Renaturierung in Grevenbroich Erft soll natürlich und erlebbar werden

Grevenbroich · Im Rahmen der Renaturierung soll die Erft mehr ins Stadtbild integriert und als Naherholungsraum gestärkt werden. Es besteht Handlungsbedarf, denn der Fluss-Umbau schreitet viel schneller fort als ursprünglich geplant.

 Entlang der Frimmersdorfer Höhe erobert sich die Natur nach der Umgestaltung allmählich die Uferbereiche zurück.

Entlang der Frimmersdorfer Höhe erobert sich die Natur nach der Umgestaltung allmählich die Uferbereiche zurück.

Foto: Wiljo Piel

Ein Mammutprojekt stellte der Erftverband im Umwelt- und Landschaftspflegeausschuss vor. Die Bergheimer Gewässer-Experten wollen den Fluss bis zur Mündung in Neuss so weit wie möglich renaturieren. Vorstellungen für die Erft der Zukunft haben aber auch Grevenbroicher Politiker. Die Flusslandschaft soll mehr als heute für Naherholung und Kultur genutzt und zudem mehr ins Stadtbild integriert werden. SPD und CDU haben dafür Anträge gestellt. Deutlich wurde im Ausschuss, dass es Zeit ist zu handeln, denn der Erft-Umbau schreitet viel schneller voran als zunächst geplant.

Ursprünglich hatte das Perspektivkonzept des Erftverbandes einen Umbau in 23 Schritten bis zum Jahr 2045 vorgesehen – ein Generationen-Projekt. „Dieser Termin ist gestrichen, wir haben einen neuen Zeitplan“, erklärte Christian Gattke, Leiter der Abteilung Flussgebietsbewirtschaftung. Der Grund ist der Strukturwandel. Das frühere Aus für die Braunkohleverstromung lässt die Sümpfungswässer aus dem Tagebau Hambach um 2030 versiegen.

Mehrere Ziele stehen auf der Agenda  des Verbandes. Zum einen soll die Erft an die künftig viel geringeren Wassermengen angepasst werden. Statt heute im Mittel acht bis zehn Kubikmeter in der Sekunde fließen nach 2030 noch drei bis vier Kubikmeter in Grevenbroich die Erft hinunter, „in trockenen Sommern werden es nur einige hundert Liter sein“, erläuterte der Experte. Zum anderen soll der Fluss, wo möglich, aus seinem Kanalbett herausgeholt werden und naturnah in Schleifen mäandern – ein Biotop für viele Tier- und Pflanzenarten soll so entstehen.

 Christian Gattke vom Eftverband stellte die Erft-Renaturierung und den neuen Zeitplan dafür jetzt im Landschaftspflegeausschuss vor.

Christian Gattke vom Eftverband stellte die Erft-Renaturierung und den neuen Zeitplan dafür jetzt im Landschaftspflegeausschuss vor.

Foto: Wiljo Piel

Wie das aussieht, ist bereits entlang der Frimmersdorfer Höhe zu sehen, auch wenn dort Schleifen nicht möglich sind. Die Natur holt sich nach dem Umbau allmählich Teile des Flussufers zurück. Der weitere Zeitplan auf Grevenbroicher Gebiet:  „Im kommenden Jahr wollen wir den Antrag für die Neugestaltung der Abschnitte vom Stadtpark bis zum Hemmerdener Weg sowie von der K 33 bis zum Gut Hombroich stellen. 2023 könnten die Arbeiten beginnen.“ Mittelfristig steht etwa 2025/27 unter anderem  die Gestaltung des übrigen Teilstücks in Wevelinghoven an.  Der Erftverband möchte das Flussbett dort ins Taltiefste, weg vom Ort, verlegen. Wie weit der Vitusgraben am Ortsrand danach noch Wasser führen wird, ist noch nicht entschieden. Erst Ende der 20er Jahre soll nach dem neuen Zeitplan die Erft in der Innenstadt und im Bend angepackt werden.

„Das wird zeitlich verdammt eng. Wir dürfen keine Zeit verlieren“, merkte Ausschussvorsitzender Ralf Cremers (CDU) mit Blick auf die Ziele der Grevenbroicher Politik an. Die SPD möchte ein „blaues Mobilitätsband Erft“ verwirklichen, das Fluss-Umfeld mit Fuß- und Radwegen, Kunst und Fitnessparcours als „Natur-, Mobilitäts- und Kulturraum“ stärken.  Die CDU macht sich für einen städtebaulichen Ideenwettbewerb „Natür-lich Erft“ stark, das Gewässer soll stärker als bisher ins Stadtbild integriert werden. Im Ausschuss ging es unter anderem um die Frage, wie diese Wünsche mit dem Erft-Umbau koordiniert werden können. Christian Gattke erklärte, „dass es nicht zu den Aufgaben des Verbandes gehört, Anlagen für die Naherholung zu schaffen. Aber wir stimmen uns mit den Kommunen bei den Zielen und Lösungen ab“, versicherte der Abteilungsleiter.

Zwei Beispiele: Bei der geplanten Renaturierung des Flusses im Erftpark in Euskirchen „werden wir am grünen Klassenzimmer dort einen einen kleinen flachen Nebenarm modellieren, in dem Kinder das Wasser untersuchen, etwa Kleinlebewesen  kennen lernen können“, schilderte Gattke. Und in Nörvenich renaturiere der Erftverband einen in den Fluss mündenden Bach, während die Kommune den Bachauen- und Erlebnispark realisiere. Gattke betont, dass die Zusammenarbeit mit der Grevenbroicher Stadtverwaltung gut sei. Die wird sich nun weiter mit den beiden Anträgen aus CDU und SPD befassen.

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