Kultur in Grevenbroich Blüten auf Krepp-Armbändern und Tapeten aus abgerissenen Dörfern

Grevenbroich · Bildende Kunst ist nicht immer leicht zu verstehen. Das wissen offenbar auch die Künstlerinnen Ursula Helene Neubert, Karin Gier und Margarete Schopen-Richter. Sie nannten ihre aktuelle Ausstellung in der Versandhalle auf der Stadtparkinsel folgerichtig „Wat soll dat bedöe?“ (Was soll das bedeuten?).

 Kulturausschuss-Vorsitzender Holger Günther mit (v.l.) Ursula Helene Neubert, Karin Gier, Margarete Schopen-Richter und Jutta Saum.

Kulturausschuss-Vorsitzender Holger Günther mit (v.l.) Ursula Helene Neubert, Karin Gier, Margarete Schopen-Richter und Jutta Saum.

Foto: Tilman Neubert

Ursula Helene Neubert liegen Natur und Umwelt am Herzen – das spiegeln ihre Exponate wider. Die großflächigen Arbeiten auf grober Jute zeigen Formen und Farben in enger Anlehnung an Blumenmotive. „Blüten stehen für mich in besonderer Weise für die Natur“, sagt die Künstlerin. Sie greift in ihrem Atelier Farbklänge auf, die ihr in der Natur aufgefallen sind. Eine Installation, die in der Versandhalle zu sehen ist, besteht aus einem schneeweißen Tisch, auf dem ordentlich besondere Armbänder aufgereiht sind: Ursula Helene Neubert hat es sich zur Angewohnheit gemacht, bei Wanderungen durch die Natur ein Krepp-Armband zu tragen und darauf Blüten fixiert, die sie selber gepflückt hat. Diese Blüten haben die Zeit erstaunlich gut überstanden. Die Künstlerin löst sich bei ihrer Malerei mehr und mehr vom Gegenständlichen. Und sie hat Gefallen daran gefunden, auch mit Texten zu arbeiten – Texte, die sie als Randbemerkungen bezeichnet.

Margarete Schopen-Richter zeigt eine Installation, die Nostalgie verströmt und eine Geschichte erzählt: Es geht um die Zeit, als der Bagger ihre Heimat noch nicht weggerissen hatte. Besteck in Schubladen, eine große Kerze, eine Bibel und Vieles mehr erinnern an früher. Ein Bild schuf sie aus Tapeten der Vor- und Nachkriegszeit – die Tapeten stammen aus Dörfern, die später dem Braunkohletagebau hatten weichen müssen. Das Bild mit dem schwarzen Kreis aus Bitumen wirkt schwer und erdrückend. Es steht im Zusammenhang mit der Aufarbeitung ihrer Familiengeschichte.

Karin Gier stellt unter anderem eine über fünf Meter lange weiße Papierfahne aus. Das organisch wirkende Motiv aus schwarzer Tusche ist über fünf Meter lang – es schlägt einen Bogen von der Vergangenheit hin zu dem, was noch kommt. Ganz neu sind ihre Wurzelarbeiten. „Ich nehme im Wald Abdrücke von Wurzeln.“ Diese Abdrücke trägt sie dann auf Holz beziehungsweise auf Leinwand auf. Es geht dabei sowohl um die Wurzeln in der Natur, als auch um die Wurzeln in uns selbst.

Die Ausstellung ist noch bis zum 28. August geöffnet – und zwar jeweils samstags und sonntags in der Zeit von 13 bis 16 Uhr.

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