Mordfall in Grevenbroich Fall Claudia Ruf wird am Mittwochabend bei „Aktenzeichen XY“ gezeigt

Grevenbroich · Vor 23 Jahren wurde Claudia Ruf aus Grevenbroich entführt, sexuell missbraucht und ermordet. Der Fall wird am Mittwochabend in der ZDF-Sendung „Aktenzeichen XY“ aufgegriffen. Wir fassen die wichtigsten Fragen zusammen.

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Neue Ansätze im Mordfall Claudia Ruf

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Foto: dpa/Roland Weihrauch

Der Fall Claudia Ruf wird am Mittwochabend in der Sendung „Aktenzeichen XY…ungelöst“ aufgegriffen. Die damals Elfjährige war 1996 in Grevenbroich-Hemmerden entführt, sexuell missbraucht und ermordet worden. Schon 1997 war der Fall Thema in der ZDF-Sendung. Heute, 23 Jahre später, wurde der Fall neu aufgerollt, die Ermittler haben zu einem Massengentest aufgerufen.

  • Warum wurde der Fall neu aufgerollt? Dank neuer Erkenntnisse hat die Polizei den Fall neu aufgerollt. LKA-Profiler gehen nach Spurenauswertungen und Wegzeitberechnungen davon aus, dass der Täter im Mai 1996 entweder in Hemmerden wohnte oder zumindest einen starken Bezug dorthin hatte. Bislang wurde davon ausgegangen, dass ein durchreisender Täter aus Zufall auf sein Opfer traf. Daraufhin hat die Polizei zu einem Massengentest aufgerufen: Eingeladen wurden dazu Männer, die zum Zeitpunkt des Mordes zwischen 14 und 70 Jahre alt waren und in Hemmerden lebten. Neu ist, dass die Polizei seit 2017 nach einer Gesetzesänderung mehr Spielraum hat: Verfolgt werden dürfen beim DNA-Abgleich nun auch „Beinahe-Treffer“ bis zum dritten Verwandtschaftsgrad. Bis 2017 durften die Ermittler nur 100-prozentigen Übereinstimmungen zwischen Tatortspuren und DNA-Proben nachgehen.
  • Welche neuen Erkenntnisse gibt es? In den vergangenen Wochen wurden in Grevenbroich die ersten Speichelproben entnommen. Dafür wurden 1023 Männer angeschrieben, die aktuell in Hemmerden wohnen. Von ihnen haben bereits 1010 ihre Probe abgegeben. Das heißt: Derzeit fehlen noch 13 Männer. „Die haben wir bislang nicht erreicht“, sagte ein Polizeisprecher am Dienstag in Bonn. 300 Proben seien bereits ausgewertet – „alle negativ“. Auch gebe es bislang niemanden, der den Test ausdrücklich verweigere.
  • Welche Hinweise gibt es bislang? Seit November sind mehr als 100 Hinweise eingelaufen. Die Polizei hat sie über die eigens eingerichtete Telefonnummer (02131 30025252) entgegen genommen. Nach Angaben eines Polizeisprechers handelt es sich zu etwa zwei Drittel dabei um namentliche Hinweise auf Männer, die sich zum Tatzeitpunkt in Hemmerden aufgehalten haben – aber vermutlich nicht in den Einwohnermeldedaten auftauchen. Einige dieser Personenhinweise waren aus Sicht der Ermittler sehr hilfreich. Hinzu kommen Hinweise auf alte Spuren, denen bereits 1996 nachgegangen worden sei. Und es wiesen zahlreiche Anrufer auf Fahrzeuge hin, die ihnen im Mai 1996 verdächtig vorkamen. Auch solchen Hinweise werde nach Möglichkeit nachgegangen.
  • Was erwarten die Ermittler von der Sendung? Die Ermittler hoffen darauf, durch die Sendung weitere Hinweise aus der Bevölkerung zu bekommen. Das werde es erleichtern, jene Männer um eine Speichelprobe zu bitten, die seit 1996 aus Hemmerden weggezogen sind. „Zudem werden wir über die Fahndung bei ‚Aktenzeichen XY...ungelöst’ den Druck auf den Täter weiter erhöhen – sofern er noch leben sollte“, sagt Polizeisprecher Scholten. Jeder Hinweis aus der Bevölkerung trage dazu bei.
  • Wie geht es weiter? Derzeit werden die Männer zur Probe gebeten, die 1996 in Hemmerden wohnten, von dort aber weggezogen sind – aktuell arbeitet die Polizei zwei Namenslisten ab. Auf der einen stehen rund 350 Namen – es handelt sich um Männer, die mittlerweile in ganz Deutschland leben. Auf einer zweiten sind 250 Männer gelistet, die in Nordrhein-Westfalen leben.
  • Was ist unklar? Die Ermittler gehen davon aus, dass der Täter aus Hemmerden stammt oder einen starken Bezug dorthin hat. Unklar ist jedoch, ob der Täter nach all den Jahren noch lebt. Auch könnte er inzwischen umgezogen sein. So ruft die Polizei auch Männer zu der Speichelprobe auf, die mittlerweile umgezogen sind.
(ubg/mba/dne/wilp)
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