Firma aus Grevenbroich Bio-Dünger aus Braunkohle – ein Modell mit Zukunft

Meinung | Grevenbroich · Humintech verwandelt erfolgreich karge Landschaften mit Hilfe von Braunkohle in fruchtbare Böden. Das Unternehmen aus Grevenbroich hat aber ein Problem.

  Bei Humintech werden Bodenverbesserer hergestellt.

Bei Humintech werden Bodenverbesserer hergestellt.

Foto: Staniek

Voraussichtlich noch bis zum Jahr 2038 soll Kostenpflichtiger Inhalt Braunkohle im Rheinischen Revier für die Energieversorgung abgebaut werden. Wenn es nach der Grevenbroicher Firma Humintech geht, könnte es danach nahtlos weitergehen. Nicht mehr in der jetzigen Größe, sondern weitaus kleiner, etwa im Maßstab einer Kiesgrube. Und auch nicht mehr zur Stromproduktion, sondern um umweltfreundliche Bio-Dünger herzustellen.

Das Unternehmen hat sich darauf konzentriert, die in der Braunkohle enthaltenen Huminstoffe als Mittel zur Reaktivierung ausgelaugter Böden einzusetzen. Die Produkte aus Grevenbroich werden mittlerweile weltweit vertrieben. Abnehmer gibt es etwa in Kuwait und Ägypten, in China und Indien. Ein gutes Modell.

Aber Humintech hat ein Problem: Ihre Erzeugnisse sind nur ein Nebeneffekt bei der Auskohlung des Tagebaus. „Die Förderung ist praktisch ausschließlich durch die Verwendung als Energierohstoff gerechtfertigt“, sagt Firmenvertreter Berthold Stern. Die Rechte zur Erkundung und zum Abbau der Braunkohle liegen bei RWE.

Um unabhängig vom Energiekonzern zu werden, fordert das Unternehmen nun eine Änderung des Bergrechts und eine Gleichstellung mit dem Kies- und Sandabbau. Damit könne selbst nach dem Ende der Tagebautätigkeit durch RWE die Braunkohleförderung in Garzweiler weitergehen. Was beim anstehenden Strukturwandel im Rheinischen Revier durchaus eine Option wäre.

NRW-Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart will eine Änderung des Bergrechts mit in seine Überlegungen aufnehmen. Das sagte er jetzt bei einem Besuch des Grevenbroicher Unternehmens. Der FDP-Politiker gibt jedoch zu bedenken, dass es ein Akzeptanzproblem in der Region geben könnte, wenn nach dem Ende des Tagebaus weiterhin in Braunkohle gegraben wird. Das sieht Humintech anders – denn: Keine Dörfer müssten dafür umgesiedelt werden, das Grundwasser bliebe unangetastet. Nichts, wofür es lohnen würde, auf die Straße zu gehen.

Schützenhilfe bekommt das Unternehmen aktuell von der SPD-Kreistagsfraktion. Vorsitzender Rainer Thiel fordert in einem Antrag für die nächste Sitzung des Kreisausschusses, dass sich die Kreisverwaltung mit dem Landrat an der Spitze im Sinne von Humintech für eine Änderung des Bergrechts einsetzen soll – bei der Zukunftsagentur Rheinisches Revier, im Braunkohleausschuss der Bezirksregierung Köln, im Regionalrat Düsseldorf und in den zuständigen Landesministerien.

Mit einem Abbau von Braunkohle in maximal 20 Meter tiefen Gruben könnte der Rohstoff aus dem Revier künftig für umweltfreundliche Projekte eingesetzt werden. Heißt: weniger Chemie, weniger Kunstdünger, bessere Klima-Bilanz. Das täte auch dem Namen Grevenbroich gut. Warum sollte das schlecht sein?

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