Ein Weltenbummler aus Grevenbroich Drei Generationen  auf dem Himalaya

Grevenbroich · Der Grevenbroicher Weltenbummler Clemens Schelhaas versuchte mit 80 Jahren noch einmal mit Tochter und Enkelin den Aufstieg zum Basecamp des Mount Everest. Als Nächstes geht’s mit dem Motorrad nach Georgien und Armenien.

 Clemens Schelhaas mit Tochter Anne und Enkelin Tashi auf seiner wohl letzten Himalaya-Tour

Clemens Schelhaas mit Tochter Anne und Enkelin Tashi auf seiner wohl letzten Himalaya-Tour

Foto: Schelhaas

Mit 80 Jahren hat sich der Grevenbroicher Weltenbummler Clemens Schelhaas noch einmal gemeinsam mit seiner Tochter Anne und der 15-jährigen Enkelin Tashi ein ganz besonderes Ziel für die Dreigenerationen-Expedition vorgenommen: das Basecamp des Mount Everest. „Uns ist bewusst, dass uns viele Menschen auf diesem Weg begleiten werden und dass unser Ziel überlaufen ist, aber Tashis größter Wunsch ist es, dies zusammen mit dem Großvater zu erleben“, schrieb Anne Schelhaas-Wöll vor dem Antritt der Reise.

Das Trio ist jetzt wohlbehalten nach Grevenbroich zurückgekehrt. Die Reise hat aber für den 80-Jährigen eine Zäsur gesetzt. Er sagt: „Tashi träumt jetzt von der nächsten Nepaltour und mit ihr ihre zwei jüngeren Zwillingsschwestern. Opa träumt von einer Tour mit dem Fahrrad und dem Zelt die Mosel hinauf und hinunter.“

 Clemens Schelhaaas war wieder im Himalya unterwegs.

Clemens Schelhaaas war wieder im Himalya unterwegs.

Foto: Clemens Schelhaas

Für Schelhaas waren nicht nur die körperlichen Anforderungen der Himalayareise sehr hoch, er hadert auch mit den Veränderungen, die er in den Jahrzehnten seiner vielen Reisen nach Nepal erleben musste: „Alles wird immer touristischer,“ stellt der Weltenbummler fest, dessen Reisen vor allem in den ersten Jahren noch regelrechte Expeditionen zu Zielen darstellen, die kaum einer sonst ansteuerte.

Nun bereitet Schelhaas einen Bildervortrag über seine jüngste und wohl auch letzte Nepalreise vor. Seine Erinnerungen, die er auch für das Grevenbroicher Publikum aufbereitet, reichen zurück bis zum Weihnachtsfest des Jahres 1958: Da lag das Buch „Himmel-Hölle-Himalaya“ auf dem Gabentisch: „Kein anderes Buch habe ich so oft gelesen“, sagt Schelhaas, der 1982 zum ersten Mal im Himalaya auf Tour ging. Mit einem Freund erklomm er damals den 5200 Meter hohen Umasi-Pass. Weitere Expeditionen folgten im K2-Gebiet, auf den zweithöchsten Gipfel der Welt. Und Schelhaas blickt zurück: „Gemessen an dem, was heute als das große Abenteuer verkauft wird, hatte das Ganze damals schon einen Expeditionscharakter.“ In den Folgejahren war Schelhaas, auch mit seiner Frau Trudi und später mit Tochter und Enkelin, noch oft in Nepal, wo „die Kalaschnikow zum täglichen Werkzeug der Bergbewohner gehörte“, schildert er eine Region, „in der aber auch heute noch die Taliban das Sagen haben“, wie der Weltenbummler festgestellt hat. 20 Mal war Schelhaas mittlerweile im Himalaya unterwegs, nach 2015 nun zum zweiten Mal mit seiner Tochter Anne und der Enkelin mit dem nepalesischen Namen Tashi, was „Glück“ bedeutet. Nachdem „Opa“ Clemens im Frühsommer noch „mal eben“ 750 Kilometer auf dem Jakobspilgerweg sozusagen sein „Vorbereitungstraining“ absolviert hatte, ging es nun für verlängerten Herbstferien mit Sonderurlaub für Tashi in Richtung Ladakh als Ausgangspunkt für die Himalayatour. Dort besuchte Schelhaas auch das auf 3500 Metern Höhe gelegene Kloster Lamajuru, wo Anfang der 1980er Jahre seine erste Himalaya-Tour geendet hatte.

 Das Kloster Lamayura.

Das Kloster Lamayura.

Foto: Clemens Schelhaas

Nicht abschrecken ließ er sich von Kashmir, obwohl das Auswärtige Amt von Reisen in das politisch bewegte Gebiet abrät. Er schaffte es nach einigen Verwicklungen und beklemmenden Erlebnissen angesichts der sich selbst geißelnden Muharampilgern aber wohlbehalten zum Treffpunkt mit Tochter und Enkelin in Katmandu. Von dort wurde mit dem Hubschrauber geflogen, um von Lukla aus in Richtung Base Camp den Aufstiege zu beginnen. In Gorak Shep auf 5100 Meter Höhe angelangt, musste der 80-Jährige für sich feststellen, dass Tochter und Enkelin beim Aufstieg ein viel schnelleres Tempo vorgaben, als er es hätte mithalten können. Ihn bedrückte es aber auch zu sehen, wie schon fast so etwas wie ein Massentourismus diesen „heiligen“ Berg mittlerweile erobert hat. „Mit der Bergeinsamkeit ist es vorbei“, bedauert Schelhaas und fügt hinzu: „Das Erlebnis Berg wird nur noch konsumiert. Auf dem Weg zum Everest-Basecamp tummelt sich die ganze Welt, “ sagt der Mann, der bei früheren Expeditionen dort noch in Höhlen übernachtete, wo heute fast schon Luxus-Lodges die Bergtouristen erwarten.

In Dingboche trennten sich dann die Wege der drei Generationen: Tochter und Enkelin kletterten weiter in die Höhe, Clemens Schelhaas machte sich an den Abstieg. Dabei stellte er fest: „Ich konnte unterwegs feststellen, dass ich im Abstieg nicht langsamer war als andere Gruppen.“ Aber auch seine Enkelin kam nicht bis zum Basecamp und musste mit der Mutter kurz vorher wegen gesundheitlicher Probleme umkehren. In einem Kloster auf 4000 Metern Höhe trafen sich die Drei wieder, jeder von ihnen mit einem neuen Traum von weiteren Reisen. Und Clemens Schelhaas plant inzwischen mit ein wenig mehr Abstand doch schon wieder weitere Touren als nur bis an die Mosel: Mit dem Motorrad soll’s 2019 nach Armenien und Georgien gehen.

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