Hubertus und Petra von Zehmen aus Neukirchen Ein Schützenkönigspaar ohne Schützenfest

Neukirchen · Alles ist bestens vorbereitet – doch zur Amtsübernahme wird es nicht kommen. Das Coronavirus hat Hubertus und Petra von Zehmen vom Hubertuszug „De Nussknacker“ einen Strich durch die Rechnung gemacht. Das Neukirchener Schützenfest ist abgesagt worden – ein Schützenkönigspaar in der Krise.

 Das offizielle Foto fürs Schützenfest, das in diesem Jahr nicht stattfindet: Hubertus und Petra von Zehmen mit ihren Kindern Anna und Moritz.

Das offizielle Foto fürs Schützenfest, das in diesem Jahr nicht stattfindet: Hubertus und Petra von Zehmen mit ihren Kindern Anna und Moritz.

Foto: Mattias Michel/Matthias Michel

Herr von Zehmen, nach fast 15 Jahren stellt das Hubertuscorps wieder einen Schützenkönig – und nun das...

Hubertus von Zehmen Ja, leider. Die Vorfreude war riesig, die Vorbereitungen enorm. Dass diese Situation eintreten würde, hätten wir nicht erwartet. Aber wir verstehen natürlich, dass es jetzt Wichtigeres gibt. Schützenfest zu feiern macht nur dann Sinn, wenn die Menschen gesund und nicht gefährdet sind.

Im vergangenen Jahr haben Sie sich den Königstitel geholt. War das von langer Hand geplant?

Von Zehmen Nun, seit drei, vier Jahren habe ich mit dem Königsspiel geliebäugelt. Auch im Zug haben wir oft darüber gesprochen, wie es wäre, endlich einmal den König zu stellen. Als ich im vergangenen Jahr auf die Königswürde geschossen habe, war es eine Mischung aus Liebäugeln und Spontaneität.

Wie weit sind die Vorbereitungen denn schon gediehen?

Von Zehmen Nahezu alles ist vorbereitet. Unser Zug „De Nussknacker“ hat an vielen Wochenenden die Residenz gebaut, die am evangelischen Gemeindezentrum aufgestellt werden sollte. Die Zugfrauen haben bereits die Rosen gedreht, wir haben das Königssilber produzieren lassen, die Königsnadeln in Auftrag gegeben, und auch die Königsschilder sind fertiggestellt worden. Die offiziellen Fotos sind gemacht worden, der Caterer, das Bier und die Blumen sind bestellt, die Einladungskarten sind fertig.

Und die Kleider?

Petra von Zehmen Ein Teil hängt im Schrank und wartet darauf, im kommenden Jahr endlich angezogen zu werden. Das Kleid für den Krönungsball ist bestellt und hängt noch beim Schneider.

Was wird denn jetzt mit der Residenz geschehen?

Hubertus von Zehmen Ein Zugmitglied hat die Möglichkeit, sie in einem Lager unterzubringen. Für uns heißt das: Wir müssen noch ein Jahr lang gespannt darauf sein, was unser Zug heimlich produziert hat. Denn die Residenz ist eine Überraschung für das Königspaar, so wie es in Neukirchen Tradition ist.

Wie wird es denn jetzt weitergehen? Werden Sie erst im nächsten Jahr gekrönt?

Von Zehmen Zurzeit ist das noch nicht entschieden. Der Vorstand des Bürgerschützenvereins wird in Kürze tagen und sich mit dieser Frage beschäftigen. Ich gehe davon aus, dass das nächste Schützenfest erst im Mai 2021 stattfinden wird. Denn es macht aus praktischen Gründen keinen Sinn, eine solch große Veranstaltung zu einem späteren Zeitpunkt in diesem Jahr nachzuholen – schließlich müssen dafür Schausteller und Musikkapellen verpflichtet werden, und der eine oder andere muss ja auch seine Urlaubsplanung darauf abstellen. Vielleicht wird es ein Bürgerfest im Herbst geben, das aber kein Ersatzschützenfest sein soll.

Wer wird den BSV Neukirchen bei anderen Vereinen repräsentieren – vorausgesetzt, dass in diesem Jahr überhaupt noch einmal Schützenfeste stattfinden werden?

Von Zehmen Das wird eine der Fragen sein, mit denen sich der Vorstand jetzt auseinandersetzen wird. Mein persönlicher Wunsch ist es, dass ich ab Mai Schützenkönig bin – mit der Besonderheit, dass es in diesem Jahr kein Fest gibt. Am 1. März, bevor Corona bei uns angekommen ist, hat der Bürgerschützenverein seinen ersten Regimentsappell veranstaltet, bei dem ich bereits als Hubertus I. insgesamt 13 Jubiläumsurkunden unterzeichnet habe, die sich auf das Fest 2020 beziehen. So gesehen, fühle ich mich ab Mai als Schützenkönig. Zwar wird in diesem Jahr nicht gefeiert, dafür aber im nächsten mit doppelter Freude.

Was halten Sie von dem Vorschlag, alle Schützenfeste im Grevenbroicher Stadtgebiet in diesem Jahr ausfallen zu lassen, um 2021 wieder bei Null anzufangen?

Von Zehmen Da schlagen zwei Herzen in meiner Brust. Einerseits gefällt mir der Solidaritätsgedanke sehr gut. Ich glaube nicht, dass es sich unbeschwert feiern lässt, sollten Schützenfeste zu einem späteren Zeitpunkt stattfinden. Ich denke, dass viele ältere Menschen ihnen fernbleiben werden, weil ihnen das Risiko zu groß ist. Andererseits mache ich mir Sorgen um die wirtschaftlichen Auswirkungen auf Zeltverleiher, Kellner, Schausteller und Caterer, deren Existenzen durch einen solchen Solidaritätsappell gefährdet wären.

Was werden Sie am Schützenfest-Wochenende machen, falls die Kontaktsperre noch gelten sollte?

Von Zehmen (lacht) Ich habe mir schon überlegt, mich auf den Paradeplatz zu stellen, um den vorbeifahrenden Autos zuzuwinken.

Und falls die Kontaktsperre gelockert werden sollte?

Von Zehmen Dann wollen wir gemeinsam in kleinerer Runde in der Gaststätte Stenbrock ein Bier trinken. Es wäre toll, wenn wir einfach mal wieder gesellig sein und unserer Erleichterung Ausdruck verleihen könnten. Aber zurzeit geht die Gesundheit vor.

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