mit Neoprenanzug und Atemluftflaschen taucht Heinz Erich Zappel dort immer wieder ab. Stets mit dabei: seine Kamera, die sich gut geschützt in einem Unterwassergehäuse befindet. Obwohl der ehemalige Baggersee knapp 20 Meter tief ist, hält sich der Grevenbroicher meist in den flachen, sehr artenreichen Zonen auf, um dort auf die Jagd nach Motiven zu gehen.
Die Ausbeute des 52-Jährigen kann sich sehen lassen. Spektakulär ist etwa ein in Ufernähe entstandenes Bild, das einen Schwarm Flussbarsche zeigt, die sich im Schutz von Wasserpflanzen aufhalten, die vom Sonnenlicht beschienen werden. Ein Hauch von Amazonas, nicht weit vom Neusser Gewerbegebiet entfernt. Verblüffend.
Heinz Erich Zappel hat mit der Zeit viel an Erfahrung gewonnen. Er weiß mittlerweile, zu welcher Jahreszeit sich welche Arten unter Wasser tummeln. „Schnecken zum Beispiel sind zwischen August und September aktiv, Frösche bereits im März und April, wenige Wochen später sind dann auch die Jungfische da“, schildert der Taucher, der mehr und mehr Freude an der Makro-Fotografie gefunden hat. Seine Bilder von Fischlaich zum Beispiel haben beinahe schon künstlerischen Wert.
Die Leidenschaft für das Tauchen hat Heinz Erich Zappel bei einen Schnupperkursus entdeckt, der ihn so begeisterte, dass er schon bald mit einer Ausbildung begann. „Irgendwann habe ich mit der Fotografie begonnen, um den Leuten zu zeigen, welche Schönheiten unsere heimischen Gewässer bieten“, berichtet er. Sein erworbenes Wissen gibt er weiter bei Kursen, die er in Zusammenarbeit mit „Seacam“ gibt, einem Hersteller von Kamera-Unterwassergehäusen.
Wenn es die Witterung zulässt, taucht Heinz Erich Zappel fast jedes Wochenende ins heimische Süßwasser ab. Stress zu Hause bekommt er deswegen aber nicht. Denn seine Ehefrau Monika teilt das Hobby ihres Mannes, beide kommen auf weit über 2000 gemeinsame Tauchgänge, die sie allerdings nicht nur in heimischen Gefilden absolvierten. Im November verlängert das Paar gerne schon einmal den Sommer, um in wärmeren Gefilden buchstäblich abzutauchen.
„Aber vorzugsweise sind wir schon vor unserer Haustüre unterwegs“, sagt Zappel. Dabei geht es stets in stille Gewässer, niemals in Flüsse, niemals in die Erft. „Dort sind viel zu viele Schwebteile vorhanden“, berichtet Heinz Erich Zappel. Die Sicht sei einfach zu schlecht, um gute Fotos zu schießen. Und um die geht es ihm, wenn er in die Seen im Rhein-Kreis abtaucht, um auf stille Foto-Jagd nach Hecht und Co. zu gehen.
Es müssen nicht immer die Tauchparadiese dieser Welt sein, um Interessantes zu entdecken und zu fotografieren. Diese Botschaft will der Grevenbroicher auch an diejenigen vermitteln, die ebenso wie er für den Tauchsport brennen. „Bei etwa 30 Tagen Urlaub im Jahr muss man sich sputen, um an exotische Ziele zu gelangen“, sagt Zappel. Diese Hetze müsse aber nicht unbedingt sein, denn die Schönheit der Unterwasserwelt könne auch gleich vor der Haustür entdeckt werden.