Andrea Eberl aus Grevenbroich fühlt sich diskriminiert Blindenhund darf nicht in Restaurants

Grevenbroich · Ihr Blindenhund „Enny“ musste draußen bleiben. Nicht zum ersten Mal hat Andrea Eberl diese Erfahrung in Restaurants gemacht. Die Grevenbroicherin hofft auf mehr Rücksicht.

 Blindenführhund Enny hilft Frauchen im Alltag.

Blindenführhund Enny hilft Frauchen im Alltag.

Foto: Dieter Staniek

Andrea Eberl ist von Kind an blind – und auf die Hilfe ihres Führhundes Enny angewiesen. Der gelehrige Vierbeiner begleitet die 54 Jahre alte Grevenbroicherin überall hin, sogar in Krankenhäuser und Supermärkte. Und niemand hat etwas dagegen. Nur in Restaurants läuft das unzertrennliche Gespann hin und wieder gegen eine dicke Mauer an. Dann müssen Hund und Frauchen draußen bleiben. „Diskriminierung“ nennt Eberl das.

 Sie sind schon seit langem ein eingespieltes Team: Die blinde Andrea Eberl aus Grevenbroich und ihr treuer Führhund „Enny“.

Sie sind schon seit langem ein eingespieltes Team: Die blinde Andrea Eberl aus Grevenbroich und ihr treuer Führhund „Enny“.

Foto: Dieter Staniek

Drei Mal sei ihr das in jüngster Zeit passiert, schildert die mit dem Deutschen Rock- und Pop-Preis ausgezeichnete Sängerin. Zuletzt in Düsseldorf, wo ihr in zwei japanischen Restaurants unmissverständlich klar gemacht worden sei, dass Hunde nicht erwünscht seien. Also nichts zu machen.

„Es hat niemanden interessiert, dass Führhunde ein vom Lebensmittelgesetz ausgenommenes Hilfsmittel sind“, schildert die resolute Grevenbroicherin. Ihr Protest, den sie mit ihrem griechischen Freund Georgos gut hörbar vor den Restaurants artikulierte, sei potenziellen Kunden nicht verborgen geblieben. „Sie waren schockiert über das Verhalten der Lokalbesitzer und sind weitergegangen“, berichtet Eberl. „Dieses solidarische Verhalten hat mich sehr gefreut.“ Und am liebsten hätte die 54-Jährige noch länger ihren Unmut in die Düsseldorfer Nacht gerufen – „aber bei drei Grad war es uns dann doch zu kalt“.

Gleiches sei ihr kürzlich in „Harry’s New York Bar“ im Kölner Dorint-Hotel passiert – auch dort sei sie am Türsteher gescheitert, der Hunde in der Cocktailbar nicht zuließ. Warum, ist nicht ganz klar. „Vielleicht könnte das ,Nein’ aus platztechnischen Gründen ausgesprochen worden sein“, sagt dazu ein Sprecher des Dorint-Hotels auf Anfrage unserer Redaktion. „Generell würde mir kein Grund einfallen, warum Blinde nicht bei uns zu Gast sein sollten.“

Wohlgemerkt, nicht in allen Restaurants wird ihr der Zugang mit Hund verwehrt, sagt Andrea Eberl. Nachdem sie an den Eingangstüren von zwei Düsseldorfer Restaurants scheiterte, sei sie im dritten willkommen gewesen. „Sogar als ,Enny’ kurz gebellt hat, weil sie Wasser brauchte, hat dort niemand ein böses Wort verloren.“

„Grundsätzlich hat der Gastronom das Hausrecht. Er entscheidet darüber, wer bei ihm zu Gast ist“, sagt Thomas Hellwig, Sprecher des Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga) in NRW. Das Gastrecht gelte aus hygienischen Gründen insbesondere für das Mitführen von Tieren – aber: „Blindenhunde sind ein medizinisches Hilfsmittel, sie dürfen grundsätzlich mit“, sagt Hellwig. 14 Jahre sei er nun im Presseteam der Dehoga – von Vorfällen, wie sie Andrea Eberl passiert seien, höre er zum ersten Mal.

In Metzgereien könne sich der Besuch mit einem Führhund schon eher zu einem Problem entwickeln – „davon hören wir öfter“, berichtet Ernst Balsmeier, Vorsitzender des Sehbehinderten- und Blindenvereins im Rhein-Kreis. Was fehle sei eine rechtliche Grundlage. „Unsere Fachgruppe für Führhunde bemüht sich schon seit Jahren um Fortschritte“, sagt der Neusser. „Leider bekommt sie das bei unseren Politikern nicht durch.“

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