Grevenbroich – Der spirituelle Zwischenruf Alle Übel bekämpfen

Grevenbroich · Vor 75 Jahren fielen Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki. Bis heute sind solche Bomben einsatzbereit. Sie wurden von Menschen gemacht. Das Coronavirus hingegen ist ein Naturphänomen.

 Prior Bruno Robeck: Zwischen Corona und Atombomben.

Prior Bruno Robeck: Zwischen Corona und Atombomben.

Foto: Georg Salzburg (salz)

Ich glaubte meinen Augen nicht zu trauen, als ich beim US-amerikanischen Trappistenmönch Thomas Merton einen Bericht über das Ende des Zweiten Weltkrieges in Japan nachlas. Die erste Atombombe wurde „Kleiner Junge“ genannt. Es kann nur abgrundtiefer Zynismus gegenüber allem Menschlichen sein oder eine von Allmachtsgefühlen besoffen gewordene Freude, die die bis dahin monströseste Bombe aller Zeiten als „kleinen Jungen“ bezeichnet. Solch eine zerstörerische Waffe als „little boy“ zu bezeichnen, finde ich weit schockierender und abstoßender, als wenn man das Coronavirus ein kleines, süßes Schoßhündchen nennen würde, das nur spielen will.

Am vergangenen Donnerstag, dem 6. August, hat sich der Abwurf von „little boy“ über Hiroshima zum 75. Mal gejährt. Drei Tage später – also gestern – jährte sich die Zündung der zweiten Atombombe über Nagasaki. Der einzige schwache Trost und die kleine Zuversicht, die im zweiten Atombombenabwurf stecken, ist, dass er der letzte während eines Krieges war. Die vergangenen 75 Jahre werden so zum kleinen Hoffnungsschimmer. Gleichzeitig sind diese schlimmen Waffen bis heute einsatzbereit und werden kontinuierlich weiterentwickelt. Auch wenn wir es lieber aus unserem Bewusstsein verdrängen, wir leben in einer ständigen Bedrohung.

Die Coronapandemie zwingt uns, die ständige Bedrohung unseres Lebens zu fühlen. Das Coronavirus ist jedoch kein Produkt des menschlichen Erfindungsgeistes wie die Atombombe sondern einfach ein Naturphänomen. Weltweit setzen die Menschen alles daran, das Coronavirus zu bekämpfen. Die immense Gefahr durch Atomwaffen wird als gegeben hingenommen.

Früher sahen sich die Menschen Naturphänomenen ausgesetzt und mussten manchmal „zwischen Pest und Cholera“ wählen. Heute stehen wir zwischen Covid-19 und Atombomben. Wenn ich im Ernstfall wählen müsste, wüsste ich, welche Bedrohung ich vorziehen würde. Am wichtigsten aber ist und bleibt, dass wir beide Übel erkennen, bekämpfen und ausrotten.

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