Verordnung Grevenbroich diskutiert Kastrationspflicht für Katzen

Grevenbroich · Mit einer Kastrationspflicht will die Politik das Problem umherstreuender Katzen in den Griff bekommen. Eine entsprechende Verordnung wird am Donnerstag im Rat diskutiert.

Der Entwurf sieht eine Kastrations- und Kennzeichnungspflicht von Katzen vor. "Halter, die ihrer Katze Zugang ins Freie gewähren, haben diese zuvor von einem Tierarzt kastrieren und mittels Tätowierung oder Mikrochip kennzeichnen zu lassen", heißt es in der Vorlage.

In einer entsprechenden Datenbank sollen die gechippten Tiere anschließend registriert werden. Wer vorsätzlich oder fahrlässig diesen Bestimmungen zuwider handelt, muss mit einem Bußgeld von jeweils bis zu 150 Euro pro Katze rechnen, heißt es unter Paragraph zwei weiter. "Die Verordnung tritt eine Woche nach dem Tag ihrer Verkündung in Kraft."

Nach den Nachbarn in Neuss, wo eine entsprechende Verordnung seit 2012 gilt, und Dormagen, die sich 2015 zur Kastrationspflicht freilaufender Katzen entschieden, sowie der Gemeinde Rommerskirchen - hier wurde der Beschluss 2014 wirksam - wäre Grevenbroich dann die nächste Stadt, die die Wildpopulation nachhaltig per Verordnung zu dezimieren versucht. Bereits im Jahr 2013 hatte die Bundesregierung das Tierschutzgesetz so geändert, dass Kommunen Kastrationen anordnen könnten, wenn es nachweislich zu viele freilebende Katzen gibt.

"Nur so bekommt man das Thema in den Griff", plädiert Petra Rebel für die Verabschiedung der Maßnahme. Sie muss es wissen, sie ist Tierpflegerin im Tierheim Oekhoven. Finanziert durch die Mitgliedsbeiträge und Spenden, lassen die Tierheimmitarbeiter seit einigen Jahren von Tierärzten Pelzpfötchen, die sie auffinden oder die bei ihnen abgegeben werden, kastrieren.

Dazu wird der vierpfotige Patient vorm Eingriff untersucht. Daraufhin werden die Keimdrüsen entfernt, beim männlichen Tier also die Hoden und beim weiblichen Tier die Eierstöcke. "Früher hatten wir 600 Katzen pro Jahr." Im Jahr 2016 hat sich die Zahl auf 300 halbiert. "Die Maßnahme trägt Früchte." Die Tierpflegerin rechnet vor: Eine Katze bekommt zweimal jährlich durchschnittlich sechs Kinder. Davon ist die Hälfte weiblich, nach sechs Monaten geschlechtsreif - und in zehn Jahren wären aus zwei Katzen mehrere Millionen geworden.

"Das größte Problem für die Vögel stellen verwilderte Hauskatzen dar", sagt Lars Lachmann vom Naturschutzbund Deutschland (Nabu). Reicht denen zum Sattwerden nicht Abfall, jagen sie Kleintiere. "Gelänge es, die Bestände verwilderter Hauskatzen zu reduzieren, hätte man das Problem sicherlich auf ein erträgliches Maß verringert", sagt der Nabu-Mann.

Norbert Wolf, städtischer Umweltbeauftragter, bestätigt das: Etwa 45 Prozent der Vögel, die in der von der Stadt betriebenen Tierstation eingeliefert wurden, waren offensichtlich in die Fänge einer Katze geraten. Im Kleinsäugerbereich lagen die Zahlen deutlich höher. Junge Feldhasen waren zu 70 Prozent Katzen- oder Hundeopfer. Eichhörner, Siebenschläfer oder Haselmäuse machten 50 bis 60 Prozent in der Statistik aus.

Die Kastration scheint ein probates Mittel zur Dezimierung zu sein. Die Fortpflanzungsorgane zu entfernen, verhindert übrigens nicht nur unerwünschten Nachwuchs, bei Katern reduziert sich der Radius, in dem sie wandern. Das senkt die Unfallwahrscheinlichkeit.

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