Experten hoffen auf einen nassen Winter Dürre-Sommer hat Grevenbroich besonders hart getroffen

Grevenbroich · Auswertungen des Erftverbands zeigen: Der Juli war mit nur 1,5 Millimetern Niederschlag der trockenste seit Aufzeichnungsbeginn. Experten hoffen auf mehr Regen im Winter.

 Dieser Altarm der Erft bei Gustorf lag im Sommer weitgehend auf dem Trockenen. Im Schlamm ist zu erkennen, was auf dem Grund des Flusses schlummert.

Dieser Altarm der Erft bei Gustorf lag im Sommer weitgehend auf dem Trockenen. Im Schlamm ist zu erkennen, was auf dem Grund des Flusses schlummert.

Foto: Erftverband/Udo Rose

Das Wetter des vergangenen Jahres sorgte in Grevenbroich für eine außergewöhnliche Trockenheit, die selbst Experten als „ungewöhnlich“ bezeichnen. Auswertungen des Erftverbandes zeigen: Der Zeitraum von Mai bis Oktober 2018 war so trocken wie noch nie seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1970. Der trockenste Monat war demnach der Juli. „Es hat praktisch keinen Regen gegeben“, sagt Geograf Tilo Keller, der in der Hydrologie-Abteilung des Erftverbandes beschäftigt ist. Gerade einmal 1,5 Millimeter Niederschlag seien in der Messstation in Jüchen-Kelzenberg verzeichnet worden, ähnliche Werte habe auch die Messeinrichtung an der Kläranlage in Grevenbroich gebracht. „Durchschnittlich verzeichnen wir im Juli eine Niederschlagsmenge von 75 Millimetern.“

Vergleichswerte für die Jahre vor 1970 liegen dem Erftverband für Grevenbroich nicht vor, allerdings für die nahegelegene Stadt Dormagen: Dort war der Juli der trockenste seit 1932, auch der Oktober war dort diesbezüglich ein Rekordmonat. „In Grevenbroich hat es beispielsweise im August nur die Hälfte der durchschnittlichen Niederschlagsmenge gegeben“, berichtet Tilo Keller. „Solche Extreme treten immer wieder auf, wobei es 2018 tatsächlich außergewöhnlich trocken war“, lautet seine Bilanz. Die Folgen der Dürre: Insbesondere Altarme der Erft lagen auf dem Trockenen, so wie in Gustorf. Tilo Keller spricht allerdings nicht von gravierenden Auswirkungen auf den Haupt-Flussstrang. „Die Erft wird von Sümpfungswasser, also von Grundwasser, das wegen des Tagebaus abgepumpt wird, gespeist. Dieses Wasser hat eine Temperatur von etwa 25 Grad und hatte damit fast schon eine kühlende Wirkung.“ Ein Fischsterben in der Erft konnte so verhindert werden.

Der Fachmann des Erftverbands ist auch in Bezug auf das Grundwasser beruhigt: „Der Sommer ist nicht die Jahreszeit, die für die Grundwasserneubildung relevant ist. Der Speicher füllt sich im Winter.“ Wenn die Region um Grevenbroich auch nicht gerade für einen hohen Grundwasserspiegel bekannt ist, so würde mehr Niederschlag im Winter eben diese Grundwasserspeicher wieder auffüllen. Würde es nicht regnen und der nächste Sommer ähnlich viel Hitze bringen, könnte das jedoch fatale Auswirkungen haben.

Der Dürre-Sommer hatte allerdings Auswirkungen auf das Pflanzenwachstum, wie der Grevenbroicher Schneckenhaus-Chef und Umweltexperte Norbert Wolf erklärt: „Es gab einen Wärmestress bei vielen Pflanzen. Die heimischen Orchideenarten etwa waren kleinwüchsig, haben aber trotzdem geblüht.“ Das sei hinreichend für die Arterhaltung gewesen. „Viele Bäume haben zum Verdunstungsschutz ihr Laub frühzeitig abgeworfen“, berichtet Wolf. „Bei einigen jungen Bäumen, die noch nicht ausreichend verwurzelt waren, gab es sicherlich Ausfälle.“ Der Naturfreund geht davon aus, dass sich die Pflanzenwelt größtenteils vom Rekordsommer 2018 erholen wird.

Und die Auswirkungen auf die Tierwelt? „Das ist von Art zu Art unterschiedlich“, sagt Norbert Wolf. Profiteure der Hitze waren beispielsweise Wespen und Hornissen. Noch nie habe das Schneckenhaus in Bezug auf die summenden Kleintiere so viele Anrufe erhalten. „Bei Kreuz- und Wechselkröten hingegen ging die Vermehrung gegen null. Sie werden kaum Pfützen und kleine Wasserstellen zum Laichen gefunden haben.“ Wolf hofft, dass sich das nächsten Sommer ändert.

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