Spiritueller Zwischenruf aus Grevenbroich Der heilige Benedikt und die Corona-Pandemie

Langwaden · „Bleibt zu Hause, seid stark, haltet zusammen!“ Diese Regeln stellte Benedikt von Nursia als Lebenskonzept für Klöster auf. Die Idee dahinter wirkt bis heute.

 Prior Bruno Robeck zu heute noch bedenkswerten Lebensregeln.

Prior Bruno Robeck zu heute noch bedenkswerten Lebensregeln.

Foto: Georg Salzburg (salz)

Von der breiten Öffentlichkeit eher unbeachtet, haben wir am vergangenen Samstag den heiligen Benedikt von Nursia als Patron Europas gefeiert. Die katholische Kirche gedenkt am 11.Juli dieses frühen Mönchsvaters, dessen Klosterregel aus dem 6.Jahrhundert bis heute viele Menschen inspiriert. Seine kleine Regel setzte sich im Mittelalter als Lebenskonzept für die Klöster durch und brachte drei große Ordensfamilien hervor, die heute weltweit vertreten sind: die Benediktiner, die Zisterzienser und die Trappisten.

Wenn wir jedoch ehrlich in die Geschichte schauen, müssen wir feststellen, dass wir zur Zeit nicht eine große Blütezeit dieser Ordensgemeinschaften erleben. Die Anzahl ihrer Mitglieder sinkt beträchtlich. Heute springen vor allem die Klöster ins Auge, die einst eine große Bedeutung hatten oder deren Gebäude an die früheren Zeiten erinnern. Dabei sollten wir den Geist der Benediktsregel nicht vergessen, der bis heute wirkt.

In der heißen Phase der Pandemiezeit sind immer wieder drei Schlagworte gefallen: „stay at home, stay strong, stay togehter“ – Man könnte sie übersetzen mit: „Bleibt zu Hause, seid stark, haltet zusammen“. Dahinter stehen drei Grundhaltungen, die auch für uns Mönche wichtig sind. „Bleibt zu Hause!“ - Mönche leben bewusst in der Zurückgezogenheit des Klosters, um sich auf das Wesentliche und auf Gott zu besinnen. Wer in den eigenen vier Wänden bleibt, wird erkennen, wie wohltuend, aber auch wie herausfordernd dies sein kann. Für Benedikt ist klar, dass nur der, der bei sich selbst zu Hause ist, anderen und auch Gott in seinem Inneren ein Zuhause geben kann.

„Seid stark!“ - Gleich zu Beginn seiner Regel macht Benedikt auf alle Schwierigkeiten aufmerksam, die das Klosterleben mit sich bringt. Wer ins Kloster eintreten will, muss wissen, dass er Kraft und Durchhaltewillen braucht. Der geistliche Weg ist nicht mit einem Spaziergang, sondern mit einer Bergtour zu vergleichen. „Haltet zusammen!“ - Gerade weil Benedikt um die Schwächen weiß, legt er Wert auf das Gemeinschaftsleben. Die Mönche ergänzen sich durch ihre Begabungen und sie korrigieren sich durch die Auseinandersetzung mit anderen.

Da zur Zeit keine akuten Gefahren durch die Pandemie drohen, gehen diese drei klösterlichen Grundhaltungen in der Gesellschaft wieder zurück. Die aktuelle Stimmung lautet: „Nichts wie raus! Endlich abschalten! Mir selbst was gönnen!“ Es ist verständlich, dass wir nicht immer zu Hause bleiben, stark sein und auf die anderen Menschen aufpassen können. Es macht mich aber schon sehr nachdenklich, wenn die drei oben genannten Grundhaltungen ausschließlich als Instrumente zur Krisenbewältigung empfohlen werden und jetzt wieder in den Hintergrund rücken. Wir sollten sie vielmehr in unser normales Lebenskonzept integrieren.

Benedikt wusste darum, dass Mönche auf Reisen gehen, auch schwach und lustlos werden und sich selbst sehr wichtig nehmen. Auch dies berücksichtigt er in seiner Regel. Er hat die Menschen vor über 1.500 Jahren gelehrt und er hat uns auch heute noch einiges zusagen.

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